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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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Eindruck, er halte sich an eine Art Schwur, und dieser Schwur ist noch nicht erfüllt, denn sonst wäre Jai nicht so besessen … nicht so zornig. Und deshalb, Olivia«, sie setzte sich wieder langsam auf und sah sie besorgt an, »habe ich Angst um Sie.«
    » Angst um mich?« Dieses bewußt gewählte Wort verwirrte Olivia, und ein Schauer überlief sie. »Aber warum?«
    »Verzeihen Sie mir, Olivia, wenn ich mich über die Grenzen unserer neuen Freundschaft hinwegsetze.« Die Maharani nahm Olivias Hand und drückte sie. »Aber ich empfinde es als meine Pflicht, sie zu warnen. Jai Raventhorne ist ein gefährlicher Mann.«
    Bei diesen Worten mußte Olivia unwillkürlich lächeln. Den Satz hatte sie inzwischen schon öfter gehört. »Darin sind sich offenbar alle einig.«
    Kinjal lächelte nicht. »Die Engländer halten ihn aus anderen Gründen für gefährlich. Ich meine, für Sie gefährlich.« Die Aufrichtigkeit in Kinjals Stimme ließ Olivias Lächeln erstarren. »Sie können sich nicht vorstellen, was Jai alles unternommen hat, damit Sie an diesem Wochenende hier sind.«
    Olivia wurde rot. »Und das ist ein Grund … Angst zu haben?«
    »Sie müssen wissen, Olivia, Jai ist für mich ein Freund.« Ihre Stimme klang plötzlich bekümmert. »Mit dem, was ich Ihnen sage, falle ich ihm nicht in den Rücken, denn er kennt meine Ansichten. In Jais Leben gab es viele Frauen. Er hat sie mit wenig Achtung behandelt und nur körperliche Befriedigung bei ihnen gesucht.« Sie sah Olivia mit glühenden Wangen an und fragte: »Bringe ich Sie in Verlegenheit?« Olivia schüttelte den Kopf, obwohl auch sie die Röte im Gesicht spürte. »Ich mache Jai deshalb keinen Vorwurf. Er ist reich, sehr männlich, und er sieht gut aus. Die Frauen fühlen sich zu ihm hingezogen wie Bienen zum Honig …«
    »Wie Sujata?« Olivia hatte diese Frage nicht stellen wollen, denn sie empfand ihr Interesse als demütigend.
    »Sie kennen Sujata?« rief Kinjal erstaunt.
    »Ich habe sie nur einmal gesehen.« Da Olivia die Frage nicht zurücknehmen konnte, berichtete sie stockend von der Begegnung und beging sofort die nächste Indiskretion: »Liebt er Sujata nicht?«
    Kinjal hatte weniger auf die Worte als auf den Ton geachtet und seufzte. »Liebe ist ein Gefühl, das Jai nicht kennt«, erwiderte sie traurig, »weder versteht er etwas von Liebe, noch gehört dieses Wort zu seinem Vokabular. Nein, er liebt Sujata nicht und auch keine andere Frau.« Sie machte eine Pause, um ihrem nächsten Gedanken noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Vielleicht wird er nie eine Frau lieben können.«
    Mit diesen acht Worten war alles gesagt.
    Sie drangen langsam in Olivias Ohren, aber sie erreichten ihr Bewußtsein nur an der Oberfläche, denn für sie zählte im Augenblick nur eines: Er liebte Sujata nicht! Der quälende, flüchtige Eindruck inniger Vertrautheit zwischen Sujata und Jai hatte sie unentwegt gemartert. Jetzt empfand sie Erleichterung. Doch sofort stieg ein nicht weniger beunruhigendes Bild in ihr auf: Sie lag an seine Brust gedrückt in der Howdah, spürte seinen warmen Atem auf ihrer Wange und sah etwas Zartes in seinen Augen – es war so verschwommen wie eine vorbeiziehende Wolke. Olivia legte die Arme um die Knie und senkte den Kopf, damit Kinjal ihren zufriedenen Gesichtsausdruck nicht bemerkte.
    »Ich glaube Ihnen alles, was Sie sagen, Kinjal«, murmelte sie und folgte mit leuchtenden Augen einer vorüberfliegenden Eule, »aber ich verstehe nicht, weshalb Sie es für notwendig halten, mich zu warnen. Es stimmt, ich finde Mr.Raventhorne faszinierend, und er hat ein sehr ungewöhnliches Leben geführt, aber«, sie lachte, um ihrer nächsten Aussage Glaubwürdigkeit zu verleihen, »es ist unwahrscheinlich, daß dieses Interesse ausreicht, mich zu einer dieser vielen Frauen zu machen!«
    »Ich sage Ihnen das alles, Olivia, weil ich mich sehr über Ihr Kommen gefreut habe. Inzwischen wissen Sie aber sicher, daß Ihr Besuch unter einem falschen Vorwand zustande gekommen ist.« Kinjal fügte sehr sanft und leise hinzu: »Wären Sie nicht so anders als alle weißen Frauen, die ich bisher kennengelernt habe, dann hätte ich geschwiegen. Aber Sie sind für mich bereits eine Freundin, und ich muß ehrlich zu Ihnen sein. Bitte sagen Sie, daß ich Sie nicht gekränkt habe.«
    »Nein, nicht im geringsten!« rief Olivia, »es … amüsiert mich. Mr.Raventhorne mag zwar bewundernswerte Eigenschaften haben, aber ich finde ihn in vieler Hinsicht eher …

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