Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
konnte. Jetzt blieb mir aber nichts anderes übrig, eine dermaßen inkompetente Behandlung konnte ich nicht länger ertragen. Ich beendete die Tortur des Hundes mit einer Frage an Frau J.
„Das funktioniert ja toll! Können Sie mir das bei meinem Hund auch einmal zeigen?“
„Sicher“, grunzte Frau J., „kommen Sie her!“
Ich ging mit Mike, der mich fragend anschaute, zu der Trainerin, die erst in dem Moment den armen Ridgeback losließ. Mike wurde von mir positioniert und Frau J. ging an seiner Seite in die Hocke, wie zuvor schon demonstriert. Bevor sie jedoch Mike anfassen konnte, nutze ich ihre schwache Standfestigkeit in der Hockposition aus, griff an eine Schulter der Frau und schubste sie um. Sie kullerte auf den Rücken und wusste nun ihrerseits nicht, wie ihr geschah. Ich kommentiere die Szenerie mit einem „Platz“, nahm Mike und verließ die Hundeschule. Natürlich nicht, ohne eine wahre Schimpfkanonade der Trainerin hinter mir zu hören.
Dieser kurze Einblick in die Arbeitsweise der Hundetrainerin und ihrer Hundeschule reichte, um mir zu bestätigen, was ich über den Betrieb gehört hatte. Hier wurden Hunde ausschließlich über Gewalt und Einschüchterung ausgebildet und es wunderte mich nicht mehr, warum so viele ehemalige Kunden dieser Dame bei mir vorstellig wurden. Warum diese Art der Hundeausbildung wirklich idiotisch ist, werde ich in einem späteren Kapitel noch näher erläutern. Was mich aber rein (human-) psychologisch faszinierte, war die Tatsache, dass sich Menschen, die auch noch Geld dafür bezahlen, wie den letzten Dreck behandeln lassen. Vielleicht hat das was mit Gruppenzwang zu tun. Menschen verhalten sich gern konform, weil sie bei anderen einen bestimmten Eindruck hinterlassen wollen. Viele fühlen sich nicht wohl, wenn sie sich gegen die Mehrheit der Gemeinschaft stellen, haben Angst vor Ablehnung. Dadurch kann es vorkommen, dass sie sich solidarisch verhalten, obwohl sie eigentlich anders denken. Von den Gruppenleitern wird oft nach der Methode verfahren, dass die vermeintlich schwächsten Mitglieder gemobbt oder vorgeführt werden, so wie in unserem Fall die junge Dame mit dem Ridgeback. Damit macht man sich Gruppen gefügig, was dann auch zur Folge hat, dass die Gemeinschaft oder eine Organisation wie hier die Hundeschule nach außen als richtig und kompetent verkauft wird. Man ist ein Bestandteil davon ist und will sich nicht eingestehen, dass man sich auf eine falsche Fährte hat locken lassen.
Ein solches Phänomen menschlichen Verhaltens ist nicht nur bei inkompetenten Hundeschulen anzutreffen, sondern es wird ebenso bei solchen praktiziert, die im Prinzip nicht so schlecht arbeiten wie Frau J. Ich kenne leider auch Hundetrainer, die zwar mit Hunden korrekt umgehen, die Menschen aber über den Gruppenzwang genauso schikanieren, wie das in dieser Geschichte passiert ist. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Wahl einer Hundeschule ist daher für mich ganz klar der korrekte Umgang mit Hund UND Mensch – und darauf sollten Sie immer achten. Glauben Sie mir, als ich Frau J. auf den Rücken kugelte, hatte ich keine Angst vor der Ablehnung durch die Gruppe – ich empfand nur einfach eine tiefe Aversion gegenüber der Frau.
Majestät Max
Bevor ich Sie mit einer Majestät bekannt mache, die den königlichen Namen Max trägt, möchte ich Sie etwas fragen. Und versuchen Sie bitte einmal, eine ehrliche Antwort für sich selbst zu finden. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie kommen morgens zur Arbeit, gehen in das Büro Ihres Chefs und sagen: „Chef, mach mir mal einen Kaffee!“ Der Chef steht auf und bereitet das Getränk. Etwas später kommt er und bringt es Ihnen. Sie bedanken sich nicht und sagen stattdessen: „Chef, der Hof ist noch nicht gefegt, mach das!“ Der Chef rennt los und greift zum Besen. Später, nachdem der Hof blitzblank ist, kommt er und fragt Sie, ob Sie eine Arbeit für ihn ausführen können. Sie beachten ihn nicht, behandeln ihn wie Luft, woraufhin er sich zurückzieht und die Arbeit selbst macht.
Es ist natürlich schön, wenn Sie Ihren Chef im Griff haben, das erleichtert Ihr Leben ungemein – aber ist dieser Chef in der Lage, seiner verantwortungsvollen Aufgabe gerecht zu werden? Kann man ihm zutrauen, einen Betrieb zu leiten und die Belange der Mitarbeiter positiv zu regeln? Ganz bestimmt nicht! Ein Vorgesetzter, der alles macht, was ich ihm sage, kann eine solche Rolle nicht ausfüllen. Was nicht heißt, dass ein Chef nicht auch mal
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