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Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)

Titel: Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riepe
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stolz geschwellter Brust da; als das Tier dann nicht so funktionierte wie gewünscht, war es ihm peinlich. Ich hatte den Eindruck, dass er keine Angst um Hund und Hasen hatte, sondern es eher seine Sorge war, sich blamiert zu haben. Leider beobachte ich solch ein Verhalten recht häufig. Ich glaube manchmal, dass sich Menschen über den Umgang mit ihren Hunden selbst definieren und so ihr Bild nach außen zeichnen wollen. Doch bedauerlicherweise spielen die Hunde da nicht immer mit. Unser Mischlingsrüde scherte sich nämlich keineswegs darum, ob er sein Herrchen blamiert hatte oder nicht; sein Jagdtrieb, der tief in ihm verwurzelt ist, wurde durch die rennenden Hasen geweckt. Egal wie viel man mit Hunden arbeitet und trainiert – es kann immer zu Situationen kommen, die so oder ähnlich ablaufen, wie hier geschildert. Ein Hund ist nun einmal ein Lebewesen und nie uneingeschränkt kalkulierbar. Und darum hört man auch immer wieder den Spruch: „Das hat er ja noch nie gemacht.“ Ich entgegne dann meist: „Einmal ist immer das erste Mal …“
    Als der Mischlingsrüde übrigens merkte, dass Hasen sehr schnell sein können, brach er seine Jagd sehr bald ab und kam zum Herrchen zurück – welches immer noch dabei war, sich vor mir zu rechtfertigen, obwohl ich kein Wort gesagt hatte.
    Damit man mich hier nicht falsch versteht: Natürlich ist es gut und sogar unabdingbar, dass ein Hund abrufbar ist und in einer potenziellen Gefahrensituation, wie es z. B. ein herannahendes Auto ist, zu uns kommt. Doch warum ist es für viele so schwer, dem Hund, wenn er dann da ist, die Leine anzulegen bzw. ihn zu sichern, indem man ihn am Halsband oder Geschirr festhält? Spielt da wirklich das Bedürfnis mit zu zeigen, wie gut man doch mit dem Hund umgehen kann? Ich weiß es nicht, aber die Vermutung liegt nahe.
    Ich persönlich halte meine Hunde in solchen Fällen immer fest, sodass es mir selbst bei unvorhergesehenen Ereignissen möglich ist, die Kontrolle zu behalten. Mir ist es dabei genauso egal wie meinen Hunden, was der vorbeifahrende Autofahrer über uns denkt. Meine Hunde sind nämlich aus Fleisch und Blut und es besteht immer die Möglichkeit, dass sie etwas tun, was sie noch nie gemacht haben.

Karl-Otto hat Probleme mit den Ohren

    Karl-Otto ist ein Parson Russell Terrier, der allein mit seinem Frauchen, einer sehr netten Rentnerin, zusammenlebt. Nun ist er aber, wie es bei den meisten Hunden dieser Rasse typisch ist, ein sehr lebhaftes Tier, welches auch einen ausgesprochen starken Jagdtrieb hat. Warum der Züchter diesen reinrassigen, aus seriöser Hobbyzucht stammenden Hund an eine Rentnerin verkauft hat, bleibt mir jedoch ein Rätsel. Gerade Züchter sollten die Eigenschaften ihrer Rasse kennen und ihre Tiere nur an passende Interessenten abgeben. Und an Liebhabern mangelt es bei Parson Russell Terriern sicher nicht. Jetzt aber lebt dieses Energiebündel bei der Frau, die sich wirklich alle Mühe gibt, dem Tier gerecht zu werden. Allerdings erreichte mich auch ihr Hilferuf: Karl-Otto könne überhaupt nicht hören, sie hätte alles ausprobiert.
    Ich traf mich mit der Dame und ihrem Hund zu einem gemeinsamen Spaziergang. Wir gingen durch eine Parkanlage, in der Hunden Freilauf gestattet war. Karl-Otto trabte eine ganze Weile ohne Leine neben uns her. Plötzlich stoppte er jedoch. Er richtete seinen Kopf auf, ja, er reckte ihn geradezu in eine gewisse Richtung. Gleichzeitig drehte er die Vorderseite der Ohren ebenso dorthin. Kurz darauf sprintete Karl-Otto los, um in ca. 100 Metern Entfernung auf einem mit Laub bedeckten Wiesenabschnitt mit intensivem Graben zu beginnen. In solchen Situationen bitte ich die Hundebesitzer, sich so zu verhalten, wie sie es immer tun. Also fing die nette Rentnerin an zu rufen: „Karli, komm schön! Du musst jetzt kommen! Wenn du nicht kommst, bringe ich dich ins Tierheim …“ Unaufhörlich schmetterte die Dame ihre Worte in Richtung des Hundes. Dieser war schon eifrig dabei, einen Krater auszuheben, der immer mehr die Ausmaße annahm, wie wir sie von Mondbildern kennen. Karl-Otto interessierte der Wortschwall seines Frauchens nicht im geringsten. Er arbeitete weiter, obwohl die Maus, die ihn vermutlich gelockt hatte, längst aus einem weiteren Ausgang ihrer Bauanlage geflohen war und nun das Treiben an ihrem Mauseloch aus sicherer Entfernung beobachtete. Wahrscheinlich lachte sie sich ins Pfötchen und mir ging es ähnlich. Der Anblick des Hundes, der eine Mondlandschaft nachbauen

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