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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Spitzentaschentücher an die Münder und fielen vor Spannung beinahe in Ohnmacht. Allerdings war nur eine unklug genug, es wirklich zu tun. Ihr Mann blickte mit zusammengekniffenen Lippen ungehalten in die andere Richtung und überließ es zwei jungen Herren, sie aufzufangen und schnell hinauszutragen. Nach Erledigung ihrer Kavalierspflicht eilten sie ebenso schnell wieder zurück, um sich ja nichts entgehen zu lassen. Wenn Blut fließen sollte, dann wollte das niemand versäumen! Die anwesenden Damen führten tapfer die Riechfläschchen an die Nase, um sich Mut zu machen, und gelobten stumm, nicht ohnmächtig zu werden, oder erst, wenn alles vorbei war.
    Der Revolver lag unterdessen unberührt vor Raventhornes Fuß. Jai machte sich nicht einmal die Mühe, einen Blick darauf zu werfen.
    »Also?« fragte Sir Joshua mit beißender Schärfe.
    »Nein, Sir Joshua. Ich bewundere Ihre Umsicht, aber ich kämpfe nicht mit fremden Waffen.« Er war wachsam, gab sich aber noch immer lässig, als sei seine beleidigende Antwort nur ein Spiel.
    »Heben Sie den Colt auf, Raventhorne«, befahl Sir Joshua ruhig.
    »Nein. Ich kämpfe auch nicht mit einem Invaliden!«
    In Sir Joshuas Gesicht veränderte sich nichts. Die eiserne Selbstdisziplin vieler Jahrzehnte schien ihn unempfindlich gegen Raventhornes Hohn und Spott zu machen. Unter den gegebenen Umständen hatte er sich bewundernswert gut unter Kontrolle. »Ob Sie kämpfen oder nicht kämpfen, ich werde Sie töten, Raventhorne.«
    »Aber bitte, versuchen Sie es.« Raventhorne verzog höhnisch den Mund. » Wenn Sie noch treffen können und den Mut dazu haben.«
    »Oh, ich kann treffen und habe den Mut!«
    Raventhorne lachte. Es klang seltsam. Er lachte weder laut noch leise, sondern mehr, um seine Zweifel auszudrücken. »Sie wissen so gut wie ich, Sir Joshua«, sagte er freundlich, »daß Sie noch nie den Mut hatten, mich zu töten. Und Sie werden nie den Mut dazu haben – auch jetzt nicht.«
    Sir Joshua atmete tief und langsam. »Sie irren, Jai«, sagte er sehr ruhig. »Mir hat nicht der Mut gefehlt. Was immer mir auch gefehlt hat, jetzt fehlt es mir nicht mehr. Das müssen Sie bereits wissen.« Er holte tief Luft. Es klang fast wie ein Seufzen. »Also gut, wenn Sie auf diese Weise sterben möchten, dann bitte. Ich werde bis drei zählen, um Ihnen die Gelegenheit zu geben, zu schießen …«
    »Um Himmels willen, Mann!« Jemand tauchte aus der Menge der erstarrten Zuschauer auf und stellte sich schnell zwischen die beiden Gegner. Es war Barnabus Slocum. Auf seiner Stirn stand Schweiß, und seine großen Unterkiefer zitterten vor Empörung. »Sie können nicht kaltblütig einen unbewaffneten Mann erschießen, Josh! Haben Sie den Verstand verloren? Verdammt noch mal, Sir, das ist … verboten !«
    »Halten Sie den Mund, Barney.« Sir Joshuas Befehl klang weder erregt noch gereizt. »Und halten Sie sich da raus.«
    »Heraushalten?« Slocum wurde dunkelrot und begann zu stottern.
    »Also … hören Sie zu, Josh … es ist genug …«
    »Ich garantiere Ihnen, wenn Sie nicht aus dem Weg gehen, Barney, werden Sie verletzt.«
    »Bei Gott, Mann, wir sind hier auf einer zivilisierten Feier. Sie können sich doch nicht wie ein hergelaufener Strolch aufführen!« Sein Gesicht wurde violett. »Als Vertreter des Gesetzes und im Namen Ihrer Majestät verbiete ich das! Ich verbiete es kategorisch und dulde keine Widerrede. Ich …«
    »Hören Sie auf mit dem Gefasel, Barney! Das geht Sie nichts an und Ihre Majestät noch weniger.« Er hob den Colt und zielte auf Slocums dicken Bauch. »Gehen Sie aus dem Weg. Oder wollen Sie Ihren Bierbauch loswerden?«
    Man hörte ein nervöses schrilles Lachen in einer Ecke, das aber sofort wieder verstummte. Slocums vom vielen Champagner rot geäderte Augen wurden groß vor Angst. Er blinzelte und schluckte ein paarmal. Er öffnete und schloß den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, dann entschied er sich hastig für den Rückzug. Er hatte seine Pflicht getan und mischte sich fluchend wieder unter die Menge. Niemand dachte daran einzugreifen, und das aus gutem Grund. Wenn Raventhorne so töricht war, mit dieser überheblichen Lässigkeit vor seinen Richter zu treten, wer sollte ihn daran hindern? Außerdem hatte keiner es mehr verdient als er.
    »Eins.«
    Das erregte Gemurmel verstummte schlagartig, als Sir Joshua zu zählen begann. Olivia war wie gelähmt gewesen. Jetzt bewegte sie sich endlich wieder, aber wie in einem Traum. Sie hatte das Gefühl,

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