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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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Aber wie beendet man etwas, das nie richtig angefangen hat?

    Am liebsten würde ich ihm noch ein letztes Mal was in die Tasche stecken. Das war früher unser Running Gag. Wir haben uns gern gegenseitig Sachen in die Jackentasche gemogelt, aber nur schöne. Eine Kastanie, ein Schneckenhaus, eine Feder, einen Stein. Manchmal auch irgendeinen Krimskrams, ein Plastikschwein mit Kleeblatt in der Schnauze, einen Schlumpf.Einfach, weil es so ein irres Gefühl ist, wenn man die Hand in die Jackentasche steckt und da etwas fühlt, von dem man keine Ahnung hatte. Wir haben das aber schon ewig nicht mehr gemacht.
    Ich könnte heute in die Tanzschule gehen, in die Garderobe schleichen und etwas in Toms Jacke mogeln.
    16.10 Uhr   Hallo??? Aufwachen! Es ist Sommer! Tom trägt heute garantiert keine Jacke! Und außerdem wäre das voll peinlich. Das geht gar nicht!
    16.20 Uhr   Es gibt keinen Schlusspunkt. Es gibt nur noch Schweigen. Ich muss einfach auf diese Insel gehen und neu anfangen. Ohne Tom. Bin total traurig.

Betreff: Fugu
    Datum: 08.06., 19:14 Uhr
    Von: Tom Barker < [email protected] >
    An: Felix von Winning < [email protected] >
    Hi!
    Okay. Ich erklär es noch mal nur für dich, du Pfosten, und zur Abwechslung mal poetisch: Stell dir vor, Mädchen wären was zu essen. Dann wäre Vicky eher so ein Hamburger. Fastfood, aber man macht damit nichts falsch. Und Lilia wäre ein japanischer Kugelfisch. Fugu heißt der. Den kannst du prinzipiell essen, aber wenn du Pech hast, bist du hinterher tot.
    So ist das.
    Tom

Betreff: Re: Fugu
    Datum: 08.06., 19:23 Uhr
    Von: Felix von Winning < [email protected] >
    An: Tom Barker < [email protected] >
    Hey, Häuptling Zitternder Kriecher!
    Du bist mir ja mal ein Poet. Aus dir wird noch was ganz Großes, das merkt man.
    L.I.L.I.A, das ist die Abkürzung für
    L aunisch, I ntelligent, L aut, I mpulsiv, A lbern.
    Das ja. Aber das bringt dich nicht um.
    Du brauchst das, du T.O.M. ( T iefflieger O hne M umm)
    Schönen Abend noch!
    Felix
    P.S.: Fastfood macht fett.

Donnerstag, 9. Juni
    Tom ist Geschichte. Ich habe einen neuen Schwarm, der meine Gedanken beherrscht. Einen braunverschrumpelten, der ein bisschen an eine Weihnachtsgans erinnert, die zu lange im Backofen geschmort hat. Mein Herz gehört jetzt nämlich Ötzi, dem Mann aus der Eiszeit, den die Engländer »Frozen Fritz« nennen.
    6.07 Uhr   Ist das seltsam? Ist es besorgniserregend, wenn man sich nicht mehr für gleichaltrige Jungs interessiert, sondern für einen 5000 Jahre alten Typen, der schimmelt, wenn man ihn auftaut?
    6.09 Uhr   Ja. Ist es. Und ich bin nicht stolz darauf. Aber ich werde das trotzdem nicht unterdrücken. Ich habe nämlich ein cooles Buch in der Bibliothek entdeckt, es fängt bei Ötzi in der Steinzeit an und erklärt, was wir heute noch von ihm lernen können.

    Ötzi ist nämlich eine Feucht-Mumie! (Huuuuh, schönes Wort, da stellen sich mir die Härchen an den Armen auf. Ich muss es gleich noch mal schreiben.) Also, solche FEUCHT-MUMIEN sind unglaublich selten und sie sind wertvoll, weilman sie sezieren und durchleuchten und sogar ihre Gene entschlüsseln kann. Und jetzt weiß man: Ötzi war wie wir. Ein Homo sapiens sapiens, und das bin ich auch. Ötzi war also ein Mensch im Urzustand, so ähnlich wie ein Auerochse ein Rind im Urzustand ist. Und von Ötzi kann man lernen, was es heißt, ein Mensch zu sein, so wie Menschen eben sind. Ohne Zivilisationstünche über den Instinkten. Man kann sich von ihm abgucken, wie man überlebt, sowohl in der Wildnis als auch im modernen Großstadtdschungel.
    Lilia in freier Wildbahn – das ist jetzt also mein ganz persönliches Programm für die Insel, und wer noch dort sein wird, das ist mir absolutely sausage, also wurstegal.
    Na gut, nicht ganz, aber fast.
    Okay, überhaupt nicht egal. Aber ich kann’s nun mal nicht ändern.
    6.30 Uhr   Die Insel wird ein Neuanfang und das Buch nehme ich mit. Ich weiß ja von Tick, Trick und Track, wie wichtig so ein schlaues Buch in allen Lebenslagen sein kann.
    Ich werde über Tom hinwegkommen und Maiken wird Flocke vergessen, und wenn wir zurückkommen, sind wir nicht mehr dieselben. Im Moment fühlen wir uns wie Käfighühner, aber dann sind wir Adler. Und der erste Schritt dazu: Tom Barker kommt in diesem Tagebuch nicht mehr vor. Ab sofort!
    8.30 Uhr   Wir haben Deutsch. Tom ist heute nicht in der Schule.
    9.20 Uhr   Auch das noch!
    S MS von Paps: Der Goldfisch ist tot!
    SMS an Paps: Neuen kaufen! Aber schnell,

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