Wer Ja sagt, muss sich wirklich trauen
knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
Panda hatte das Bedürfnis, auf etwas einzuschlagen. Auf sich selbst. Wie oft würde er es sich noch mit ihr verderben? Aber sie machte ihn so verdammt wütend.
Die Schlampe hat es verdient. Hätte sie mich nicht wahnsinnig gemacht, hätte ich nicht zugeschlagen.
Genau solche Worte hatte er in hunderten Fällen von häuslicher Gewalt zu hören bekommen, wenn irgendein Arschloch versucht hatte, mit immer derselben Ausrede zu rechtfertigen, dass er eine Frau grün und blau geprügelt hatte. Der Umstand, dass er selbst Worte benutzt hatte statt seiner Fäuste, machte ihn keinen Deut besser als diese Schläger.
Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sei der Beste in dem, was du gut kannst. Aber alles, was mit Lucy Jorik zusammenhing, war ein Riesenflop nach dem anderen, war es von Anfang an gewesen. Er hätte sie gleich, nachdem er sie in dieser kleinen Nebenstraße aufgelesen hatte, zu ihrer Familie zurückbringen sollen. All diese Spielchen, die er gespielt hatte, um ihr Angst zu machen, hatten nicht viel mehr bewirkt, als dass er sich wie ein kolossaler Volltrottel vorkam. Ein Fehler nach dem anderen, und jeder einzelne hatte zu dem größten Fehler überhaupt geführt. Zu diesem letzten Abend.
Es war für ihn schwer genug gewesen, sich nicht an ihr zu vergreifen, als sie am Caddo Lake waren, aber dieser letzte Abend in dem Motel hatte seine Selbstbeherrschung geknackt. Er hatte zu viele Stunden mit ihr verbracht, in denen sie sich an seinen Rücken hatte pressen müssen, zu viele Tage, in denen er diese grün gesprenkelten braunen Augen beobachtet hatte, die blitzende Warnsignale aussandten, wenn sie sich schutzlos fühlte.
Er hob die Faust, um wieder an ihre Tür zu klopfen, ließ aber dann den Arm sinken. Was hatte es für einen Sinn, sich zu entschuldigen? Das Letzte, was sie im Moment wollte, war, ihn zu sehen.
Er durchquerte die modrige alte Diele und stieg die Treppe hoch in diesem Spukhaus, das zu kaufen er nicht hatte widerstehen können. Das Leben, das er gelebt hatte, hatte ihm mehr als genug seelischen Ballast aufgebürdet, mit dem er klarkommen musste. Er brauchte nicht noch mehr davon, vor allem nicht mit der Tochter der verdammten ehemaligen Präsidentin der Vereinigten Staaten.
Er würde nicht schnell genug von dieser Insel wegkommen können.
Lucy ging Panda aus dem Weg, indem sie am nächsten Morgen gleich durch die Schiebetür auf die Terrasse hinausschlüpfte, die in den Garten führte. Sie fuhr mit dem Rad in die Stadt und frühstückte einen Muffin mit Kaffee an einem der Außentische vor dem Painted Frog. Abgesehen von ein paar jungen Mädchen, die abschätzige Blicke auf ihre Frisur und ihr Tattoo warfen, schenkte ihr niemand Beachtung. Das Gefühl, Lucy Jorik hinter sich gelassen zu haben, war berauschend.
Nach dem Frühstückt radelte sie weiter zur Nordspitze. Sie liebte die schroffen Ecken der Insel. Dies hier war kein Spielplatz für die Reichen und Berühmten. Klempner und Schuhverkäufer kamen hierher. Kinder, die öffentliche Schulen besuchten, und Eltern, die ihre Babys in Walmart-Buggys vor sich herschoben. Wären Mat und Nealy nicht in ihr Leben getreten, wäre ein Ort wie dieser Lucys Urlaubstraum gewesen.
Bis zum Unabhängigkeitstag waren es noch ungefähr zwei Wochen, aber draußen auf dem Wasser wimmelte es bereits von Booten. Sie kam an einem Hof vorbei, dann an einem Holzschuppen mit einem handgeschriebenen Schild, das für den besten Räucherfisch auf der Insel warb. Ein kleiner Binnensee, gespickt mit Schilfrohr, lag zu ihrer Linken, ein Moor erstreckte sich zu ihrer Rechten, dahinter der Michigansee. Die Harthölzer, die der Straße Schatten spendeten, wichen allmählich Kiefern, dann verschwanden die Bäume ganz, die Straße verjüngte sich zu der freiliegenden Inselspitze. Ein Leuchtturm ragte auf einer Felszunge empor.
Lucy ließ ihr Rad stehen und folgte einem Pfad, der zum Turm führte. Sie nickte kurz dem Leuchtturmwärter zu, der sich um seine bepflanzten Blumenkübel neben dem Eingang kümmerte. Hinter dem Gebäude ragte ein Anleger ins Wasser. Der See war an diesem Tag ruhig, aber Lucy stellte sich den Ort bei Sturm vor, wenn die Wellen auf dem Felsriff brachen.
Sie fand ein Plätzchen zum Sitzen zwischen den Klippen, die bereits von der Morgensonne erwärmt worden waren. Die Fähre bewegte sich in Richtung Festland. Lucy hoffte inständig, dass Panda an Bord war, denn wenn er das Haus nicht verlassen hatte,
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