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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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wahr?« ließ der Arzt sich vernehmen – mehr nicht. Aber Olivia betete inbrünstig, Amos werde Dr.Humphries’ Hilfe nie in einem plötzlichen Notfall brauchen.
    Sie verachtete sich wegen ihrer schamlosen kleinen Listen und war bestürzt über die moralische Schwäche, die sie dazu zwang. Aber der Ruf des armen Freddie hing ohnehin nur an einem seidenen Faden, und Olivia wußte, sie konnte sich nicht mehr auf jene gefährlichen Überlegungen einlassen, die sie vielleicht einmal gehabt hatte. Außerdem saß ihr nach der Warnung des Maharadscha die Angst in den Knochen, und der Gedanke, die Gesellschaft herauszufordern, verbot sich von selbst.
    Am häufigsten kam natürlich Arthur Ransome, und er war immer willkommen. Er freute sich, als sie ihn bat, Amos’ Pate zu werden.
    »Du meine Güte!« rief er, als er das Baby zum ersten Mal sah, »ich hätte nie gedacht, daß er so klein ist!«
    »Das sind Babys aber, Onkel Arthur.« Lachend nahm sie ihm Amos wieder ab und war unendlich erleichtert, daß er, der Raventhorne so gut kannte, nichts bemerkt hatte. Die Spannung wuchs jedoch, als sie auf die Reaktion ihres Onkels wartete, der ihren schlafenden Sohn (wieder einmal mit Opium in Tiefschlaf versetzt und mit dem obligatorischen Häubchen auf dem Kopf, obwohl Olivia diese List verabscheute!) lange prüfend ansah. Trotz aller geistigen Abwesenheit gab es Momente, in denen Sir Joshua alarmierend klar alles erfaßte und in sich aufnahm. Aber gnädigerweise interessierte er sich nicht sonderlich für Amos und sagte nur freundlich: »Sehr schön, sehr schön. Bridget wird sich freuen.«
    Von Ransome erfuhr sie, daß Freddie wieder im Goldenen Hintern ein- und ausging. Diese Nachricht bekümmerte Olivia, überraschte sie jedoch nicht. Freddies Alkoholkonsum, das blasse, aufgedunsene Gesicht und die tägliche Abwesenheit von zu Hause sprachen deutlich genug. Aufrichtig besorgt stellte ihn Olivia eines Tages zur Rede. »Du hast mir versprochen, nicht mehr zu trinken, Freddie! Du hast mir dein Wort gegeben …«
    Er stöhnte und hielt sich den Kopf. »Es ist noch zu früh, mein Gott, es ist noch zu früh für …«
    »Es ist nicht zu früh. Es ist beinahe Mittag und die einzige Zeit, in der ich dich tagsüber sehe.« Etwas freundlicher fragte sie dann:
    »Freddie, was tust du dir und uns an?«
    »Ich versuche, etwas zu vergessen, an das ich mich nicht erinnern will!« Er betonte jedes Wort, als rede er mit einem dummen Kind.
    Olivia sah ihn an, verglich ihn mit dem Freddie von früher, und Angst stieg in ihr auf. »Du mußt dich nur damit abfinden, Freddie«, sagte sie traurig, »du mußt mir vertrauen, mir glauben und an mich glauben …«
    Er erwiderte achselzuckend: »Ich kann mich ebensowenig zwingen, mich mit etwas abzufinden oder dir zu vertrauen, wie du dich zwingen kannst, mich zu lieben.« Er hielt sich wieder den Kopf und jammerte: »Ich habe dir doch gesagt, es ist zu früh für einen Streit! Ich glaube, ich gehe wieder zu Bett.« Er wankte aus dem Zimmer.
    Olivia machte sich die größten Sorgen um Freddies Gesundheit. Daneben verblaßten sogar ihre anderen Probleme. Sie hatte seiner Mutter ein Versprechen gegeben, und es gelang ihr nicht, dieses Versprechen einzulösen. In ihrer Not redete sie mit Peter Barstow. Und das war ein Fehler.
    »Den alten Freddie davon abzubringen, nach der Flasche und anderen Freuden zu greifen?« fragte er gedehnt und noch gelangweilter als üblich, »meine liebe Olivia, das ist die Aufgabe einer liebenden, treu sorgenden Ehefrau! Wenn er zu Hause bekommen würde, was ihm der Hintern im Übermaß gewährt, müßte er nicht mehr trinken, oder?« Er lächelte anzüglich und boshaft.
    Sie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben, beherrschte sich aber mit eiserner Disziplin. »Gehen Sie!« fuhr sie ihn mit kalter Wut an. »Ich glaube, Sie sind der widerlichste Mensch, den ich kenne.«
    »Widerlich, aber ehrlich, das wenigstens sollten Sie mir zugestehen.« Er sah sie noch einmal abschätzend und durchtrieben an – einen Blick, den Olivia nur allzu gut kannte und haßte. »Sie sind zu intelligent, um Freddie aus Liebe geheiratet zu haben, Olivia, zu intelligent, um ihn des Geldes wegen geheiratet zu haben, und nicht snobistisch genug, um einen Adelstitel zu wollen.« Er legte den Kopf schief und fragte lächelnd: »Warum haben Sie also Freddie geheiratet? Wissen Sie, ich habe schon oft darüber nachgedacht …«
    Ihr Herz stand einen Augenblick lang still. Sie durfte seine

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