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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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sich auf den Ellbogen und blickte ärgerlich auf sie hinunter.
    Sie sah ihm in die Augen, die so nahe, so schrecklich nahe waren, und es gelang ihr zu flüstern: »Immerhin bin ich nicht ohnmächtig geworden.«
    Dann verlor sie die Besinnung.
    Als Olivia wieder zu sich kam, lag sie auf einem Teppich unter einem Baum, und ein Höllenlärm erfüllte die Lichtung. Mehrere hundert Menschen sangen und tanzten und frohlockten, und die Trommeln schlugen wieder. Eine Dienerin der Maharani fächelte ihr Kühlung zu, eine zweite bot ihr einen Becher Wasser an. Olivia blinzelte, damit sie wieder klar sehen konnte. Dann setzte sie sich auf und trank den Becher in einem Zug leer. Sie atmete tief, hob den Kopf und blickte in die besorgten Augen von Jai Raventhorne.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Olivia nickte und bat um mehr Wasser. »Was … ist geschehen?«
    »Sie sind ohnmächtig geworden.«
    »Ist der Tiger … tot?«
    »Ganz tot.« Er wies auf die Menschen, die im Kreis tanzten. »Sie messen ihn dort in diesem Kreis und singen Ihr Lob.« Sein Blick war beunruhigend sanft, beinahe so sanft wie sein Lächeln.
    »Ein großartiger Schuß, Miss O’Rourke, ein großartiger Schuß!«
    Der Maharadscha trat zu ihnen und rieb sich vergnügt die Hände.
    »Obwohl Jai kein Recht hatte, Sie in eine so gefährliche Situation zu bringen.« Er warf seinem Freund einen anklagenden Blick zu und versuchte, böse zu wirken. Aber es gelang ihm nicht.
    »Auf diese Entfernung konnte ich ihn kaum verfehlen«, wehrte Olivia ab. »Er ist ohnehin Mr.Raventhornes Erfolg. Er hatte ihn bereits tödlich verwundet.«
    Der Tiger maß genau drei Meter und fünf und lag ausgestreckt zwischen den Meßpflöcken im Gras. Er war noch im Tod ein prächtiges Tier. In seinem schönen gelben und schwarzen Fell waren zwei blutverkrustete Löcher: das eine an der Schulter, das andere mitten in der Stirn. Olivia betrachtete ihn fasziniert, ja wie gebannt und empfand unwillkürlich Mitgefühl – welch trauriges Ende für ein so majestätisches Tier!
    »Verschwenden Sie keine Tränen an ihn«, sagte Raventhorne leichthin, der neben ihr stand. »Er hat mehr Menschen gefressen, als die Dorfleute zählen können.«
    »Ist der Elefant schwer verletzt?« fragte Olivia besorgt. »Die Krallen scheinen tief eingedrungen zu sein.«
    »Nein. Elefanten haben eine dicke Haut. Die Mahouts sind ausgezeichnete Medizinmänner und wissen genau, welche heilenden Pflanzen und Blätter sie anwenden müssen.«
    Olivia wandte sich ihm zu und sah ihn streng an. »Das hätten Sie wirklich nicht tun dürfen. Stellen Sie sich vor, ich hätte ihn verfehlt.«
    »Auf diese Entfernung?« Er sah sie spöttisch an. »Ich versichere Ihnen, in diesem Fall hätte meine zweite Kugel Sie getroffen, weil Sie eine Schande für Ihre Nation gewesen wären.«
    *
    Am Jagdpavillon erhielten mehrere hundert Menschen aus den umliegenden Dörfern ein Mittagessen. Sie saßen in langen Reihen vor den allgegenwärtigen Bananenblättern, die als Teller dienten. Die Jäger hatten auf dem Rückweg mehrere Rehe und Antilopen erlegt, und das Fleisch wurde im Freien an riesigen Spießen gebraten. Der Maharadscha spendierte für alle den in der Gegend gebrannten Alkohol, der rasch seine Wirkung tat. Raventhorne war auf dem Elefanten des Maharadscha zurückgeritten, und Olivia hatte die Howdah mit einer Dienerin geteilt. Sie konnte nicht sagen, ob ihr das lieber war oder nicht, denn sie war so erschöpft von den Aufregungen des Morgens, daß sie den ganzen Weg schlief. Vor dem Pavillon erlebte sie einige Augenblicke der Verlegenheit, weil überglückliche Dorfbewohner sie und Raventhorne mit Girlanden bekränzten, und unter Lobgesängen auf ihre Treffsicherheit um sie herumtanzten. Sie errötete und beteuerte immer wieder, er, nicht sie habe den Tiger erlegt, aber das ging im allgemeinen Lärm unter. Raventhorne genoß ihre Verlegenheit und unternahm nichts, um Olivias Protest an die Menge weiterzugeben. »Geben Sie doch zu, daß zwischen uns eine Übereinstimmung besteht«, murmelte er und verzog sarkastisch den Mund, »ist es da nicht ganz passend, daß die Ehre uns beiden zuteil wird? Ich habe eine solche Ehre noch nie mit einer Frau geteilt, und es ist eine reizvolle Abwechslung.«
    »Ich gebe nichts dergleichen zu, Mr.Raventhorne«, erwiderte sie streng. »Ihre Phantasie geht mit Ihnen durch.«
    Er gab keine Antwort, sondern lächelte nur ironisch. Vielleicht wußte er, daß er nicht antworten mußte.
    Das Mittagessen für

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