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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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lächeln, denn ganz ähnliche Worte hatte ihr Onkel an dem bewußten Abend im Arbeitszimmer gebraucht. »Sie sind stolz darauf, daß man Sie so nennt? Es macht Ihnen Vergnügen?«
    »Weder bin ich stolz darauf, noch macht es mir Vergnügen. Es berührt mich nicht.«
    »Und was berührt Sie?« Die Frage entschlüpfte Olivia unüberlegt, und sie bedauerte sofort, sie gestellt zu haben, denn damit gab sie ihm wieder die Möglichkeit zu einem unverschämten Gegenangriff. Aber Raventhorne reagierte überhaupt nicht darauf. Er wandte nur leicht verwundert den Blick ab und richtete ihn in die Ferne.
    »Nichts.« Sein Gesicht war ausdruckslos, obwohl er wieder lächelte.
    »Nichts von dem, was die Leute sagen, berührt mich.« Auch Olivia gehörte zu der Welt, die er mit solcher Verachtung abtat, und einen Augenblick hatte sie den unsinnigen Wunsch, etwas zu sagen, irgend etwas, das ihn berühren würde. Aber ihr fiel nichts ein. Er sprach in einem völlig anderen Ton weiter. »Ich sehe, Lady Birkhurst kann die Wahl ihres Sohnes diesmal gutheißen. Sie ist zumindest eine Frau von beachtlicher Kraft und Vitalität, auch wenn man das von dem ehrenwerten Freddie nicht behaupten kann.«
    Olivia schwankte zwischen Empörung und Neugier – die Neugier siegte. »Lady Birkhurst?«
    »Die Mutter des ehrenwerten Freddie. Sie wird in Kürze eintreffen. Sie kommt zweifellos, um unter den Kandidatinnen, die in der Endrunde des Rennens um die Hand, das Geld und den Titel des schönen Freddie sind, die Richtige auszuwählen. Ich sehe nicht, daß Sie in der Zielgeraden noch ernstzunehmende Konkurrenz haben.«
    Wieder wütend zu werden, hätte bedeutet, ihm in die Hände zu spielen, und er wartete nur darauf. »Ich bin Ihnen dankbar für Ihre beruhigenden Worte und Ihr Vertrauensvotum«, sagte sie überaus liebenswürdig. »Aber es überrascht mich, daß Sie so gut über meine Angelegenheiten informiert sind, obwohl ich über Ihre so wenig weiß.« Rasch fügte sie hinzu: »…. und mich auch nicht dafür interessiere.«
    »Oh, Sie interessieren sich durchaus dafür, Miss O’Rourke«, bemerkte er lachend. »Und wenn Ihnen das Wissen fehlt, liegt es ganz sicher nicht daran, daß Sie nicht versuchen würden, mehr zu erfahren. Weshalb fragen Sie nicht mich, wenn es etwas gibt, das Sie über mich wissen möchten?«
    Nur sein unverdienter und erstaunlicher Charme ließ Olivia angesichts dieser ungeheuren Selbstgefählligkeit ruhig bleiben. »Und werden Sie es mir sagen, wenn ich Sie frage?«
    »Nein, aber fragen Sie trotzdem.«
    Olivia mußte lachen.
    Wieder gab es eine Unterbrechung, die diesmal Olivia verlegen machte. Eine junge Frau mit einem silbernen Tablett betrat den Raum. Ihr folgte eine ganze Reihe Diener mit noch mehr Tabletts. Sie gab den Dienern mit kaum merklichen Gesten Anweisungen, und man stellte einen niedrigen Tisch vor Olivia, der mit Schüsseln, silbernen Tellern und europäischem Besteck gedeckt wurde. Alles verlief reibungslos und ohne jeden unnötigen Aufwand. Die junge Frau nahm Olivias Aufmerksamkeit völlig gefangen. Selbst nach orientalischen Maßstäben war sie atemberaubend schön. Dunkle Satinaugen blickten aus einem glatten, sandelholzfarbenen Gesicht. Sie war groß und bewegte sich mit der unbewußten Anmut einer Tänzerin, die einem unhörbaren Rhythmus folgt. Unter dem losen gelben Batistgewand mit metalldurchwirkten Bordüren sah man ihre vollkommen geformten, straffen, spitzen Brüste. Die Beine waren lang und schlank mit schmalen Fußgelenken. Sie trug eine eng anliegende Hose, die an den Knöcheln Falten warf. Sie sah Olivia nicht an, als sie rasch an ihr vorbeiging, um ihre Aufgaben zu erfüllen, aber sie verströmte einen starken Parfümgeruch, der an Rosen erinnerte. Ihre langen, feingliedrigen Finger – geschickt und flink bei der Arbeit – überzog ein zartes Filigran aus Henna, das wie satt orangefarbene Spitzenhandschuhe wirkte.
    Olivia lief ein Schauer über den Rücken. Instinktiv wußte sie, die Frau war Jai Raventhornes Geliebte.
    Er stellte sie nicht vor. Statt dessen sagte er ganz gelassen: »Sujata ist eine ausgezeichnete Köchin, wie Sie gleich selbst feststellen werden. Sie ist die Musikerin.«
    Als die junge Frau ihren Namen hörte, lächelte sie, sah dabei aber nur ihn an. Dieser verstohlene Blick hätte vielleicht kokett und gekünstelt wirken können, wenn darin nicht soviel echtes Gefühl und Sehnsucht gelegen hätten. Als sie sich bückte, um die letzte Schale auf den Tisch zu

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