Wer Liebe verspricht
mußt wissen, daß ich den Abriß nicht zulassen kann.«
Olivia atmete schneller. Endlich interessierte er sich für den Köder!
»Und du mußt wissen, daß du mich nicht daran hindern kannst!«
»Du inszenierst mir zuliebe ein verlogenes Theater. Du machst dich wieder einmal lächerlich, und diesmal ist deine Herausforderung noch sinnloser.«
»Ach ja?« Ihre Augen leuchteten. »Du vergißt, diese wertlosen, zerfallenen Hütten bedeuten mir nichts. Ich lasse sie ohne Bedenken dem Erdboden gleichmachen.«
»Und du glaubst, daß sie mir etwas bedeuten?«
Olivia sagte mit einem Schulterzucken: »Wenn es so ist, dann ist mir dein Interesse gleichgültig.«
»O nein«, sagte er leise, »mein Interesse ist für dich von allergrößter Bedeutung! Du lernst in der Tat schnell. Ich beglückwünsche dich zu deinen Erpresserkünsten.«
»Erpressung?« Olivia hob belustigt die Augenbrauen. »Wie kommst du darauf? Ich habe dich nicht aufgefordert, hierherzukommen. Du bist aus eigenem Antrieb hier.«
»Und das überrascht dich natürlich?« fragte er freundlich. Er bemerkte, daß seine Pfeife ausgebrannt war, schob sie in den Gürtel und verschränkte die Arme. »Mooljee hat laut die Trommel gerührt, um deinen Hotel-Hokuspokus aller Welt zu verkünden. Warum auch nicht? Dein hinterlegter Schmuck läßt ihn noch kräftiger auf die Pauke hauen. Aber was ist, wenn ich zu dir sage: Bitte, bau dein Hotel. Dein Theater beeindruckt mich nicht? Mach diese wertlosen Hütten dem Erdboden gleich. Meinen Segen hast du. Was dann?«
»Das Hotel ist weder ein Hokuspokus noch Theater, Jai!« Die zitternden Knie machten ihr das Stehen schwer. Sie trat einen Schritt rückwärts und setzte sich auf eine halb zerfallene Mauer. »Das Hotel wird gebaut!«
»Es sei denn?«
Sie zögerte, dann ging sie auf seinen Einwurf ein. »Also gut. Es sei denn …«
»Aha, also doch Erpressung!«
»Nein, lediglich die Anwendung eines taktischen Vorteils, den ich dir gegenüber habe. Ich würde es als kluge Geschäftsstrategie bezeichnen.«
Er nickte, als sei er mit dieser Formulierung einverstanden. »Und du glaubst allen Ernstes, daß du mich zum Nachgeben zwingen kannst?« Er stellte die Frage weder ärgerlich noch verächtlich, sondern schien wirklich auf eine Antwort neugierig zu sein.
»Du hast keine andere Möglichkeit!«
»Möglichkeiten lassen sich leicht finden.«
»Es gab bei der Daffodil keine anderen Möglichkeiten und jetzt auch nicht.«
Er lachte nur.
Verstohlen musterte sie sein Gesicht, das vom Lampenlicht erhellt wurde. Noch einmal versuchte sie, ihn intuitiv zu erfassen. Entging ihr etwas? Ihr Instinkt sagte, er suche nach Ausflüchten, aber heute gelang ihm die undurchsichtige Tarnung mit beunruhigendem Erfolg. Er griff nach der Pfeife, die im Gürtel steckte, zog sie heraus und schob sie dann wieder zurück – Olivias Herz setzte einen Schlag aus. Aus dieser kleinen Geste sprach kaum merklich, aber deutlich eine für ihn untypische Unsicherheit. Sie verstand diese Geste nur, weil sie ihn so gut kannte. Und weil er sie so gut kannte, sagte ihm seine Intuition, ihr Projekt sei Theater und der angedrohte Abriß ein Köder. Aber seine nächste Frage bestätigte ihre Vermutung.
»Also gut. Wärst du bereit, mir das Grundstück zu verkaufen?«
Olivia wußte, sie hatte gewonnen – beinahe! »Nein. Man verkauft keinen taktischen Vorteil, der zu einem dauerhaften Gewinn werden kann«, erwiderte sie schroff.
»Ohne Rücksicht auf die Folgen?« Ihre Ablehnung beeindruckte ihn nicht. Er hatte sie natürlich erwartet.
»Ohne Rücksicht auf alles, wozu du in der Lage bist!«
Er lachte. »Noch immer der störrische alte Esel aus Kansas?«
»Nein, noch störrischer!«
Schließlich zog er die Pfeife aus dem Gürtel, zündete sie aber nicht an, sondern ging zum Rand des Vordachs und blickte zum Himmel hinauf. Es nieselte noch, und in der Ferne hörte man Donnergrollen. Er blieb einige Zeit still dort stehen, als trenne ihn das Schweigen von allem, was ihn umgab. Dann drehte er sich um und fragte sehr ruhig: »Was willst du von mir?«
Nur mit übermenschlicher Selbstbeherrschung konnte Olivia ihre Freude verbergen. Das bedeutete bedingungslose Kapitulation! Aber sie zeigte keine Regung. »Du weißt bereits, was ich will.«
»Ja, aber sag es noch etwas deutlicher.«
»Laß Farrowsham in Ruhe. Räume uns wieder die Kreditbedingungen ein und übernimm unsere Fracht wie früher.«
Sie schwieg, und er wußte, das war noch nicht
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