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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Fruchtfleisch spritzte in alle Richtungen. »Damals war ich wütend.«
    Olivia legte die Arme um die Knie und wiegte sich sanft hin und her.
    »Und jetzt bist du wieder wütend.«
    »Ich bin nicht wütend!« schrie er, ballte die Faust und schlug sie gegen die Handflächen der anderen Hand. Dann ließ er die Arme hängen. »Ja, ich bin wütend«, murmelte er, »ich bin wütend, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben feststelle, daß ich gierig bin. Ich kann nicht loslassen.«
    Sie stand auf und ging zu ihm. »Dann gib doch deinen Gefühlen nach«, sagte sie kühn und fuhr mit den Fingern unter dem Hemd über seinen Arm. »Laß bitte nicht los!«
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf und zog den Arm zurück. »Nein, das darf nicht sein, das kann nicht sein.« Als er sie ansah, waren seine großen, perlgrauen Augen wie zwei von Wolken verhüllte Monde. »Du verlangst das Unmögliche!«
    »Aber ich liebe dich, Jai«, stieß Olivia zitternd zum hundertsten, zum tausendsten Mal hervor und flehte stumm um eine Antwort, die nicht kam. Trotz aller Zärtlichkeiten, aller zerknirschten Geständnisse, trotz seiner vorsichtigen Küsse und Berührungen und dem schlecht verhüllten Verlangen nach ihr, hatte er nie gesagt, daß er sie liebte. Und jetzt sehnte sie sich nach diesen Worten.
    »Du solltest einen Mann wie mich nicht lieben.«
    »Du bist der einzige Mann, den ich jemals lieben kann.«
    »Versuche nicht das Schicksal, Olivia. Du hast bereits Stürme in mir entfacht, denen ich nicht mehr gewachsen bin.«
    Dann erlaube diesen Stürmen, dich soweit zu bringen, daß du mich liebst! Diese leidenschaftliche Bitte blieb jedoch unausgesprochen. Und das Gefühl, verletzt worden zu sein, äußerte sich als Zorn.
    »Und du kannst es nicht ertragen, einmal zu verlieren – ist es das?«
    »Ich habe noch nie verloren, nie!« Die maßlose Überheblichkeit ließ sein Gesicht versteinern. »Du verlangst das Unmögliche, Olivia«, wiederholte er feindselig und kalt.
    Sie fühlte sich gedemütigt. »Ich habe dich noch nie um etwas gebeten«, rief sie, »mit Ausnahme der … der jämmerlichen Krümel deiner kostbaren Zeit!«
    »Du bittest, ohne zu bitten, und ich kann es dir nicht verweigern. Es macht mich wütend, daß ich nicht in der Lage bin, dir selbst diese jämmerlichen Krümel meiner kostbaren Zeit zu verweigern.«
    »Dann triff dich nicht mehr mit mir!« schleuderte sie ihm wutentbrannt entgegen. »Ich kann ohne dich leben, Jai Raventhorne. Glaub mir, das kann ich!«
    »Wenn es so ist«, erwiderte er eiskalt, »dann bitte.« Er sprang in den Sattel, und Shaitan donnerte in einer Wolke aus Staub und abgefallenen Blättern davon.
    Olivia weinte stumm auf dem Rückweg. Nach diesem Streit sah sie Jai drei ganze Tage nicht mehr, obwohl sie verzweifelt, angstvoll und erfüllt von bitterer Reue die Gegend um Kalkutta durchstreifte. Der Verlust war unerträglich.
    Wieder einmal waren sie bis zum Äußersten gegangen.
    Aber dann – am vierten Morgen – war er wieder da. Wortlos nahm er sie in die Arme und drückte sie so heftig an sich, als wolle er sie nie wieder loslassen.
    »Vergiß alles, was ich gesagt habe«, flüsterte er heiser und bedeckte ihr Gesicht mit leidenschaftlichen Küssen. Seine Lippen glühten.
    »Streiche jedes Wort aus deinem Gedächtnis, als hätte ich es nie ausgesprochen. Verzeih mir, verzeih mir …«
    Sie hatte ihm bereits verziehen. Mit dem Zauberstab seiner Berührung war der Bann gebrochen, und sie waren blitzartig wieder im Netz des Liebeszaubers gefangen. Sie küßte jede Falte seines blassen Gesichts, das sie so zerknirscht ansah, und flüsterte ihm zärtlich tröstende Worte ins Ohr.
    »Für mich ist diese … Beziehung etwas völlig Neues«, stöhnte er, ohne sie loszulassen, und strich ihr die Haare aus der Stirn. »Deine Liebe ist wie ein Spielzeug für mich. Ich sehe, daß es funktioniert, aber ich verstehe nicht, wie. Du solltest mich nicht so wütend machen.«
    Sie lachte über seine gerunzelte Stirn und sein betrübtes Gesicht.
    »Ich mache dich wütend?« Sie küßte ihm die Mundwinkel. »Du bist ganz schön unverschämt, mein Liebling!«
    Seine ernsten traurigen Augen blitzten, und er lächelte. »Würdest du mich ohne meine Unverschämtheit überhaupt lieben?«
    »Vielleicht nicht«, gestand Olivia und schnurrte wie ein Kätzchen, dem man plötzlich eine Schale mit Sahne gibt, »aber etwas weniger Unverschämtheit würde bewirken, daß ich dich noch viel mehr liebe.«
    » Noch

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