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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Reitpeitsche auf den Tisch, und Rehman kam ängstlich und fluchtbereit hinter einem blühenden Busch hervor. Sir Joshua füllte mit zitternden Händen das Glas noch einmal und verschüttete dabei viel auf das Tischtuch. »Hol mir einen von den gefüllten Pfannkuchen, die dieser diebische Schweinehund Babulal gestern abend gemacht hat. Und wenn nichts mehr da ist, dann … dann sag ihm, ich werde seine schwarze Haut im Ochterlony-Turm aufhängen, achcha ?« Mit erschrocken geweiteten Augen eilte Rehman davon.
    »Wer wird ihm nicht entwischen, Onkel Josh?« fragte Olivia ungeduldig, aber zutiefst alarmiert. Was sollte sie machen, wenn er in seiner Trunkenheit auf die Dienstboten losging? Wie sollte sie den großen, kräftigen Mann davon abhalten, seine Wut an diesen wehrlosen Menschen auszulassen? Sie ergriff seinen Arm und schüttelte ihn. »Beantworte meine Fragen, Onkel Josh!« befahl sie in der Hoffnung, ihn von den Dienstboten abzulenken. »Ich möchte genau wissen, was geschehen ist.« Er gab natürlich keine Antwort, sondern stieß nur noch mehr Flüche hervor, aber plötzlich ließ er den Kopf auf den Tisch sinken.
    In diesem Augenblick rollte eine zweite Kutsche durch das Tor – Olivia sank das Herz. Ihre Tante? War der Wohltätigkeitsbasar in der Kirche schon zu Ende? Aber nicht Lady Bridget, sondern Arthur Ransome stieg aus dem Wagen. Olivia seufzte erleichtert, sprang auf und eilte, so schnell die zitternden Beine sie trugen, über den Rasen. »Gott sei Dank, daß Sie gekommen sind! Onkel Josh ist …«
    »Ich weiß. Deshalb bin ich hier«, erwiderte Ransome mit zusammengebissenen Zähnen. »Er hat schon den ganzen Tag im Kontor getrunken. Ist Bridget da?« Olivia schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat der Himmel doch noch ein Einsehen! Sie würde es ihm noch mehr verübeln als ich.«
    Als er zu seinem Geschäftspartner eilen wollte, hielt ihn Olivia fest und fragte: »Warum hat er den ganzen Tag getrunken? Es muß doch etwas Furchtbares geschehen sein?« Ransome nickte nur und ließ sie stehen.
    Olivia fühlte sich plötzlich sehr erschöpft. Sie war der Aufregung nicht gewachsen. Barnabus Slocum, der Richter, war mit im Spiel, und das ›Risiko‹, von dem ihr Onkel gesprochen hatte, machte die Sache noch beunruhigender. Sie ging langsam auf ihr Zimmer und legte sich auf das Bett. Erst als man Sir Joshua mit vereinten Kräften und unter Stöhnen, Flüchen und Gebrüll zu Bett gebracht hatte, stand Olivia wieder auf. Sie fand Arthur Ransome im Arbeitszimmer.
    »Schläft Onkel Josh?«
    »Ja, Gott sei Dank, er ist nicht mehr bei Bewußtsein. Dieser unbelehrbare Dummkopf!« Ransome setzte sich müde und schloß die Augen.
    Olivia wartete einen Augenblick, ehe sie fragte: »Möchten Sie vielleicht auch etwas trinken, Mr.Ransome?«
    »Ich könnte weiß Gott einen Schluck brauchen. Das war heute ein Tag! Ich habe Josh bisher nur einmal so betrunken erlebt. Das war an einem Weihnachten in Kanton. Er hatte sieben Kulis über Bord geworfen, weil ihnen eine Tonne Tee ins Wasser gefallen war. Die sieben sind natürlich nicht ertrunken, aber wir mußten auf der Stelle auslaufen, sonst hätten wir furchtbaren Ärger bekommen. Übrigens, Miss O’Rourke, ich hoffe, Sie haben das schwere Wechselfieber inzwischen überwunden.«
    Er trank den Whisky mit großen, erleichterten Schlucken und sprach dabei über die Krankheiten, denen so viele in den Tropen zum Opfer fielen, und über das neue Wundermittel Chinin, das bei den Ärzten als eine sensationelle Entdeckung galt.
    Erst als die neutraleren Themen erschöpfend behandelt waren, sagte Olivia: »Bitte, Mr.Ransome, erzählen Sie mir genau, was geschehen ist.«
    Er schwenkte das Glas und vermied es, sie anzusehen. »Was hat Josh Ihnen gesagt?« fragte er leise und unsicher.
    Sie spürte seine Vorsicht. »Nichts Zusammenhängendes. Ich habe den Eindruck, es hat etwas mit Kirtinagar zu tun.«
    »Etwas?« Er sah sie erstaunt an. »Sie haben es also noch nicht gehört?« Olivia schüttelte den Kopf, als er zum Schreibtisch ging und die englischsprachige Lokalzeitung brachte. Er reichte sie ihr mit den Worten: »Ich kann Ihnen auch nicht viel mehr sagen.«
    Olivia hatte während der Krankheit keine Zeitungen mehr gelesen und sich seitdem nicht sonderlich für das interessiert, was um sie herum vorging. Verblüfft las sie die Schlagzeile: »Ein Toter bei der Explosion in der Kohlenmine von Kirtinagar!«
    Sie überflog rasch den Artikel. Die Explosion hatte sich vor wenigen

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