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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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interessiert nur, wer Sie sind.«
    »Aber Sie wissen doch nichts von mir!« rief Olivia in wachsender Verzweiflung. »Und wenn, dann wüßten Sie, daß ich niemals mein Leben verkaufen würde für …«
    »Ich weiß, was ich wissen muß.« Sie schob Olivias Protest ungeduldig beiseite. »Sie sind jung, gesund, hübsch und haben vernünftige Ansichten. Sie sind offen, intelligent, willensstark und – wenn Sie noch etwas zunehmen, werden Sie eine ausgezeichnete Mutter sein. Außerdem wollen wir nicht vergessen, daß Freddie Sie anbetet.« Sie seufzte tief. »Kein Tag vergeht, ohne daß nicht eine ehrgeizige Mutter ihre verwöhnte, alberne Tochter hier anschleppt wie eine Milchkuh zur Versteigerung. Dabei wird mir jedesmal übel. Diese jungen Frauen sind bereits jetzt engstirnige, infantile und unerträgliche Memsahibs, die nichts anderes in ihrem leeren Kopf haben als die nächste Burra Khana, ein Kricketspiel oder eine Sauhatz, wo sie mit jungen Männern flirten können. Sie erscheinen hier mit prüfenden, gierigen Augen, stellen in ihrem Inneren Schätzungen über den Wert meines Schmucks an, rücken in Gedanken bereits die Möbel zurecht und üben insgeheim ihre neue Unterschrift für die Dokumente, durch die sie über Nacht reich werden.«
    Olivia fühlte sich von den nadelspitzen Blicken auf ihrem Platz festgenagelt, obwohl gleichzeitig ihr Zorn wuchs und sie am liebsten aufgesprungen und auf der Stelle gegangen wäre. Was hatten Lady Birkhursts Probleme mit einem mißratenen Sohn mit ihr zu tun?
    Aber sie beherrschte sich. Diese Frau war wirklich unglücklich und sie war ehrlich. Olivia sagte abwehrend: »Ein erster Eindruck kann täuschen, Lady Birkhurst. Unter denen, die Sie ablehnen, muß es doch zumindest eine geben, die Ihren Wünschen entspricht.«
    Lady Birkhurst seufzte. »Olivia, ich bin über sechzig Jahre alt. Und wenn ich etwas von meinem Mann, der auch Gutsbesitzer ist, gelernt habe, dann, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sie sind heute hier hereingekommen und haben weder nach links noch nach rechts gesehen. Sie haben nicht den Wunsch zu beeindrucken wie Ihre Tante. Sie haben tiefe Ablehnung, ja sogar Zorn erkennen lassen. Das tun Sie immer noch.« Sie lachte leise. »Keine der jungen Frauen hätte sich die Einladung zum Mittagessen entgehen lassen. Sie wäre hierher gerannt und gesprungen wie eine gefräßige Ziege, um als erste ins Rennen zu gehen. Und obwohl Sie so nett sind, mir zuzuhören, denken Sie auch jetzt nur an Flucht.« Sie lachte wieder und tätschelte Olivia die Hand. »Nein, Olivia, in Ihrem Fall täuscht der erste Eindruck nicht. Und nur deshalb habe ich mir erlaubt, Ihnen diesen Vorschlag zu machen, den eine Frau wie Sie empörend finden muß. Und«, sie holte tief Luft, »der auch ein Widerspruch in sich selbst zu sein scheint. Ich habe mich für Sie entschieden, weil Sie sich nicht von dem Titel und dem Geld beeindrucken lassen – und doch will ich Sie mit diesen beiden Dingen verlocken!« Sie lachte traurig.
    Trotz der Empörung konnte Olivia ihr eine gewisse Bewunderung nicht versagen, denn einer Lady Birkhurst fiel es bestimmt nicht leicht, ihren Stolz hinunterzuschlucken und Zuflucht zu dieser brutalen Offenheit zu nehmen. »Es tut mir aufrichtig leid, daß ich Ihre Erwartungen nicht erfülle …«, begann sie behutsam.
    »Sie haben mir klar und deutlich Ihre Meinung gesagt, Olivia, und dafür bin ich Ihnen dankbar«, unterbrach sie Lady Birkhurst und fuhr etwas leiser fort: »Aber bitte, sagen Sie im Augenblick nichts. Ich bitte Sie nur darum, daß Sie in Ruhe über das nachdenken, was ich Ihnen so kühn vorgeschlagen habe. Ich habe mich Ihnen geöffnet, Olivia, denn Sie sind zu intelligent, um Ihnen weniger anzubieten. Wenn Sie nach reiflicher Überlegung ablehnen, wie Sie es bedauerlicherweise wohl tun werden, bin ich natürlich tief enttäuscht und der arme Freddie todunglücklich, aber ich werde Ihre Entscheidung ohne Einwände akzeptieren, und Ihnen nichts übelnehmen. Freddie möchte bald mit Ihnen sprechen, und natürlich wird er wie üblich alles nur noch schlimmer machen. Deshalb wollte ich ihm zuvorkommen.« Lady Birkhurst sank im Sessel zusammen wie ein Ballon, dem man die Luft abgelassen hatte, und ließ die Schultern hängen. »Verzeihen Sie mir, daß ich Sie schockiert und vielleicht auch empört habe – aber ich bin das falsche Getue so leid. Ich bin nur eine alte, unglückliche Frau – vielleicht auch töricht und streitsüchtig –, und ich möchte

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