Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
Dackels, allerdings auch in die Hand der Frau, die den Dackel hielt.
„Der tut ja doch was“, brüllte diese, worauf der Besitzer des Mischlings antwortete: „Das hat er ja noch nie gemacht.“
Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert. Der Mischling war ein wesensfester und gut sozialisierter Hund und daher wurde niemand verletzt. Das Verhalten des Dackels hatte er allerdings als eindeutige Bedrohung seiner eigenen Sicherheit aufgefasst, die er abwenden musste. Nachdem sich die Beteiligten beruhigt hatten, konnte ich den beiden Hundehaltern auch sachlich erklären, was in dieser Situation falsch gelaufen und dass keiner der Hunde Schuld daran war.
Ein Fehler war es zunächst einmal, dass der Mischlingshalter seinen Hund einfach ungesichert auf andere zulaufen ließ. Das ist eine leider oft vorkommende menschliche Unart, denn es kann immer sein, dass andere Hunde keine Annäherung wünschen oder erlauben. Und es gibt auch viele Menschen, die Angst vor Hunden haben. Seinen Hund unangeleint auf jeden zulaufen zu lassen und „Der tut nix“ zu rufen, zeugt von wenig Rücksichtnahme. Bei Begegnungen leint man Hunde besser an und verständigt sich zunächst darüber, ob sie frei laufen können oder nicht.
Der nächste Fehler wurde eindeutig von meiner Kundin begangen, nicht unbedingt, weil sie ihren Dackel hochnahm, aber weil sie ihn knurrend dem anderen Hund vor die Schnauze hielt. Und dann, das muss ich auch zugeben, war es mein Fehler, dass ich nicht schneller eingegriffen habe. Ich hätte mit dem Verhalten der Dame rechnen müssen. Die beiden Vierbeiner haben reagiert, wie man es als Hund in bedrohlichen Situationen tut.
Diese Geschichte verdeutlicht, dass selbst der friedlichste Hund, der gut sozialisiert und erzogen ist, in Situationen geraten kann, in denen er anders reagiert, als die Menschen es gerne hätten. Jeder Hund ist schließlich ein eigenständiges Lebewesen und beurteilt die Gegebenheiten auf seine eigene Art und Weise. Selbst wenn ich meinen Hund gut kenne und glaube, sein Verhalten beurteilen zu können, kann er durchaus einmal völlig unvorhergesehen handeln. Ich persönlich kenne nur einen Hund, von dem ich mit gutem Gewissen und zu 100% behaupten kann, dass er nichts tut. Sein Fell ist aus Polyester und sein Innenleben aus Stroh …
Premiere
Dass einmal immer das erste Mal ist, zeigt auch die folgende Geschichte. Ich befand mich auf einem Feldweg und sah in einiger Entfernung einen Spaziergänger, der mit seinem frei laufenden Hund unterwegs war. Als er mein Auto bemerkte, rief er seinen Hund heran und brachte ihn neben sich ins Platz. Vorbildlich, könnte man meinen. Da ich noch relativ weit entfernt war, war ich jedoch in der Lage, die Szenerie großräumiger zu überblicken als der Hundebesitzer. Dieser stand mit seinem Hund an der rechten Seite der Fahrbahn und schaute in meine Richtung, während auf dem Feld links von mir zwei Hasen auf den Weg zu liefen. Die Tiere machten den Eindruck, als wären sie vollkommen von Sinnen und würden ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Jeder, der auf dem Land lebt, wird wissen, dass Hasen, wenn sie im Liebesrausch sind, alles um sich herum vergessen. So auch diese beiden.
Die liebestollen Langohren näherten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, während der Hundehalter seinen Hund abgelegt hatte, ohne ihn jedoch mit einer Leine zu sichern. Ich hatte das Gefühl, dass ich bei gleichbleibender Geschwindigkeit ungefähr im selben Moment auf das Mensch-Hund-Gespann und die Hasen st0ßen würde. Darum verlangsamte ich meine Fahrt stark. Zum Glück, muss ich sagen, denn wenn ich mich darauf verlassen hätte, dass der Hundehalter seinen Vierbeiner unter Kontrolle haben würde, hätte ich den Hund möglicherweise überfahren. Ich konnte nämlich jetzt genau das beobachten, was ich vorausgesehen hatte. Als die Hasen nur noch wenige Meter von Mensch und Hund entfernt waren, war dem Mischlingsrüden seine Erziehung völlig egal. Er sprang auf und rannte auf die Hasen zu. Der Hundebesitzer, der vorher so stolz seine Hundeerziehung demonstriert hatte, konnte es nicht fassen. Er rief seinem Hund hinterher und machte dabei einen peinlich berührten Eindruck. Als ich anhielt, sagte er kleinlaut: „Das hat er noch ja nie gemacht! Sonst habe ich ihn immer unter Kontrolle.“
Es ist schon merkwürdig: Der Mann schien sich bei mir für das Verhalten seines Hundes zu entschuldigen. Während er noch zeigen konnte, wie gut er seinen Hund erzogen hatte, stand er mit
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