Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
diese „Unart“, wie Herr K. es ausdrückte, abgewöhnen. Nur hielt Max sein Verhalten nicht im geringsten für eine solche. Nein, er betrachtete es als seine Aufgabe, das Revier vor Eindringlingen zu schützen. Die beiden Menschen, die mit ihm lebten, konnten das nicht erledigen. Die taten schließlich alles, was er von ihnen verlangte, denen konnte man es also nicht überlassen, das Revier und seine Bewohner zu verteidigen.
Meine Diagnose der Situation war recht schnell klar, als ich Max mit seinem Hofstaat besuchte. Das Ziel der Arbeit war ganz einfach. Herr und Frau K. mussten das Verhältnis, wer auf wen reagiert, wer wen manipuliert, umkehren und zu ihren Gunsten verändern. In Zukunft galt es, nicht mehr nach jedem Anstupsen sofort den Hund zu streicheln, nicht zu spielen, sobald Sir Max mit einem Spielzeug dazu aufforderte, und nicht die Gartentür zu öffnen, wenn seine Majestät es befahl. Für die Hundebesitzer war das die wohl schwierigste Aufgabe überhaupt. „Aber wenn der Hund doch mal muss und deshalb an der Pforte sitzt?“, fragte Frau K. nicht ganz zu Unrecht. Muss ein Hund allerdings alle 30 Minuten raus, sollte man einen Tierarzt aufsuchen. Natürlich ist es unvermeidlich, dass ein Hund regelmäßig und häufig genug die Möglichkeit hat, sich draußen zu lösen. Aber das kann man als Mensch gut einteilen und regeln. Ich garantierte dem Rentnerpaar, dass Max nicht in den Garten wollte, weil er ein dringendes Bedürfnis hatte, jedenfalls nicht in dieser Häufigkeit.
Natürlich bedurfte es auch noch anderer Maßnahmen, um Max daheim zu beruhigen, damit er in Zukunft gelassener mit Besuchern umgehen konnte. Ihm wurde ein Platz zugewiesen, den er beim Erscheinen der Gäste aufsuchen musste. Aber das funktionierte erst, nachdem Max gelernt hatte, dass er seine Menschen als Familienoberhaupt anerkennen konnte. Als er das verinnerlicht hatte, war er bereit, Anweisungen von ihnen zu akzeptieren, und ging dann leicht auch in sein Körbchen, wenn der Besuch kam.
Max, der durch eine völlige Fehlinterpretation hundlichen Verhaltens von seinen Menschen auf einen Thron gehievt worden war, gab das Zepter bereitwillig ab. Übrigens komplett ohne gewaltsamen Putsch, ohne Machtdemonstrationen oder Rangkämpfe, sondern schlichtweg über soziale Verhaltensmuster, die so einfach wie logisch sind.
Oh, es ist schon wieder Gassizeit, dann muss ich jetzt das Schreiben einstellen. Meine Hündin Koka und mein Hund Puzzel sitzen bereits an der Haustür und geben den Befehl zum Aufbruch …
Der tut nix
Ich war mit einer Kundin und ihrem Dackel unterwegs, um Hund und Mensch in die Geheimnisse der Leinenführigkeit einzuweihen. Der Dackel kannte diese allerdings schon ein wenig, denn er hatte seinem Frauchen perfekt beigebracht, wie sie sich am anderen Ende der Leine verhalten sollte, und zog seine Besitzerin, wohin er wollte. Ein Dackel, wohlgemerkt …
Als wir mit den Übungen beschäftigt waren, kam in einiger Entfernung ein Mischlingshund heran, der ungefähr die Größe eines Deutschen Schäferhundes hatte. Weit hinter ihm tauchte sein Besitzer auf, der gemütlich um die Ecke schlenderte. Als meine Kundin – die nette Dame, die sich in ihrer gutmütigen, aber auch übervorsichtigen Art von ihrem Hund durch die Gegend zerren ließ – den großen Hund ohne Leine sah, geriet sie sofort in Panik. Sie griff sich den Dackel und nahm ihn auf den Arm, während der Mischling freundlich auf die beiden zuging. Ich sagte der Frau, dass sie ganz ruhig bleiben möge und den Dackel auf den Boden setzen solle. Denn ich hatte ja gesehen, dass der Mischling sich entspannt näherte und keinerlei bedrohliches Verhalten zeigte. In dem Moment rief jedoch der Besitzer des großen Hundes: „Der tut nix, der tuuut nix!“
Nun wollte auch unser Dackel aus der sicheren Position in Frauchens Armen heraus seine Meinung zu der Situation kundtun: Er knurrte und drohte damit offensiv. Sein Frauchen hatte übrigens nicht auf meinen Rat gehört. Sie behielt den Dackel weiterhin auf dem Arm, sagte aber zu dem Mann: „Wenn Ihrer nichts tut, kann meiner ja mal schnüffeln.“ Und sie beugte sich mit dem knurrenden und drohenden Hund zu dem immer noch entspannten und friedfertigen Mischling hinunter …
Entsetzt wollte ich noch „Stopp!“ rufen, kam aber nicht so weit, maximal ein „Sto“ brachte ich heraus. Bevor ich das „pp“ aussprechen konnte, hatte der Mischling bereits zugeschnappt. Einmal kurz und trocken in die Schulter des
Weitere Kostenlose Bücher