Wer ist hier der Schlaumeier?: Skurrile Geschichten von Hunden und ihren Menschen (German Edition)
Stacheln natürlich bei jedem Zug einen unsäglichen Schmerz im Halsbereich verursachen. Ich werde während meiner beruflichen Tätigkeit häufig mit Hundehaltern konfrontiert, die immer noch mit solchen Hilfsmitteln arbeiten. Allerdings sind dies meist Mitglieder einschlägiger Hundevereine oder ideologischer Interessengruppen – und deren gesunder Menschenverstand sowie auch ihr Mitgefühl gegenüber Tieren lassen oft zu wünschen übrig.
Dieser Hundehalter war jedoch einer solchen Gruppe nicht zuzuordnen. Ich kannte den Mann sogar recht gut. Er war im Grunde ein netter Typ, den ich als Menschen durchaus schätzte, im Hundebereich waren nun allerdings deutliche Defizite zu erkennen. Ich versuchte ihm zu erläutern, warum ein Stachelhalsband ein absolutes Tabu ist, wenn man verantwortungsvoll mit einem Hund umgehen möchte. Der Schmerz, der durch solche Halsbänder verursacht wird, löst im Gehirn Aggressionen aus, die der Hund aus Furcht vor weiterer Qual nicht immer direkt zeigt. Die Wut und der Frust darüber, dass er sich nicht wehren kann, stauen sich aber auf und es passiert nicht selten, dass derart geführte und ausgebildete Hunde plötzlich alle angesammelten Aggressionen entladen. Das sind dann die Tiere, die „unvermittelt und ohne Vorwarnung“ böse beißen.
Nachdem ich nun dem Mann meine Predigt über den (Un)Sinn von Stachelhalsbändern gehalten hatte, entgegnete dieser: „Ja, aber meine Frau kann ihn ohne nicht halten. Und außerdem tut so ein Halsband ja gar nicht weh …“
Worauf ich mir folgende Antwort nicht verkneifen konnte: „Gut, wenn du das meinst, dann legen wir dir das Halsband jetzt um und ich ziehe einmal kräftig daran!“ Das wollte er dann auch nicht. Im Grunde hatte er den Widerspruch seiner Aussage ja auch selbst entlarvt. Wenn seine Frau den Hund nur mit einem Stachelhalsband halten kann, muss schließlich eine deutliche Wirkung vorhanden sein, sonst würde sie es nicht benutzen. Und weil das Stachelhalsband zu den definitiv stark Schmerz verursachenden Hilfsmitteln zählt, hat es in der Hundeausbildung nichts zu suchen. Nicht nur aus dem bereits geschilderten Grund, dass man solch gequälte Hunde zu „Zeitbomben“ macht, die unvermittelt explodieren können, sondern auch aus Mitgefühl dem Lebewesen Hund gegenüber. Die Ausbildung eines Hundes sollte und muss heute über das positive Verstärken der richtigen Handlungen des Tieres laufen. Und wenn ich mal den Abbruch eines falschen Verhaltens durchführen muss, kann ich das sehr gut über Stimme und Körpersprache tun. Ein unbedarfter Hundehalter versucht natürlich mit Sprüchen wie „Das tut doch gar nicht weh“ sein eigenes Gewissen zu beruhigen, denn eigentlich ist er sich schon im Klaren darüber, dass er seinem Hund nichts weiter als rohe Gewalt antut. Der Mensch verdrängt nur gern.
Noch schlimmer sind meines Erachtens Trainer, die immer noch zu solch fatalen Methoden greifen und sie dem Hundebesitzer vermitteln. Leider sind darunter auch viele namhafte Menschen (ich nenne sie bewusst nicht Kollegen), die jedoch letztendlich nichts weiter machen, als eine Straftat zu begehen, wenn sie selbst Stachelhalsbänder einsetzen oder anderen den Rat dazu geben. In Deutschland ist es nämlich verboten, „ein Tier auszubilden oder zu trainieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind“ (Tierschutzgesetz, §3, Absatz 5). Leider wird das Verbot nur selten beachtet. So ungern ich persönlich die Staatsmacht bemühe, noch weniger mag ich Tierquälereien. Darum bin ich der Meinung, dass man Menschen, die offensichtlich gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, durchaus anzeigen sollte. Denn in einem bin ich mir sicher: Wenn Geldstrafen gezahlt werden müssen, wird das vielen Menschen wehtun. Und vielleicht wird manch ein Hund dann vor Tierquälerei bewahrt. Kein ernst zu nehmender Mensch kann behaupten, dass ein Stachelhalsband keine erheblichen Schmerzen verursacht – und wenn doch: Der bereits weiter oben von mir vorgeschlagene Selbstversuch bewirkt Wunder …
Und zum Schluss …
… möchte ich nur noch einmal daran erinnern, dass es eigentlich nicht so schwer ist, Hunde und ihr Verhalten zu verstehen. Wir müssen nur versuchen, uns in sie hineinzuversetzen, und überlegen, wie wir uns in den Situationen fühlen würden, mit denen wir unsere Hunde konfrontieren. Eigentlich müssten wir das können, angeblich sind wir ja die schlausten Lebewesen auf unserem Planeten – das
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