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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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    Aber ich finde nur Freude und Erleichterung in meinem Herzen. Schließlich hatte ich die Wahl, und ich habe mich entschieden. Wir haben uns entschieden. Füreinander. Als wir langsam zum Ausgang gehen, bin ich die glücklichste Frau der Welt.
    Und dann werfe ich einen Blick nach rechts und sehe Franziska.
    »Mark!«, flüstere ich entsetzt und ziehe an seinem Arm.
    »Was ist denn?«
    Inzwischen sind wir schon zwei Schritte weitergegangen, und sie ist nicht mehr in meinem Blickfeld. »Franziska ist da!«, stammle ich hysterisch.
    »Welche Franziska?«
    »Na, deine Franziska.«
    Mark schaut sich verwirrt um, dann lächelt er beruhigend. »Unsinn. Was sollte Franziska hier suchen? Bleib locker, Süße. Du siehst Gespenster.«
    Ein bisschen beleidigt schließe ich den Mund. Vielleicht hat er ja recht.
    Vor der Kirche werfen unsere Freunde Reis und machen schillernde Seifenblasen. Die Sonne scheint, es weht ein lauer Wind. Wir stellen uns in den Schatten eines Baumes. Vor uns bildet sich eine lange Reihe an Gratulanten. Unsere Familie und meine Freundinnen sind die ersten, dann kommen ein paar Kollegen von Mark.
    Und plötzlich steht Mike vor mir und begrüßt mich begeistert. »Luisa, was für eine schöne Braut du bist! Traumhaftes Kleid!«
    »Danke, Mike. Wie schön, dass du da bist.«
    »Ja, und ich hab meine Freundin mitgebracht! Darf ich vorstellen?« Mike macht einen Schritt zur Seite, und hinter ihm kommt Franziska zum Vorschein. Marks Ex-Franziska. Ich erstarre zu Eis. Von wegen Gespenster. Mit gespielter Fröhlichkeit reicht sie mir die Hand, und ich ergreife sie wie in Zeitlupe. Eine andere Reaktion kann ich gerade nicht abrufen, weil ich viel zu perplex bin. Ich höre, wie Mark neben mir scharf die Luft einzieht. Auch ihm reicht Franziska die Hand mit einem Lächeln, das allmählich in ein triumphierendes Grinsen übergeht. Mark nimmt ihre Hand und hält sie fest.
    »Was machst du hier?«, fragt er mit drohendem Unterton.
    »Mark, du tust mir weh!«, zwitschert Franziska und entwindet ihm die Hand. »Ich bin doch nur Mikes Begleitung.«
    Mark wirft einen Blick zu Mike, der mit reichlich verständnislosem Gesichtsausdruck danebensteht und beschützend seinen Arm um Franziskas Schultern legt. Sie schmiegt sich an ihn und fixiert dabei Mark. Von der anderen Seite drängeln andere Gratulanten. Ehe Mark noch etwas sagen kann, ist das Pärchen verschwunden.
    »Scheiße, Mark, was machen wir jetzt?«, zische ich ihm zwischen zwei Gästen zu.
    »Immer schön lächeln. Wir reden gleich darüber.«
    Meine Mutter hat alles perfekt organisiert. Eine Kutsche wartet auf uns, um uns von der Kirche zur Feier zu bringen. Leider wusste Mama nicht, dass Mark auf Pferdehaare allergisch reagiert. Sobald wir den Zweispänner bestiegen haben, bin ich nicht mehr die Einzige mit geröteten Augen. Mark legt trotzdem tapfer den Arm um mich und nimmt meine Hand. Ich sollte den Moment genießen, aber ich bin wie gelähmt. Mechanisch winkend fahren wir vom Hof, dann wende ich mich meinem Mann zu. »Und jetzt?«
    »Keine Ahnung.« Er sieht erschöpft aus. »Wusstest du, dass die beiden zusammen sind?«
    »Ich hätte es wissen müssen.« Ganz plötzlich wird mir alles klar. »Ich wusste, dass Mikes Freundin Franziska heißt, und dass sie sich auf der Straße vor meiner Firma kennengelernt haben. Auf die Idee, dass es deine Franziska ist, bin ich natürlich nicht gekommen.«
    »Sie ist nicht meine Franziska.« Mark stöhnt auf.
    »Meinst du, sie hat ihn absichtlich aufgerissen?«, frage ich entgeistert. »Um uns zu schaden? Um die Hochzeit zu sprengen?«
    »Na ja, es ist schon ein komischer Zufall, findest du nicht?«
    »Aber sie konnte doch nicht wissen, dass Mike und ich so enge Kollegen sind!«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, zu was das Miststück fähig ist.«
    Für eine Minute schweigen wir gemeinsam und schauen zu, wie die Landschaft an uns vorbeizieht. Dann drückt Mark meine Hand.
    »Pass auf, Luisa. Es gibt zwei Möglichkeiten. Nummer eins: Wir schmeißen sie hochkant raus, sobald wir aus dieser Kutsche steigen. Das riecht aber nach Ärger. Sie wird sicher nicht gehen, ohne eine Riesenszene zu machen. Zum Schluss behauptet sie noch, sie sei von mir schwanger.«
    »Ist sie?«
    Mark straft mich mit einem bösen Blick und fährt fort: »Das würden alle unsere Gäste hören und womöglich in den falschen Hals bekommen. Und wir müssten dann stundenlang alles erklären. Die ganzen Irrungen und Wirrungen. Dein Vater würde dich
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