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Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Titel: Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riepe
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wollte, und sein keifendes Frauchen, welches ihm in vollem Ernst mit dem Tierheim drohte, hatten schon amüsante Züge.
    „Sehen Sie, ich versuche alles, der kann aber nicht hören“, sagt die Frau im Ton der absoluten Überzeugung. Sicher hatte sie in ihren Augen alles verbal Mögliche getan, ihren Hund zurückzurufen, bis hin zu unfreundlichen Drohungen. Das Problem war allerdings, dass der Hund kein Wort von dem, was sein Frauchen gebrüllt hatte, verstehen konnte. Nicht dass er tatsächlich Probleme mit den Ohren gehabt hätte oder taub gewesen wäre – nein, kurz zuvor hatte Karl-Otto noch das Rascheln einer Maus im Laub gehört, was er – wie vorher beschrieben – auch klar anzeigte. Die Drohungen seines Frauchens verstand der Hund vom Sinn her nicht. Wenn Hunde auch in der Lage sind, einzelne Wörter oder Wortketten einem Objekt oder einer Handlung zuzuordnen, so sind sie natürlich nicht befähigt, abstrakte Sätze in ihrer Bedeutung zu verstehen. Aber nicht nur das mangelnde Verständnis für den Inhalt der Sätze seiner Besitzerin ließ Karl-Otto fröhlich weiterbuddeln. Frauchens Worte gingen zum rechten Ohr so hinaus, wie sie links hereingekommen waren. Sie hatten nämlich für ihn und seine aktuelle Handlung keinerlei Konsequenzen, egal was der Hund in der Folgezeit machte. Buddelte er weiter, passierte nichts; wenn er zurück zum Frauchen lief, geschah auch nichts Ernsthaftes, außer dass Frauchen kurz noch etwas lauter wurde – was er nun überhaupt nicht verstand. Er kam doch zurück und wurde noch ausgeschimpft? Komisch, diese Menschen wissen nie, was sie wollen …
    Und genau das musste in diesem Fall geändert werden. Ich bin bekanntermaßen kein Freund von negativen Konsequenzen. Darum haben die Rentnerin, Karl-Otto und ich einen Befehl eingeübt, der bei Befolgung immer eine äußerst positive Auswirkung für den Hund beinhaltete. Von da an gab nämlich es jedes Mal ein kleines Stück Käse – seine Lieblingsspeise –, wenn er zu seinem Frauchen kam. Wie wir das im Einzelnen trainiert haben, ist eine längere Geschichte. Ich möchte hier keine kurzen Tipps geben, die dann vielleicht unprofessionell umgesetzt werden. Jede gute Hundeschule und jeder kompetente Hundepsychologe wird sicher gern behilflich sein und eine geeignete Unterstützung anbieten. Wichtig ist mir an dieser Stelle nur der Hinweis, dass man nicht unkontrolliert auf seinen Hund einredet oder ihn ohne Pause anschreit. Wenn er ein Kommando befolgen soll, muss er auch wissen, dass die Ausführung etwas für ihn bringt – in Karl-Ottos Fall war das Käse. Ich kenne aber auch viele Hunde, denen schon ein freundliches Lob reicht. Dauerndes Rufen hingegen lässt sie abstumpfen und an unserem Verstand zweifeln. Und dann hören sie einfach nicht mehr hin, obwohl sie in der Lage sind, selbst das Rascheln von Mäusen zu vernehmen.

Das tut doch gar nicht weh

    In den letzten zwanzig Jahren hat sich in Sachen Hundehaltung und -erziehung viel verändert, möchte man glauben, wenn man an all die Schlagworte denkt, mit denen der Hundehalter in der heutigen Zeit konfrontiert wird. Ständig ist dort von Gewaltfreiheit, von neuen Wegen, vom Verständnis für den Hund oder von einem partnerschaftlichen Verhältnis die Rede. Durch solche Aussagen wird suggeriert, dass in den mitteleuropäischen Ländern heutzutage ein sehr hundefreundliches Klima herrschen würde und alle Hundehalter mit einem fundierten Wissen für eine hohe Lebensqualität ihrer Vierbeiner sorgen könnten. Leider aber scheint sich trotz aller Aufklärung, Forschung und neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht selten eine gähnende Leere in den Regionen des Gehirns zu befinden, wo das Wissen rund um den Hund abgespeichert werden sollte.
    Ein symptomatisches Erlebnis hatte ich vor kurzer Zeit, als ich mal wieder mit meinen Hunden zum Spaziergang in unsere Feldflur aufbrach. Wir waren noch im Auto, als plötzlich ein Dobermann angerannt kam und uns bellend umkreiste. Ich hielt an, um das Tier nicht zu überfahren. Was mir bei dem Hund sofort auffiel, war sein Halsband. Ein klassisches Stachelhalsband. Dass ich dem Halter dazu erst mal kräftig meine Meinung erläutern würde, war mir auf der Stelle klar. Dann sah ich den Besitzer auch, der sichtlich bemüht war, seinen Hund einzufangen, was allerdings völlig misslang. Der Hund kam zwar zu ihm, flüchtete jedoch sofort wieder panisch, sobald der Mann nach dem Halsband griff. Das ist nur zu verständlich, weil die

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