Wer Liebe verspricht

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Autoren: Rebecca Ryman

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erbeben. Sie wollte noch etwas sagen, aber sie brachte kein Wort mehr heraus. Die Stimme versagte ihr.
    Und dann war er plötzlich verschwunden.
    Allein gelassen mit den Schatten der Nacht, mit denen er plötzlich verschmolzen war, folgten Olivias Augen verblüfft dem unsichtbaren Weg, den er genommen hatte. Ihre Kräfte waren so erschöpft, daß sie nicht sofort wieder reagieren konnte. Ihr Plan hatte versagt. Ihre Berechnungen waren falsch gewesen, die Intuition hatte sie betrogen. Sie war wie gelähmt, und ihr Verstand konnte sich noch nicht damit abfinden. Im Augenblick schien Raventhornes seltsamer Blick ihr ganzes Vorstellungsvermögen auszufüllen, denn sie hatte diesen Blick verstanden, und auch damit konnte sie sich nicht abfinden. Das war noch schlimmer als ihre Niederlage gewesen! Aus seinem Blick sprach Mitleid! Und das verzieh sie ihm nicht. Sie hatte von Jai Raventhorne viel ertragen und war zu noch mehr bereit gewesen.
    Aber um keinen Preis würde sie sein Mitleid ertragen. Das war die größte Beschimpfung. Und er würde bald zu spüren bekommen, wie sie darauf reagierte.
    *
    Noch vor dem ersten Hahnenschrei ließ Olivia Willie Donaldson zu sich rufen.
    Eine lange Nacht konzentrierten Nachdenkens überzeugte Olivia davon, daß sie sich nicht geirrt hatte. Ihre Intuition hatte sie nicht belogen, auch ihre Kenntnis dieses Mannes in all seinen Eigenarten hatte nicht versagt. Er spielte lediglich ein neues Spiel, und damit hatte sie nicht gerechnet. Wenn sie vielleicht etwas falsch eingeschätzt hatte, dann Raventhornes Unfähigkeit, eine Niederlage hinzunehmen. Seine Niederlage würde kommen, aber etwas langsamer, als sie geglaubt hatte.
    »Die Wachleute, die wir angestellt haben – wie viele sind es im Augenblick?« Wie die meisten großen Handelshäuser besaß auch Farrowsham eigene Sicherheitskräfte.
    »Etwa zweihundert«, erwiderte Donaldson ruhig. »Warum?«
    »Und wieviel hat Raventhorne?«
    »Das weiß ich nicht genau, aber ich glaube mehr.«
    »Wie viele unserer Leute sind zur Bewachung unserer Lagerhäuser eingesetzt?«
    »Genug, das heißt nach den derzeitigen Erfordernissen.«
    »Ich verstehe. Vielleicht sollten wir die Patrouillen der Lagerhäuser und unseres Kontors verdoppeln. Wir sollten auch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für unsere Häuser in Dharamtala, Circular Road, Portuguese Church Street, Chowringhee und Garden Reach treffen. Die Läden im Bow Basar und die Häuser dort haben indische Mieter. Man wird sie nicht angreifen. Aber wo wir …«
    »Angreifen? Wer wird angreifen ?« Donaldson beugte sich aufmerksam vor. »Und warum ?«
    Olivia runzelte unwillig die Stirn, aber sie wußte, Donaldson konnte eine Erklärung von ihr verlangen. Und er würde noch viele Fragen stellen. »Raventhorne. Ich habe von einem sehr zuverlässigen Informanten erfahren, daß wir sehr bald mit neuen Machenschaften von ihm rechnen müssen. Es wäre klug, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Ich möchte betonen, daß wir unsere besten Leute zum Schutz des Templewood-Hauses einsetzen müssen. Das Gelände muß Tag und Nacht schärfstens bewacht werden, bis die Abbrucharbeiten beendet sind. Die Wachen sollen Anweisung erhalten, bei Sabotage und Brandstiftung sofort das Feuer zu eröffnen und auch bei Versuchen, die Arbeiten zu behindern. Stellen Sie, wenn nötig, mehr Leute ein, Mr.Donaldson. Wenn wir den doppelten Lohn anbieten, können wir die besten Männer abwerben. Noch etwas?« Sie dachte nach und sagte dann schnell: »Nein, ich glaube nicht. Die Plantagen sind zu weit entfernt, und die Seagull ist bereits nach Malaia unterwegs. Die Abbrucharbeiten dauern nur zwei Tage.«
    Willie Donaldson stellte keine Fragen. Plötzlich wurde ihm richtig übel.
    »Sollte Slocum oder ein anderer sich erkundigen, dann treffen wir nach den Hinrichtungen gestern nur Vorsichtsmaßnahmen.«
    Vor kurzem war es unter den indischen Sepoys wieder zu Unruhen gekommen. Sie sollten nach Burma verlegt werden und weigerten sich aufzubrechen, weil man offiziell den Transport ihres Eß- und Kochgeschirrs abgelehnt hatte, was die Gebote der Kastentrennung verlangten. Die Männer wollten nicht aus ihrer Kaste ausgestoßen werden und hatten gemeutert, denn sie hielten das wieder für eine böse List der Engländer, um sie zum Christentum zu bekehren. Man hatte den Aufstand mit brutaler Gewalt niedergeschlagen und fünf der Anführer öffentlich gehängt. Infolgedessen brodelte es in der Stadt. Die nationalen Gefühle waren