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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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dich mit Gewalt wegbringen lassen.«
    Sie wußte nur noch eins: Der Moment der Wahrheit war da. Er würde sich nicht wiederholen. Sie wollte nicht aufgeben und richtete sich mit dem Mut der Verzweiflung auf. Dann warf sie den Kopf zurück und lachte.
    »Du bist nicht nur ein Lügner, Jai, du bist auch ein Feigling! Du kannst dich der Tatsache nicht stellen, daß ich trotz deiner zynischen Prophezeiungen den Mut hatte, meiner Überzeugung zu folgen! Du kannst mich verhöhnen, weil ich so ›edelmütig‹ bin, dir ein Alibi für jene Nacht anzubieten, aber gleichzeitig fühlst du dich klein und häßlich, weil ich bereit bin, meinen Ruf nicht aus Zwang zu opfern, sondern weil meine Bindung an dich ohne Einschränkungen ist.« In ihren großen Augen lag Verachtung. »Wenn du auf meine Aussage verzichten willst, bitte, ich akzeptiere das. Wenn du mich nicht mehr sehen oder mit mir sprechen willst, bitte, ich akzeptiere das, wenn es auch weh tut. Aber ich akzeptiere nicht, wenn du deine Gefühle für mich leugnest und in den Schmutz ziehst. Du lügst, um deine wahren Gefühle zu verstecken. Du erfindest einen Haß, den es nicht gibt. Du liebst mich, Jai …« Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte sie erschrocken und verunsichert, dann fuhr sie mit erneuter Sicherheit fort: »So gewiß wie ich atme, du liebst mich! Und noch ehe die Sonne morgen aufgeht, werde ich dafür sorgen, daß du deine Worte zurücknimmst, Jai – jedes einzelne verlogene Wort. Das verspreche ich dir!«
    »Hinaus!« Seine Stimme klang gepreßt.
    »Ich gehe, aber nicht, bevor du dich zu deiner Lüge bekannt hast!«
    Er verlor seine Beherrschung. Fauchend sprang er auf sie zu und legte seine großen, starken Hände um ihren Hals. Von wilder Wut erfaßt, verzerrten sich seine Züge. Er drückte ihr mit den Daumen auf den Kehlkopf. Er schüttelte sie in rasendem, unmenschlichem Zorn wie eine Dogge, die eine Ratte in den Fängen hat. Olivia rang nach Luft, aber sie wehrte sich nicht, denn sie hatte nicht die geringste Angst. Ein schwarzer Vorhang senkte sich vor ihren Augen, aber bevor die Bewußtlosigkeit sie umschloß, empfand sie Triumph, denn sie hatte die Granitmauer gesprengt! Sie sank zu Boden, sie sank tiefer, tiefer und tiefer. Sie versank in einen bodenlosen Abgrund der Schwärze und der Stille. Und dann spürte sie nichts mehr …
    Olivia wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Schritt für Schritt begann sie, wieder zu steigen, Atemzug um Atemzug entkam sie dem Abgrund. Luft drang in die Lunge und Licht in ihre Augen. Sie fühlte sich gehalten. Etwas Warmes drückte sich an ihre Wange und keuchender Atem drang ihr ins Ohr. Noch halb bewußtlos versuchte sie, sich zu erinnern, und dann rissen die Wolken auseinander. Sie lächelte. Ihre Lippen, die sich an den warmen, geliebten Körper preßten, formten ein Wort: Gestehe! Obwohl kein Ton zu hören war, wurde das Wort vernommen und verstanden.
    »Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen?« Die geflüsterte Frage klang wie ein Hilferuf und wie eine Bitte. »Warum kommst du zurück und folterst mich?« Raventhorne hob den Kopf und sah sie mit verzweifelten Augen an.
    Olivia achtete nicht auf den pochenden Schmerz im Hals. Sie umarmte ihn, zog ihn an sich, und sein Atem versengte sie wie zuckende Flammen. Sein Körper wand sich in ihren Armen, als kämpfe er mit grausamen Dämonen, die ihn verfolgten. »Still«, murmelte Olivia und wiegte seinen Kopf an ihren Schultern. »Still, mein Liebster, still.« Sie flüsterte ihm tröstende und liebevolle Worte ins Ohr, sie besänftigte ihn und wartete. Sie wartete geduldig, bis das Toben sich langsam legte und sein Körper sich entspannte. Dann nahm sie das verzerrte Gesicht in beide Hände und küßte ihn. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich liebe dich, Jai …«
    Ein Schauer überlief ihn. »Liebe mich nicht, Olivia.« Es klang wie ein leerer, abgenutzter Refrain. Jai erbebte noch einmal. »Mein Gott, ich hätte dich fast getötet! Ist dir das nicht Beweis genug. Wie kannst du jetzt noch an meiner Unwürdigkeit zweifeln?«
    »Es ist auch ein Beweis für das, was du leugnest. Ich sehe es in deinen Augen.« Sie berührte mit den Fingerspitzen seine Lider und lächelte.
    »Du hast schon so viel in meinen Augen gesehen, was es nicht gibt!« Seine Finger in ihren Haaren krümmten sich.
    »Für mich gibt es das alles, auch wenn du es nicht wahrhaben willst.«
    Er stöhnte und drückte seinen Mund heftig und strafend auf ihre Lippen. Aus

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