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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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und das ist nur ganz knapp gut ausgegangen.
    Puh, die hatten das echt ernst gemeint mit den Blattläusen. Die haben wirklich geglaubt, ich würde mich im Regen in den Gemüsegarten stellen, Blattläuse in ein Glas pulen und sie danach in den Wald tragen.
    Ich hätte nie gedacht, dass irgendein Mensch auf der Welt ernsthaft so was tun würde, deswegen hielt ich das für einen Joke. Tja, wieder was dazugelernt.
    Nicht gut, dass ich am selben Tag auch noch auf dem Hochsitz eingeschlafen bin. Gar nicht gut. Irgendwer hat mich verpetzt und unsere Betreuer haben lange darüber nachgedacht, mich nach Hause zu schicken.
    Als ich gestern Abend auf die Entscheidung von Sonja, Kurt und Harri wartete, wollte ich allein sein. Maiken hatte Verständnis dafür, also bin ich raus aus der Küche, wo die anderen saßen, habe mich unter die Linde auf den Boden gesetzt und den Sonnenuntergang betrachtet. Habe darüber nachgedacht, wer mich wohl verpetzt hat. Habe auf Fritzi getippt.
    Und dann kam Vicky. Sie stellte sich vor mich, wippte auf den Zehen und lächelte. »Schaaaade«, sagte sie. »Morgen um diese Zeit bist du zu Hause.«
    Ich schwieg.
    »Und morgen um diese Zeit bin ich immer noch auf der Insel und küsse Tom«, fuhr Vicky fort. »Und wenn ich in seinem Bett liege, halten wir nicht nur Händchen, wetten?«
    Woher wusste sie das? Von Tom? Ich schloss die Augen, ich wollte sie nicht mehr sehen. Eigentlich wollte ich sie auch nicht mehr hören, aber es ist so kindisch, wenn man sich die Finger in die Ohren steckt, und den Triumph wollte ich ihr nicht gönnen.
    »Morgen um diese Zeit sind wir also quitt«, sagte Vicky. »Du hast mir Jakob weggenommen. Jetzt nehme ich dir Tom weg. Ach, übrigens, nur damit du das weißt: Ich war das, ich habe dich verpetzt. Das weiß ich nämlich von Tom. Ach ja, und dasmit der Hornissennacht, das weiß ich auch von ihm. Schlaf schön, Lilia.«
    Ich hörte, wie sich ihre Schritte entfernten.
    Tja, Pech gehabt Vicky. Jetzt ist bald »morgen um diese Zeit«. Ich bin nicht zu Hause, ich bin noch da, und zwar, weil Tom mich rausgehauen hat. Schaaaade für dich. Und ich werde alles daran setzen, dass du ihn heute Abend nicht küsst, und wenn ich ihn dafür unter Wasser drücken muss, nur damit du nicht drankommst!
    14.03 Uhr   Genau weiß ich nicht, wie Tom mich gestern gerettet hat, aber so ungefähr.
    Als ich unter der Linde saß, habe ich Tom gesehen. Er ging an mir vorbei, ohne mich im Schatten des Baumes zu bemerken. Schade, dachte ich, warum ist er nicht ein paar Minuten früher gekommen, dann hätte er vielleicht gehört, was diese Schlange zu mir gesagt hat. Ich überlegte kurz, ob ich ihn rufen und ihm von dem Gespräch erzählen sollte, aber Vicky hätte ja doch nur wieder alles geleugnet.
    Erst, als er schon vorbeigelaufen war, habe ich mich gewundert, warum er überhaupt noch auf der Insel war. Er wollte doch mit dem Boot zum Campingplatz fahren. Auf die Idee, dass er zurückgekommen war, um ein gutes Wort für mich einzulegen, kam ich gar nicht.
    Aber genau das hatte er vor. Er marschierte geradewegs in Sonjas Zimmer, wo die drei Betreuer saßen und über mich sprachen. Knut hat mir später erzählt, wie Tom ihnen freundlich, aber bestimmt seine Meinung gesagt hat.
    Kein normaler Mensch würde Blattläuse von Rosen absammeln, sagte er, und deswegen sei es kein Wunder, wenn ich das für einen Witz gehalten hätte. Ihre merkwürdige Sicht auf die Tier- und Pflanzenwelt sei ehrlich gesagt ziemlich verschroben, darüber sollten sie mal nachdenken. Und zum Thema Einschlafen: Jeden Tag sechs Stunden lang auf einem Hochsitz auf Auerochsen zu starren, das ginge ja wohl gar nicht. Wie man so was überhaupt einteilen könne, fragte er. Und wenn ich deswegen jetzt abreisen müsse, würde er dasselbe tun. Er hätte nämlich so langsam genug von dem angeblichen Teamgeist auf der Insel, der anonyme Petzer belohnt und müde Menschen bestraft. Und zum Schluss hat er wohl noch irgendwas gesagt von wegen, sie sollten sich als Biologen auch mal mit der Spezies Mensch befassen und dazu bräuchte man keine Bücher, da könnten sie ruhig mal sich selbst beobachten. »Von euch sitzt doch auch keiner sechs Stunden lang auf dem Hochsitz oder sammelt Läuse.«

    »Wo er recht hat, hat er recht«, brummte Knut, und weil Harri ihm auch in ein paar Punkten zustimmte, war die Sache entschieden. Sonja, die sich für meine Abreise eingesetzt hatte, war überstimmt.
    Als die drei rauskamen, verkündeten sie ihr

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