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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Falle.
    Raventhorne schwieg. Hin und wieder hob er das Gewehr ans Auge und blickte durch das Visier. Er hatte kräftige, gebräunte Hände, dabei aber wohlgeformte, lange schlanke Finger. Während Olivia ihn aus den Augenwinkeln beobachtete, tauchte flüchtig ein Bild vor ihr auf, für das sie sich schämte: Sujata lag in seinen Armen und wurde von diesen Fingern, die sich am Abend zuvor in Olivias Wange eingebrannt hatten, in leidenschaftliche Raserei getrieben. Errötend wandte sie sich ab und konzentrierte sich auf eine Horde Affen mit schwarzen Gesichtern, die, wie es schien, Olivia zuliebe ihre akrobatischen Kunststücke vorführten.
    »Weshalb sind Sie nicht verheiratet?«
    Seine Gewohnheit, Themen anzuschneiden, die vorzubringen kein anderer sich erlaubt hätte, berührte Olivia inzwischen nicht mehr so unangenehm. »Sie klingen wie meine Tante«, sagte sie trocken.
    »Diese Frage beunruhigt sie ebenfalls.«
    »Zweifellos – aber damit ist sie noch nicht beantwortet!«
    »Sie brauchen keine Antwort!«
    »Doch.« Er drehte sich nach ihr um, und sein Ausdruck war ernst.
    »Sie sind mir eine Antwort schuldig.«
    »Eine Antwort schuldig? « wiederholte sie. »Wieso?«
    »Weil ich Sie vor einem Mittagessen mit Lady Birkhurst bewahrt habe. Ganz gleich, welche Absichten Sie den unglückseligen Sohn dieser Dame betreffend haben, ich bezweifle, daß die Aussicht auf eine Begegnung mit Mutter und Sohn Ihnen sehr gefallen haben kann.«
    Olivia mußte lachen. Wenn man die freche Anspielung beiseite ließ, war an seinen Worten etwas Wahres. »Ich hatte den Eindruck, daß Ihrer Ansicht nach beide Birkhursts meinen Plänen dienlich sind. Und in diesem Fall haben Sie mir einen sehr schlechten Dienst erwiesen!«
    Er rieb sich nachdenklich die Nase. »Ich sehe, ich bin ein Opfer meiner eigenen Machenschaften geworden! Mag es sein wie es will – meine Frage ist immer noch nicht beantwortet.«
    »Ich bin nicht verheiratet, weil ich es so will – genügt das als Antwort?«
    »Nein.« Er änderte seine Körperhaltung und lehnte sich zurück.
    »Junge Männer in Amerika sind gesund und kräftig, und es ist unwahrscheinlich, daß sie keine Notiz von einer jungen Frau nehmen, die gar nicht so häßlich ist! Sind Sie vielleicht schon vergeben?« Er warf ihr einen listigen, abwägenden Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, und es war unwahrscheinlich, daß ihm die Röte entging, die Olivia langsam in die Wangen stieg.
    »Sie müssen sich entscheiden. Welche meiner Absichten überzeugt Sie mehr: Werde ich mir Freddie Birkhurst angeln oder als ›Leerfracht‹ nach Hause fahren und meine Angel dort auswerfen?« Die Unterhaltung wurde ihr langsam peinlich. »In beiden Fällen ist Ihre Anteilnahme nicht gefragt.« Er lachte nur. Olivia ärgerte sich, und um das Thema nicht noch einmal aufkommen zu lassen, fragte sie rasch: »Haben Sie lange in Amerika gelebt?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie dort gemacht?« Sie rechnete damit, daß er wie üblich von der Frage ablenken würde. Aber zu ihrer Überraschung gab er bereitwillig Antwort.
    »Vielerlei. Ich habe gearbeitet, ich habe gelernt, ich habe Geld verdient.«
    »Was haben Sie gelernt?«
    Er lächelte. »Die Magie des weißen Mannes.«
    »Und die wäre?« Sie erkannte, daß seine Antworten außerordentlich wenig informativ waren, und fragte ungeduldig: »Was haben Sie denn wirklich getan? «
    Sie hatten sich flüsternd unterhalten – ein Gebot bei der Jagd im Dschungel. Er schüttelte den Kopf und legte den Finger auf den Mund. »Es wäre leichter, wenn Sie fragen würden, was ich nicht getan habe.«
    »Also gut.« Sie sprach noch leiser. »Was haben Sie nicht getan?«
    »Ich bin nicht Präsident der Vereinigten Staaten geworden«, erwiderte er.
    Olivia sah ihn unsicher an. »Und wieso nicht?«
    »Ich habe es nie versucht. Ich wäre es geworden, wenn ich es versucht hätte.« Er grinste. »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich glaube daran, daß ich gewinne. Erinnern Sie sich?«
    Die hochmütige Kopfhaltung, der stolz aufgerichtete Rücken waren typisch. Aber er lächelte völlig unbekümmert. Olivia kämpfte mit sich, denn ihr kam die nächste heikle Frage in den Sinn. Sie ließ alle Vorsicht fallen und stellte sie: »Selbst wenn es bedeutet, daß Sie Schiffe kapern und Lagerhäuser in Brand setzen?«
    »Wieso nicht?« Er gab das alles ohne Zögern zu! »Wenn sich an Bord der Schiffe Opium befindet und es in den Lagerhäusern gelagert ist?« Er wirkte immer noch locker. Ein leichtes

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