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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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mehr?«
    Olivia lachte über sein erschrockenes Gesicht.
    »Ich bin kaum in der Lage, die Liebe zu ertragen, die du mir jetzt schenkst. Wie kannst du mich mit noch mehr Liebe bestrafen?«
    Aber sie wußte, daß er Spaß machte, denn in seinen Augen lag soviel Zärtlichkeit, wie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er hatte ein Geschenk für sie – gläserne Armringe, die in schillernden Farben funkelten, als die ersten Sonnenstrahlen sie trafen.
    »Oh Jai …«, rief sie gerührt, »wie schön sie sind. Aber ich kann sie nicht tragen, sonst werden sie vielleicht zerbrechen.« Trotzdem erlaubte sie ihm, ihr die Armringe über das Gelenk zu streifen, was ihm mit seinen großen, braunen Händen nur mühsam gelang.
    »Ich habe dir noch nie etwas geschenkt«, murmelte er unglücklich.
    »Ich kann dir nichts geben, das sich mit dem vergleichen läßt, was du mir gibst. Sag mir, was würde dir gefallen – Juwelen, Gold, schöne Kleider«, er breitete hilflos die Arme aus, »alles, was du willst.«
    Gib mir ein Teil von dir.
    Sie hielt die Hand hoch, drehte sie langsam und freute sich an dem leisen Klirren, mit dem die Glasringe aneinanderstießen. »Was du mir jetzt gibst, ist genug. Ich brauche keine Juwelen und keine Kleider.«
    »Aber ich dachte, Frauen lieben so etwas.«
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen kühl an. »Die Art Frauen, die du kennst, zweifellos! Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich nicht zu ihnen zähltest.«
    »Mein Gott!« Er hob die Arme, »ich dachte, ich hätte auf meinen Reisen alles gelernt, was es über Frauen zu lernen gibt. Und jetzt erklärt mir ein frecher Grünschnabel aus Amerika, meine Bildung sei unvollständig! Also gut«, er beugte sich vor und küßte sie auf die Nasenspitze. »Aber ich bestehe darauf, daß ich dir zumindest etwas dafür gebe, daß du mir die Krümel deiner kostbaren Zeit schenkst.«
    Olivia mußte schlucken, als sie in die unergründlichen, taubengrauen Tiefen seiner Augen blickte, die sie jede Nacht in ihren Träumen verfolgten.
    Sag mir nur einmal, nur ein einziges Mal, daß du mich liebst …
    Sie lächelte. »Ich möchte gern mehr über die Reisen erfahren, auf denen du ein so umfassendes Wissen über Frauen erworben hast«, erwiderte sie ruhig. »Das wird vielleicht genügen, um deine große Schuld mir gegenüber zu tilgen.«
    Er lachte. Es war eine der seltenen Stunden, in denen nichts die Harmonie ihres Zusammenseins störte und er bereit war, ihr wenigstens Einblick in den Teil seines Lebens zu gewähren, auf den er glaubte, verzichten zu können. Olivia war zufrieden, daß sie wenigstens die Randzonen seiner sorgfältig getarnten Welt kennenlernen durfte und hörte wie gebannt zu. Er erzählte lustige und heitere Geschichten von seinen Abenteuern in China, in Amerika, im Pazifik und neckte sie mit der Erwähnung von Frauen, die seinen Weg gekreuzt hatten, ohne aber genaueres darüber zu sagen. Er freute sich, wenn sie hin und wieder eifersüchtig die Stirn runzelte.
    »Du solltest dich schämen, so viele unmoralische Geständnisse zu machen«, unterbrach sie ihn plötzlich.
    »Sollte ich deiner Meinung nach keusch und züchtig geblieben sein?«
    »Ich glaube, das wäre dir nicht gelungen, auch wenn du es versucht hättest!«
    »O doch«, erwiderte er ungerührt, »ich kann alles, wenn ich es will.«
    »Wenn es so ist, dann sei bitte nicht so selbstgefällig!«
    »Da haben wir es! Du verlangst das Unmögliche!«
    Es war ein unbeschwerter Morgen. Olivia wünschte, er würde nie zu Ende gehen, aber er nahm sie schließlich in die Arme und drückte sie fest an sich. Seine stachlige Wange fand Olivia so aufregend, daß sie kaum zu atmen wagte. »Wir hätten in Amerika in derselben Stadt sein können, ohne es zu ahnen, Jai!«
    »Unmöglich. Ich hätte es gewußt. Der Wind hätte mich auf deine Fährte gebracht.«
    Sie wurde schwach bei dem Gefühl seines glühenden Körpers und der zärtlichen Finger, die durch ihre Haare fuhren. »Auch wenn ich noch Zöpfe gehabt hätte?«
    »Auch wenn du noch nicht geboren gewesen wärst. Olivia, ich …«
    Die Worte blieben ihm wie eine Fischgräte im Hals stecken.
    Sag es, sag es bitte einmal, Liebster!
    Er konnte es nicht. Statt dessen lächelte er, schüttelte den Kopf und küßte sie noch einmal unter Aufbietung aller Disziplin, die er sich auferlegte und die nur noch an einem seidenen Faden hing. Dann war er verschwunden. Olivia begnügte sich dankbar mit den Brotkrumen und dachte: Wenn man hungert, sind ein

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