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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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allgemein bekannt, daß er bei dieser Frau aus Cossipore alle Rassenschranken vergißt. Ganz zu schweigen von den Gerüchten, wonach das Mischlingskind …«
    Unbemerkt verließ Olivia den Raum. Sie fragte sich seufzend, wann Estelle endlich lernen würde, den Mund zu halten.
    Oben in ihrem Zimmer las sie in aller Ruhe noch einmal den Brief ihres Vaters. Er hatte noch keinen ihrer Briefe erhalten, aber wenn der erste eintraf, würden sie schnell aufeinander folgen. Ihr Vater schrieb ausführlich über die Fortschritte bei seiner Untersuchung und erklärte, seine Recherche vor Ort sei wichtig und sehr nützlich. Er äußerte sich auch über die bevorstehenden Wahlen und schließlich über Hawaii. Seiner Ansicht nach würde Honolulu bald die wichtigste Hafenstadt im Pazifik sein. ›Die grüne und blühende Landschaft, die man vom Schiff sieht, täuscht. Abgesehen von den Bergen und einigen Tälern ist das Land hart, trocken und unfruchtbar. Wasser ist eine Kostbarkeit. Mit etwas Glück werde ich vielleicht ein natürlich bewässertes Stück Land finden – obwohl das hier eine Seltenheit ist.‹
    Olivia runzelte die Stirn. Wollte er länger auf Hawaii bleiben? Sie würde noch einige Zeit auf die Antwort warten müssen, denn er gab keine weiteren Erklärungen ab. Ein anderer Brief berichtete nur von Sacramento und der Ranch. Greg kam in ihrer Abwesenheit gut zurecht (er hatte billig zehn Longhorn-Rinder vom alten Matty erstanden, der nach Texas zog), und bei Sallys Jungs, Dane und Dirk, sproß der erste Flaum im Gesicht. Ein Mann aus Yale hatte Sally ein gutes Angebot für ihre Leihbibliothek gemacht, und sie dachte daran zu verkaufen, denn seit man in Kalifornien Gold entdeckt hatte, waren die Leute in großer Sorge. Die Entdeckung machte Schlagzeilen in den Zeitungen. ›Das Goldfieber ist ausgebrochen‹, schrieb er, ›jeder Ganove, Mörder und Taugenichts in den Vereinigten Staaten wird jetzt in den Westen kommen. Ich habe Angst um unseren Staat, denn die Goldgier der Menschen, mein Kind, ist unersättlich.‹ Er beendete den Brief mit dem Satz: ›Genieße das Leben, mein Schatz, und nutze die Möglichkeiten, die Deine Tante Dir bietet. Ich weiß, es kann für Dich nicht leicht sein, denn dort herrschen andere Sitten als bei uns. Aber England, mein liebes Kind, ist Teil Deines Erbes. Auch wenn es Dir noch so seltsam erscheinen mag, lehne es nicht ab, denn es ist das Erbe Deiner geliebten Mutter. Nutze ihr Geschenk, so gut Du kannst, und wenn Du abends zu Bett gehst und stumm mit Deinem Herzen sprichst, dann vergiß nicht, Du hast einen alten Dad, dem Du kostbarer bist als sein Leben.‹
    Olivia faltete den Brief wieder zusammen. Eine Woge der Liebe erfaßte sie. Sie spürte den heftigen Schmerz der Trennung, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Was hätte sie nicht darum gegeben, eine Stunde – nur eine Stunde – seinen unfehlbar richtigen Rat zu hören, denn das ungewollte ›Erbe‹ zog sie in ein Labyrinth, in dem sie nicht ein noch aus wußte.
    Es klopfte an der Tür, und ihre Tante trat ein. »Olivia, ich hatte es ganz vergessen, Lady Birkhurst hat uns morgen freundlicherweise zum Tee eingeladen. Wir werden um vier abfahren. Ich habe dein blaues Leinenkleid bügeln lassen, und vergiß bitte nicht den weißen Gürtel!«
    »Nein, ich werde ihn nicht vergessen«, sagte Olivia mißmutig. Sie stand auf und beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Ich bin dir wirklich sehr dankbar, Tante Bridget, aber ich glaube, ich muß etwas klarstellen. Ich habe nicht die Absicht, Mr.Birkhurst zu heiraten. Es wäre nicht richtig, falsche Hoffnungen zu nähren, die er sich möglicherweise macht.«
    »Heiraten?« Lady Bridget sah sie unschuldig mit ihren kornblumenblauen Augen an. »Mein liebes Kind, niemand redet von heiraten! Aber du wirst doch bestimmt nichts dagegen haben, jemanden zu besuchen, der so freundlich ist, sich um unsere Gesellschaft zu bemühen – ganz besonders, nachdem wir schon einmal abgesagt haben. Und Lady Birkhurst hat meine Entschuldigung ohne weiteres angenommen!«
    Der vorwurfsvolle Ton konnte Olivia nicht täuschen, aber sie hatte mit ihren Worten Klarheit geschaffen. »Nein, natürlich nicht«, erklärte sie und sagte dann gezwungenermaßen, »ich werde dich und Estelle gerne zu Lady Birkhurst begleiten.«
    »Ach, noch etwas«, Lady Bridget zögerte, »ich war am vergangenen Samstag persönlich bei ihr, um sie von deiner Krankheit in Kenntnis zu setzen. Es wäre deshalb

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