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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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beantworten.« Dann runzelte er plötzlich die Stirn. »Bridget hat zwar noch nicht darüber gesprochen, aber sie möchte nach England zurück. Ich spüre es. Kann ich dich noch einmal um einen Gefallen bitten? Wärst du bereit, noch etwas zu warten und sie nach England zu begleiten? Ich werde dafür sorgen, daß du von dort nach Hause fahren kannst, obwohl das ein großer Umweg ist.« Er sah sie ängstlich und mit einem fast entschuldigenden Lächeln an. Olivia wurde blaß, und unwillkürlich verriet ihr Gesicht Entsetzen.
    Warten? Unmöglich!
    Als Sir Joshua ihre Reaktion sah, ließ er die Schultern hängen. »Ja, ich weiß, es ist eine Zumutung«, murmelte er kaum hörbar, »du hast bereits soviel für uns getan. Ich hätte diese Frage nicht stellen sollen.«
    Olivia schämte sich plötzlich. Ihre Tante und ihr Onkel brauchten sie noch. Wie konnte sie die beiden einfach im Stich lassen, wie es Estelle getan hatte?
    Aber ich muß hier weg!
    Welch eine Ironie! Auch Olivia hätte ihrem Onkel leichter den Mond geben können, als seine Bitte zu erfüllen!
    Panik erfaßte sie, denn sie fühlte sich in einer Sackgasse. Der Sturm, der sich über ihr zusammenbraute, wurde zur bedrohlichen Realität, denn sie wußte: Ich bin schwanger und erwarte Jai Raventhornes Kind.
    *
    Bei ihrer Rückkehr nach Kalkutta erwartete Olivia viel Post aus Hawaii. Abgesehen von Briefen gab es schöne Weihnachtsgeschenke für alle. Olivia verteilte rasch den Inhalt der großen Pakete und eilte mit den Briefen in ihr Zimmer, denn sie konnte es kaum abwarten, die Neuigkeiten von zu Hause zu erfahren. Erstaunlicherweise hatten nicht nur ihr Vater, sondern auch Sally und ihre Söhne geschrieben. Sie waren alle in Hawaii …?
    Olivia überflog den Brief ihres Vaters bis zur letzten Seite, denn sie wußte instinktiv, daß dort die eigentliche Neuigkeit stand. »Ich weiß, es wird Dich nicht überraschen«, schrieb er in seiner klaren, ausgeglichenen Handschrift, die sie so sehr an ihn erinnerte, »daß Sally und ich schließlich beschlossen haben zu heiraten. Ich bin sicher, Du hast seit langem damit gerechnet, daß es eines Tages so kommen würde. Wir haben uns beide zu diesem Schritt in dem sicheren Wissen entschlossen, daß Du einverstanden bist und Dich für uns freust. Die Jungs, Gott schütze sie, sind begeistert! Seit Scot gestorben ist, bin ich wie ein Vater für sie geworden, so wie Sally für Dich eine Mutter war. Meine liebe Tochter, Du sollst wissen, daß Deine Mutter einen festen Platz in meinem Herzen hat. Daran wird sich nie etwas ändern. Niemand kann sie mir dort nehmen. Aber im Leben eines Mannes kommt eine Zeit, mein Kleines, in der ein kalter Herd, ein dunkles Haus und nur ein Kissen auf dem Bett schmerzen wie eine offene Wunde. Das Herz sehnt sich nach gemeinsam erlebten Freuden, nach …«
    Olivias Augen füllten sich mit Tränen, und ihr Herz klopfte vor Freude und Glück. Ja, sie hatte gewußt, daß Sally und ihr Vater eines Tages heiraten würden. Olivia konnte sich für sie alle nichts Besseres vorstellen. Sie liebte Sally wirklich, und Dane und Dirk waren für sie bereits wie Brüder. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und las weiter. »… geteiltem Leid und der Wärme menschlicher Gesellschaft. Ich möchte nicht, daß Du das Gefühl hast, Du müßtest Dein eigenes Leben aufgeben, um für Deinen einsamen, alternden Vater zu sorgen. Ich möchte, daß Du heiratest, eine Familie gründest, Kinder bekommst, reisen, Dich entwickeln und wachsen kannst, wie es Dir und Deinem Wesen entspricht. Ich habe mir immer gewünscht, daß Du Dich selbst findest, unabhängig bist, ein Mensch, der vor nichts Angst hat, mutig etwas wagt und immer ehrlich zu sich selbst ist. Vielleicht bist Du bereits dem Mann begegnet, den Du Deiner Liebe für würdig erachtest. Vielleicht ist es der Mann, den Du vor einigen Monaten getroffen hast und den Du wiedersehen wolltest …«
    Olivia konnte nicht weiterlesen. Sie achtete nicht auf den bitteren Schmerz, der sie durchzuckte, biß die Zähne zusammen und dachte nur noch an ihren Vater, an Sally und an die stille Zufriedenheit, die aus seinen Worten sprach. Ja, sie würden wieder eine Familie sein. Vielleicht erwartete sie in einem idyllischen Tal auf Hawaii eine Farm mit einem weißgetünchten Farmhaus, in dem es nach frischgebackenem Brot roch und nach Zimtkrapfen, und wo man vielleicht vom Fenster aus das Meer sah. Dort würde es Hühner geben, Schweine, ein oder zwei Pferde, eine Schaukel

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