Wer ist die Coolste im ganzen Land
… wenn sie noch befreundet wären. Wie sollten sie den Mamas nur erklären, dass die Party - genau wie ihre Freundschaft - höchstwahrscheinlich gestorben war? Halley wandte Avalon den Kopf zu und sah ihr direkt in die Augen. Ihr Blick wirkte nicht mehr traurig, sondern übermütig.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Avalon nicht, wie sie Halleys Gesichtsausdruck deuten sollte. Und es gab nichts, das ihr in diesem Moment mehr Angst machte.
Zickenkrieg im Nate’s
A h! Ist das nicht einfach fantastisch?« Charles Brandons Lächeln war so strahlend, dass seine blendend weißen Zähne mit seinen graublauen Augen in der späten Nachmittagssonne um die Wette funkelten. Mit den zwei Tage alten Stoppeln auf seinem tief gebräunten, markanten Kinn, den hellbraunen Haaren, die ihm jungenhaft in die Stirn fielen, und dem schlichten weißen T-Shirt unter seinem schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt hätte er sich ohne Probleme unter die coolen Surfer mischen können, die auf der Dachterrasse des Nate’s abhingen.
Halley drückte den Arm ihres Vaters. »Das ist so süß von dir, dass du uns hierher mitgenommen hast. Vielen Dank!«
» Dir auch vielen Dank, Mom«, schob Avalon mit honigsüßer Stimme nach und rückte den Träger ihres blaugrünen Seidentops zurecht.
Halley verdrehte innerlich die Augen. Das war ja mal wieder typisch, dass Avalon so tat, als hätte ihre Familie alles organisiert, dabei war es Halleys Vater gewesen, der seine Beziehungen hatte spielen lassen. Charles kannte den Nate, dem das Nate’s gehörte, von der Produktion einer Sonderausgabe von Catch It, Eat It für den Fernsehsender Food Network. Halley war total stolz auf ihre hippen und kreativen Eltern und fragte sich plötzlich, wie sie überhaupt irgendetwas mit Avalons Eltern - zwei Anwälten! - gemeinsam haben konnten.
»Hier entlang, meine Damen. Die anderen Gästen sitzen bereits.« Ein Kellner mit blondierten Haaren und türkisen Ohrsteckern führte sie auf die andere Seite der Terrasse. Halley entschied sich für einen Platz zwischen ihrem Vater und Tyler an dem extra langen Tisch mit Blick auf die Klippen. Glücklicherweise würden ihre Mutter und Avalons Eltern eine Art menschlichen Schutzwall zwischen ihr und Avalon und deren Schwester Courtney bilden. »Tolle Stiefel«, bemerkte der Kellner, als er Halley den Rohrstuhl, auf dem ein weißes Sitzkissen lag, zurechtrückte.
»Ganz Halleys Style«, stimmte Avalon mit Raubtierlächeln zu und ließ sich in einen Stuhl gegenüber von Halley sinken. »Aber auf welche Beerdigung gehen wir eigentlich?«
»Auf die, auf der schon die anderen neunzig Prozent deines Rocks liegen.« Halley deutete mit dem Kopf auf Avalons ultrakurzen braunen Seiden-Mini. »Kein Wunder, wenn man sich modisch an Mädchen orientiert, die üben müssen, wie man das Wort Lion buchstabiert.«
Avalon setzte ihr strahlendstes Fake-Lächeln auf, während die anderen am Tisch sich verwirrte Blicke zuwarfen.
Halley fühlte sich wie ein absoluter Superstar, als sie - statt Avalons aufgesetzt fröhliches Maskengesicht auf der anderen Seite des Tischs zu beachten - die Atmosphäre des Nate’s in sich aufsaugte. Alle Gäste sahen so braun gebrannt und unglaublich elegant aus, während sie in der milden Abendbrise an ihren Cocktails nippten und in der Ferne das Meer rauschte. Halley hätte gerne ihre Kamera dabeigehabt, um das atemberaubende Farbenspiel des orange- und lavendelfarbenen Himmels aufzunehmen,
das mit jeder Minute, die die Sonne tiefer im Pazifik versank, intensiver wurde. Schon jetzt hatte sie die Skizze im Kopf, die sie davon machen wollte, sobald sie wieder zu Hause war.
»So, hier kommen Ihre Vorspeisen«, verkündete der Kellner, der mit mehreren Platten an ihren Tisch getreten war. Er zählte zuerst die vielen verschiedenen Tintenfisch-Variationen auf - gebacken, frittiert, gedünstet und gegrillt - und fuhr dann mit der Austernauswahl fort. Anschließend folgten gefüllte Champignons, Endiviensalat und Salat aus gerösteter Roter Bete. »Wenn ich sonst noch irgendetwas für Sie tun kann, rufen Sie mich bitte einfach. Mein Name ist Steven.«
Während die Eltern sich herzlich bei Steven bedankten und anfingen, von den diversen Köstlichkeiten zu probieren, entbrannte zwischen Courtney und Tyler eine heftige Diskussion darüber, ob nun die gegrillten oder die frittierten Tintenfische besser waren.
»Das S-a-l-z«, buchstabierte Halley, während sie sich etwas von dem Rote-Bete-Salat nahm. »Könntest du mir
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