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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Probleme!
    Niemand hörte den Schrei. Wie alle anderen, so mußte auch er stumm begraben werden.
    »Wenn Bridget reisen möchte«, erklärte Sir Joshua schließlich steif, »habe ich keine Einwände dagegen.«
    »Aber du kannst nicht allein hierbleiben, Josh! Du kommst keinen einzigen Tag ohne Bridget aus«, rief Ransome ungeduldig und gereizt.
    Sir Joshua warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich werde hier bleiben! Ich bin sehr wohl in der Lage, für mich zu sorgen. Außerdem«, er schluckte und murmelte dann, »habe ich hier gewisse Dinge zu erledigen. Das weiß Bridget.«
    »Red’ doch keinen Unsinn, Josh! Du hast hier nichts zu tun, absolut nichts!« rief Ransome ungewöhnlich heftig. »Du weißt sehr wohl, ich kann mit dem, was von dem Geschäft übriggeblieben ist, gut allein zurechtkommen.« Sir Joshua stand schweigend auf und verließ mit unsicheren Schritten das Zimmer. Ransome hob verzweifelt die Arme. »Was soll man tun? Was soll man nur tun? Dieser eigensinnige Narr hört auf niemanden!« Dann schob er das Thema beiseite und versuchte zu lächeln. »Und du, mein Kind? Ist alles gepackt und für die Abreise in der nächsten Woche bereit?«
    »Ja.« Olivia sah ihn nicht an.
    »Gibt es noch etwas, bei dem ich behilflich sein kann?«
    »Danke, nein. Du hast mir mehr als genug geholfen, Onkel Arthur.«
    »Ich sorge für Trockenproviant und ein paar bequeme Möbel für die lange Reise. Wie du weißt, ist das Schiff leider alles andere als luxuriös …«
    Olivia bedankte sich noch einmal und kämpfte gegen die Wellen der Klaustrophobie, die über ihr zusammenschlugen. Man legte sie lebendig in einen Sarg. Man schloß den Sarg und schlug die Nägel ein. Es war dunkel und feucht. Sie konnte kaum noch atmen. Um sie herum versammelten sich Kräfte, die sich verschworen hatten, sie in dem Sarg festzuhalten, damit sie langsam erstickte …
    »Was wird aus den beiden, wenn ich nicht mehr da bin?«
    Ransome zuckte mit den Schultern. »Ich werde mir alle Mühe geben, Josh doch noch zu überreden, und kann nur das Beste hoffen. Humphries hat mir versichert, auf die Krankenschwester sei Verlaß. Sie ist vernünftig und wachsam. Darauf müssen wir vertrauen und – auf Gott. Aber wenn Bridget törichterweise noch einmal versucht, sich das Leben zu nehmen …« Er schwieg und konnte den Satz nicht beenden.
    Olivia ließ das Schweigen im Raum stehen, ehe sie niedergeschlagen fragte: »Wann fährt wohl das nächste Schiff in Richtung Pazifik?«
    Ransome konnte den Funken Hoffnung in seinen Augen nicht verbergen, als er antwortete: »Es fahren viele Schiffe von Kalkutta über Honolulu nach San Francisco. Ich könnte bestimmt etwas Geeignetes finden, sagen wir – in ein oder zwei Monaten?«
    Ein Schauer überlief Olivia. Ein Monat oder sogar zwei Monate! Nein, das war einfach unmöglich! Ihr flacher Bauch wölbte sich bereits verräterisch. Komme, was wolle, sie mußte nächsten Mittwoch abreisen. Sie reagierte nicht. Ein nicht gehaltenes Versprechen war grausamer als kein Versprechen. Leise verließ sie das Zimmer.
    Lady Bridget lag mit verbundenen Handgelenken und unter Wirkung der Beruhigungsmittel totenblaß und reglos im Bett. Ihre Augen standen offen, sahen aber nichts. Neben dem Bett saß Mary Ling, die halbchinesische Krankenschwester, die Dr.Humphries gerufen und in ihre Aufgabe eingewiesen hatte. Sie war eine fröhliche, kaum mehr als vierundzwanzig- oder fünfundzwanzigjährige Frau und nach Aussage des Arztes sehr tüchtig. Humphries hatte ihnen auch versichert, sie werde den Mund halten. Olivia schickte die Krankenschwester aus dem Zimmer und setzte sich zu ihrer Tante ans Bett. »Wie geht es dir, Tante Bridget? Kann ich dir etwas bringen?«
    Lady Bridget reagierte nicht. Die blicklosen Augen starrten unbewegt zur Decke hinauf. Aber dann stöhnte sie leise, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich habe versagt, dir gegenüber und auch Sarah gegenüber. Ich schicke dich mit leeren Händen zurück …«
    Sie flüsterte, aber die mühsam hervorgestoßenen Worte klangen klar und deutlich. Olivia begann heftig zu zittern. »Das stimmt nicht«, flüsterte sie erregt, »und du schickst mich nicht mit leeren Händen zurück. Ich gehe aus freien Stücken, weil ich zurück muß, Tante Bridget. Ich muß  …«
    »Aber wie soll ich je meine Schuld begleichen?« fragte sie gequält.
    »Ich habe der Verstorbenen mein Wort gegeben. Ein solches Versprechen ist heilig, und ich habe nichts erreicht, nichts ! Sarah

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