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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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einen einsamen Hochsitz gesucht, mich dort auf den Boden gesetzt, damit mich keiner sieht, und habe Flocke angerufen.

    »Hi! Ich bin’s!«, begrüßte ich ihn. »Alles klar bei euch?«
    »Lil!« Er klang überrascht. »Ich dachte, du wärst auf deiner Insel total abgeschnitten von der Welt.«
    »Bin ich eigentlich auch. Aber ich wollte mich trotzdem mal melden. Geht’s euch gut?«
    »Jau. Und selbst?«
    »Bestens. Du, ich hab einen Brief von Paps bekommen. Irgendwas stimmt nicht mit dem Fisch, schreibt er. Erzähl mal.« Ich musste ziemlich brüllen, die Verbindung war schlecht.
    »Tja, wir haben hier ein rätselhaftes Fischsterben. Das aktuelle Exemplar ist jetzt schon unser sechstes, kein Fisch lebt länger als ein oder zwei Tage. Wir suchen verzweifelt nach der Ursache. Bakterien oder Viren können wir ausschließen, wir schrubben und desinfizieren nach jedem Todesfall das ganze Aquarium. Das Wasser haben wir mit Teststäbchen auf Schadstoffe geprüft. Und wenn ein neuer Fisch kommt, geht es dem auch erst mal super. Aber morgens treibt er mit dem Bauch nach oben tot im Wasser und wir wissen nicht, warum.«
    »Vielleicht solltet ihr mal jemanden fragen, der was davon versteht?«
    »Haben wir. Paps besitzt inzwischen zwei Goldfischbücher und er steht mit drei Experten telefonisch in Kontakt. Aber keiner weiß, was wir falsch machen.«
    »Flocke, wo steht das Aquarium?«
    »Immer noch in Rosalies Zimmer. Warum?«
    »Vielleicht liegt da das Problem.«
    »Hä?«
    »Da sind die Kids!«
    »Lil, das sind Kinder, die bringen doch keinen Goldfisch um! Die sind immer so was von traurig, wenn wieder einer tot ist! Rosalie weint jedes Mal.«
    »Umbringen, nein, das glaub ich auch nicht«, überlegte ich. »Aber sonst trau ich denen alles zu. Du, haben die Kids eigentlich mal mitbekommen, dass ein Fisch gestorben ist?«
    »Ja. Haben sie. Gleich beim ersten. Paps ist zwar extra zum Baumarkt gefahren, als die drei noch in der Schule und im Kindi waren. Aber er hatte den toten Fisch in eine Tüte mit ein bisschen Wasser getan und mitgenommen, er wollte ja einen Fisch, der dem toten möglichst ähnlich sah. Und dann hat er die Tüte mit der Fischleiche im Auto vergessen. Als er die Kids am Tag deiner Abreise zur Schule gefahren hat, haben sie die Tüte entdeckt. Du, das war vielleicht ein Drama!«

    »Und was habt ihr mit dem toten Fisch gemacht?«
    »Niklas wollte ihn beerdigen.«
    »Warst du dabei?« Ich hatte da plötzlich so eine Idee.
    »Nö, das haben die drei allein gemacht.«
    »Und die Leiche, die morgens immer im Wasser schwimmt – sieht die frisch aus? Oder könnte sie schon ein paar Tage alt sein?«
    Jetzt fiel bei Flocke der Groschen.« Du meinst, das ist immer derselbe?«
    »Ich meine, du solltest bei der nächsten Trauerfeier mal für ein Seemannsgrab in der Toilette sorgen, und zwar in deiner Anwesenheit. Dann hat der Spuk vermutlich ein Ende. Und finde bitte möglichst schnell raus, wo die kleinen Frettchen dieganzen Goldfische verstecken. Ich tippe auf den Fahrradkeller. Da gibt es Tageslicht.«
    Eine Weile war es still in der Leitung. Flocke dachte nach. »Du, warte mal«, sagte er. »Ich geh jetzt gleich runter, das überprüfe ich sofort. Bleib mal dran, ich nehm dich mit. Moooment. Soooo. Hier.« Eine Tür quietschte. »Also, das ist – Hammer!!!«
    »Was???«
    »Drei Einmachgläser! Und in jedem schwimmt ein Fisch. Wenn man das schwimmen nennen kann, die armen Viecher, Tierquälerei ist das. Also echt! Sag mal, kannst du hellsehen?«
    »Klar. Weißt du doch. Du, Flocke, bitte sag keinem, dass ich dir das gesagt habe. Und halte die Rosine da raus. Die kann nichts dafür, ich weiß das.«
    »Hmmm, schwierig. Aber okay. Ich regele das mit Niklas von Mann zu Mann.«
    »Du, kannst du mir mal noch eben kurz die Rosine geben?«
    »Schlecht. Die drei sind schon im Bett. Paps liest ihnen gerade vor.«
    »Okay, dann richte ihr was von mir aus! Aber unbedingt unter vier Augen. Und – nicht vergessen!«
    »Okay.« Er seufzte. »Was denn?«
    »Musst du nicht!«, sagte ich.
    »Wie? Jetzt doch nicht?«
    »Sag ihr einfach nur diese drei Wörter: Musst du nicht.«
    »Versteh ich nicht«, meinte Flocke.
    »Musst du auch nicht. Ciao, Bro. Grüß alle von mir. Auch Dana!«
    20.30 Uhr   Als ich vom Hochsitz runterkletterte, lehnte Vicky mit verschränkten Armen am Stamm eines Baums.
    »Keine Angst, ich verrate dich nicht. Ich bin ja keine Petze.« Sie stieß sich mit einem Fuß am Baum ab und kam auf mich zu. Hinter den

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