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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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wieder Schmerzen in den Beinen hatte, bot Olivia an, ihren Onkel zum Angelplatz etwas weiter flußaufwärts zu begleiten, wo es viele bhetki- und rahu -Fische gab. Der Fußpfad führte durch einen saal -Wald, in dem Hirsche und Wildrinder lebten. Sir Joshua setzte die Jagdmütze auf, zog sie über die Ohren, klemmte sich das Gewehr unter den Arm und setzte sich auf dem langen Weg schweigend an die Spitze der kleinen Kolonne, die aus Olivia, Rehman und zwei Dienstboten mit dem Angelzeug bestand. Olivia freute sich über die stille und wohltuende Landschaft und bereitete sich bedächtig auf das bevorstehende Gespräch vor. Sie würde natürlich offen mit ihm sein. Es wäre sinnlos, um die Sache herumzureden. Und sie würde sich von ihrer Entscheidung abzureisen auf keinen Fall abbringen lassen.
    Erstaunlicherweise bot ihr Sir Joshua die Chance, das Thema zur Sprache zu bringen. Als er am Ziel der Wanderung, auf einer kleinen Halbinsel, die Angelrute zusammensteckte, sagte er, ohne sie anzusehen: »Ich bin froh, daß du mitgekommen bist, mein Kind. Ich möchte mich bei dir schon lange für alles bedanken, was du für uns getan hast. Dein selbstloser Einsatz ist mir nicht entgangen.«
    Er sprach etwas schleppend, und seine Stimme klang angegriffen, aber ansonsten schien er ungewöhnlich normal. »Das Unglück hat uns alle getroffen«, erwiderte Olivia steif, »ich habe keine besondere Dankbarkeit verdient.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie Arthur mir sagt, haben wir es allein deiner Geistesgegenwart zu verdanken, daß uns ein Skandal erspart geblieben ist. Bridget«, er machte eine Pause und mußte schlucken, »hätte einen Skandal nicht überlebt.«
    »Und du?« fragte sie mit einem sarkastischen Unterton.
    Er schob bedächtig den Köder auf den Angelhaken. »In Indien lernt man, Mittel zum Überleben zu finden.« Er stand auf, ließ die Leine über dem Kopf kreisen und schleuderte sie geschickt weit hinaus ins Wasser. »Ich habe es gelernt, Bridget nicht.«
    Verblüfft wollte Olivia ihm dazu noch eine Frage stellen, überlegte es sich aber anders. Welche Bedeutung diese geheimnisvolle Feststellung auch haben mochte, es interessierte sie nicht mehr. Entschlossen kam sie auf den eigentlichen Zweck dieses Ausflugs zu sprechen, aber sie tat es taktvoll. »Du sagst, du bist dankbar für das, was ich deiner Meinung nach für euch getan habe. Wenn es so ist, darf ich mir dann etwas von dir wünschen?«
    Er sah sie überrascht an und nickte. »Wenn es in meiner Macht liegt, dann sollst du es haben.«
    »Es liegt in deiner Macht. Wenn du es mit deiner Dankbarkeit ernst meinst, dann versöhne dich mit Tante Bridget. Das wäre für mich eine große Freude.«
    Alles an Sir Joshua schien zu erstarren – sogar der Atem. Eine Weile blieb er regungslos sitzen. Dann ließ er das Kinn auf die Brust sinken und schüttelte den Kopf. »Was du verlangst, liegt nicht in meiner Macht«, murmelte er, »hättest du dir den Mond gewünscht … ja, den Mond hätte ich dir leichter geben können.«
    Olivia sah ihn zornig an. Warum nur diese Hartnäckigkeit? »Ich maße mir nicht an, alles zu verstehen, was zwischen euch vorgefallen ist, Onkel Josh, und ich bin auch nicht in der Position, dich danach zu fragen, aber ich finde, die Zeit für falschen Stolz und kleinliche Ressentiments ist vorbei. Bridget würde sich freuen, wenn du …«
    »Du irrst dich, Olivia«, unterbrach er sie barsch, »nichts freut sie mehr. Trotzdem muß ich jetzt das tun, was ich tun muß.«
    Diesen Satz versuchte Olivia nicht einmal zu verstehen. Jeder von ihnen hatte jetzt sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hielt. Sie durfte sich nicht in Dinge einmischen, die sie nichts angingen. Enttäuscht ließ sie das Thema fallen. »Ich wollte dir sagen«, erklärte sie ihm tonlos, »daß ich zu meinem Vater zurückkehren möchte. Er hat mir geschrieben, daß er mich in Honolulu braucht.«
    Die Hände um die Angelrute zitterten, aber Sir Joshua sagte nichts. Olivia schämte sich sofort wegen der Schroffheit, mit der sie gesprochen hatte, und wiederholte hastig die Märchen, die sie bereits Arthur Ransome erzählt hatte. Er hörte schweigend zu und starrte auf den Punkt im Fluß, an dem die Leine im Wasser verschwand. »Ist es schwierig«, fragte Olivia so freundlich wie möglich, »auf einem Schiff, das in den Pazifik fährt, einen Platz für mich zu buchen?«
    Er sah sie unbestimmt an. »In den Pazifik? Das glaube ich nicht. Arthur kann dir diese Frage besser

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