Wer ist die Coolste im ganzen Land
wenn du bitte aufhören könntest, die Kapitänin unseres Teams zu beleidigen. Ich bin jetzt nämlich selbst ein Cheerleader!«
Halley riss entsetzt die Augen auf.
»Ich bin gerade erst ins Team aufgenommen worden.« Avalon warf hochmütig den Kopf zurück, spürte aber, dass die Mitteilung nicht so einschlug, wie sie es sich gewünscht hätte. Eigentlich hätte sie die Bombe lieber in einem anderen Moment platzen lassen statt inmitten eines derart aufgeheizten Beschimpfungsmarathons.
»Heißt das jetzt, dass du ein Cheer leader bist - oder ein Cheer follower ?« Halley zog spöttisch ihre braunen Brauen hoch.
Das wars. Avalon starrte das Mädchen, das sie einmal beste Freundin genannt hatte, hasserfüllt an. Ihr Blick wurde von ungefähr einem Dutzend Schüler, die neben der Schuleinfahrt Stellung bezogen hatten, atemlos verfolgt, genau wie jedes Wort, das Halley und Avalon wechselten.
Avalon wollte gerade in den Schadensregulierungs-Modus umschalten, als sie ein vertrautes Hupen hörte. Sie drehte sich um und sah, wie ihre Mutter in ihrem silbernen BMW um die Ecke bog - mit Abigail Brandon auf dem Beifahrersitz und Pucci auf der Rückbank.
»Was hat denn deine Mutter hier zu suchen?«, murmelte Halley und ging langsam auf den Wagen zu.
»Weiß ich doch nicht«, knurrte Avalon und versuchte, sich zusammenzunehmen, während sie Halley folgte.
»Hallo, ihr beiden!« Constance strahlte durch ihre schildpattgerahmte YSL-Sonnenbrille. Ihre kinnlangen platinblonden Haare waren von der Fahrt mit offenem Verdeck windzerzaust, ihre ärmellose blau gestreifte Ralph-Lauren-Bluse und die beige Leinencaprihose wirkten jedoch immer noch taufrisch.
»Hallo, ihr beiden.« Abigail winkte und warf lässig ihre
langen rotbraunen Haare über die Schulter zurück. Bisher hatte Avalon Abigails Vintage-Band-T-Shirts (heute war es David Bowie in Babyrosa) und ihre mädchenhafte Hipster-Attitüde cool gefunden. Jetzt wurde ihr klar, dass »ehemalige Musikagentin in Hollywood« übersetzt nichts anderes als »unreifer Möchtegern-Rockstar« hieß.
Wie die Mutter, so die Tochter.
»Hi, Mom. Hi, Abby.« Avalon zwang sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie hinter Constance in den Wagen kletterte, und überschüttete Pucci mit Küssen. Wenigstens hatten sie und Halley den Hund als Schutzwall zwischen sich. »Warum holt ihr uns denn zu zweit ab?«
»Ja, genau«, sagte Halley und gab ihrer Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie hinter ihr einstieg. »Liegt irgendwas an?«
»Wir haben eine Riesenüberraaaaschung«, flötete Constance und prüfte den Zustand ihrer beerenroten Lippen im Rückspiegel.
Die letzte Überraschung, die sie den Mädchen bereitet hatten, war eine winzig kleine Pucci gewesen, eingekuschelt in eine große blaue Tiffany-Schachtel, als Geschenk für den Abschluss ihres siebten Schuljahrs.
»Wir haben das Nate’s für eure Party gebucht!« Constance fuhr durch das Schultor und lenkte den Wagen einen steilen, kurvigen Hügel hinunter, von dem aus man in der Ferne das kristallfarbene Meer gegen die Sandsteinfelsen branden sehen konnte.
Vor Begeisterung rieselte Avalon ein Schauer über den Rücken. Das Nate’s war eines der angesagtesten Restaurants der Stadt. Courtney hatte dort schon ein paarmal den sechzehnten Geburtstag von Freunden gefeiert und danach jedes Mal davon geschwärmt - ultramodern mit
einem atemberaubenden Panoramablick auf die Bucht von La Jolla. Den ganzen Sommer über hatte Avalon von dieser Party geträumt und jetzt würde sie endlich tatsächlich stattfinden!
Sie drehte sich aufgeregt zu ihrer besten Freundin um, aber Halley schaute bloß stur geradeaus - was sie augenblicklich wieder zu ihrer ex -besten Freundin machte. Wie sollte sie das nur den Mamas erklären?
»Eigentlich hatten sie an eurem Termin schon ein anderes Event in ihrem Terminkalender stehen, aber dank Connies fantastischem Verhandlungsgeschick und Dads Beziehungen waren sie bereit, uns entgegenzukommen und diesen Tag für uns zu ermöglichen«, fügte Abigail hinzu und drehte sich Beifall heischend zu den beiden Mädchen um, bevor diese auch nur irgendetwas darauf erwidern konnten.
»Aber wir haben noch mehr gute Neuigkeiten«, fuhr Constance fort. »Heute Abend gehen wir alle gemeinsam dort essen, damit ihr direkt vor Ort euer Party-Büfett zusammenstellen könnt!«
Avalon wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Das Nate’s wäre der perfekte Ort, um ihre und Halleys Freundschaft zu feiern
Weitere Kostenlose Bücher