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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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wundervollen einsamen Morgenritten den unerträglichen Freddie im Schlepptau zu haben. Dieses unverzeihliche Eindringen in ihre Privatsphäre würde sie höchstens einmal hinnehmen, aber im Augenblick mußte sie sich in das Unvermeidliche fügen.
    »Worüber hat sich Lady Birkhurst mit dir unterhalten, mein Kind?« fragte ihre Tante, als der Landauer die Straße erreichte. »War sie … nett zu dir?«
    »Ja … sehr. Wir haben über London und das Leben dort gesprochen.«
    »Über nichts anderes?« fragte Lady Bridget enttäuscht.
    »Oh, und über Amerika und alles mögliche«, erwiderte Olivia ausweichend.
    »Hat sie sich nach deinem … Vater erkundigt?«
    »Nein.«
    Die Tante seufzte erleichtert, wenn auch nicht sehr taktvoll auf. »Es freut mich, daß sie nett zu dir war. Du mußt sie natürlich noch einmal besuchen, wenn sie aus dem Norden zurück ist.«
    Olivia blickte auf die Straße. Das unglaubliche Gespräch ließ sie immer noch nicht los. Schuldgefühle quälten sie. Wie sollte sie Lady Birkhurst noch einmal unter die Augen treten?
    »Habe ich es mir nicht gleich gedacht!« rief Lady Bridget plötzlich erregt.
    »Was?« fragte Estelle verblüfft.
    »Babulal hat die Avocados natürlich billiger gekauft, als er mir weismachen wollte!«

Sechstes Kapitel
    »Also wirklich – die alte Lady B war heute nachmittag nicht zu überbieten! Du hättest dein Gesicht sehen sollen, Oli. Ich dachte, ich würde sterben oder platzen vor Lachen.« Estelle saß mit gekreuzten Beinen auf dem Bett und verrieb sorgfältig eine dicke Schicht Hautcreme auf ihren Wangen.
    »Dann bin ich ja froh, daß du es überlebt hast«, erwiderte Olivia, die sich vor dem Spiegel die Haare ausbürstete. »Denn wenn du gestorben wärst, wer hätte dann das ganze Gebäck gegessen?«
    » Sie natürlich! Hast du schon einmal erlebt, daß jemand so verfressen ist?«
    »Ja«, sagte Olivia spöttisch, »du!«
    Estelle überging die Spitze. Unter der glänzenden Creme funkelten ihre Augen wie bei einem Fuchs, der Beute wittert. »Stell dir vor, sein Klipper, also das Schiff mit der Dampfmaschine, legt morgen abend an. Papa wird vor Wut schäumen!«
    Olivia fragte mit unbewegtem Gesicht, das nicht verriet, wie schnell ihr Herz plötzlich klopfte: »Ach … woher weißt du das?«
    »Von Charlottes Cousin. Er arbeitet beim Zoll. Er hat es ihr gesagt, und sie hat es mir heute morgen bei Whiteaways erzählt, als wir deine Sandalen gekauft haben. Stell dir vor! Die Ganga braucht für die Strecke Kalkutta–London nur dreißig Tage! Kein Wunder, daß alle aus dem Häuschen sind. Damit schlägt er natürlich seine Konkurrenten aus dem Feld.« Aber da Estelle sich im Grunde weniger für die Probleme der Geschäftswelt interessierte, kehrten ihre Gedanken schnell wieder zu persönlichen Sorgen zurück. Sie sank mit einem tiefen Seufzer auf das Kissen und starrte mißmutig zur Decke.
    »Ich würde alles, alles darum geben, in dreißig Tagen in London zu sein! Marie sagt, sie hat sich in drei Monaten zweimal die Haare färben lassen, und in London regt sich niemand darüber auf! Mein Gott, ich bin es leid, Tag für Tag dasselbe Gesicht im Spiegel zu sehen! Und im Vergleich zu den Sachen, die Susan mitgebracht hat, laufe ich in Lumpen herum – ich schwöre es dir!«
    Olivia lachte. »Du hast nur ein Gesicht, meine teuerste Cousine. Und wenn du nicht schlecht gelaunt bist und schmollst, ist es eigentlich sehr hübsch – auch ohne gebleichte oder gefärbte Haare. Und was deine Kleider angeht, wenn du sie als Lumpen bezeichnest, dann gehen wir, die geringeren Sterblichen, in Sack und Asche!«
    Aber Estelle ließ sich davon nicht trösten. »Du hast gut lachen«, murrte sie. »Nach London ist es für dich ein Katzensprung, wenn du Freddie heiratest …«
    »Ich heirate Freddie nicht!« fauchte Olivia aufgebracht, »und ich möchte nicht, daß du solche Märchen in Umlauf bringst!«
    »Warum nicht?« fragte Estelle, »wegen diesem Greg?«
    »Wegen niemandem. Ich heirate nicht und damit basta!« Sie klemmte sich die Haarbürste unter den Arm und stürmte verärgert aus dem Zimmer. Sie ärgerte sich weniger über Estelle als darüber, daß sie am nächsten Tag Freddie beim Morgenritt erdulden mußte.
    »Also wirklich … ich freue mich schrecklich auf die täglichen Ausflüge mit Ihnen, Olivia.« Selbst um fünf Uhr morgens war Freddies Begeisterung erstaunlicherweise immer noch ungebrochen. »Wo soll es hingehen – in den Club zum Frühstück?«
    Aber im

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