Wer lügt, gewinnt
aus Nummer 9? Genau, antwortete ich. Mein Name ist José Guber. Meine Frau, Fúlvia, sagte er, sehr erfreut, sagten Fúlvia und ich, wäre es nicht besser, in der Zentrale anzurufen?
Fúlvia griff nach dem Telefonhörer, und dann, ohne daß ich im geringsten darauf gefaßt gewesen wäre, packte Ronald einen Stuhl und riß ihn in die Höhe. Ich dachte, er wollte auf mich einschlagen, doch mit einer raschen Bewegung traf er den Kopf der Jararaca, die sich neben dem Kleiderschrank befand und sich anschickte, mich anzugreifen.
Schau nur, Ronald, diese Jararaca ist hier hereingekommen, um die Kröte zu jagen, die wir im Badezimmer gefunden haben, sagte Fúlvia und hängte den Hörer auf die Gabel. Wir haben heute im Bad nämlich eine Kröte gefunden, erklärte Ronald, eine riesige Kröte, sie war auf der Flucht, das arme Tier. Sie wollte mich angreifen, sagte ich, Sie haben mich gerettet.
Ronald ging auf den Balkon, und Fúlvia und ich folgten ihm. Es war stockfinster. Ronald fing ein fades Gespräch über Mystizismus und Menschen mit übersinnlichen Kräften an, er glaubte daran, daß seine verstorbene Mutter die Fähigkeit besessen hatte, Dinge vorauszusehen. Einmal zum Beispiel hatte sie erzählt, daß sie von Rosen geträumt hätte, und am darauffolgenden Tag sei Tante Rosa gekommen. Bei einer anderen Gelegenheit hatte sie von Kartoffeln geträumt, und unmittelbar darauf hätte er von einer Großtante eine Kartoffelplantage geerbt.
Dann verzog Ronald plötzlich das Gesicht. Mein Fuß tut weh, sagte er.
Um Gottes willen, Ronald, rief Fúlvia, sie hat dich ge bissen, hier sind zwei Bißstellen. Wir brauchen dringend Antischlangenserum. Sie schaute mich an. Könnten Sie freundlicherweise zur Fazenda-Zentrale gehen? Die müßten Serum da haben.
Dona Iolanda wurde nervös, als sie von dem Unfall erfuhr. Ich habe kein Serum, sagte sie, ihre dicken Patschhändchen an die Wangen geschlagen. Hier ist noch nie ein Unfall passiert. Noch nie. Ich ging zurück zum Zimmer der beiden und teilte ihnen mit, daß im Hotel kein Serum vorhanden sei, daß ich sie aber zur nächsten Erste-Hilfe-Station bringen könnte. Legen Sie die Jararaca ins Auto, sagte Fúlvia.
Es dauerte, bis mein Wagen ansprang. Fúlvia war furchtbar nervös, und zwar wirklich, sie tat nicht nur so. Ronalds Selbstbeherrschung beeindruckte mich. Ihr seid viel zu nervös, es ist doch nur ein Schlangenbiß, wenn ich das Serum bekomme, bin ich wieder okay, sagte er. Doch als wir nach São Francisco kamen und die Information erhielten, daß kein Serum vorrätig sei, fing er an zu schwitzen und zu zittern, und später dann, als ich das Auto an einer Haltebucht abstellte und mitteilte, daß wir einen Platten hätten, da weinte der Mann, er weinte wirklich, sagte, er wolle nicht sterben, und es wurde immer ärger, ich will mich nicht von dir trennen, Tica, sagte er, Tica war der Kosename, den Ronald Fúlvia gegeben hatte, und sie nannte ihn Tico, keine Panik, Tico, du kommst wieder in Ordnung. Ronald mußte sich drinnen im Auto übergeben, derweil ich den Reifen wechselte. Fúlvia streckte den Kopf aus dem Fenster.
Tica, sagte ich. Ich habe noch nie eine so verheerende Giftschlange gesehen, antwortete sie im Flüsterton.
Um fünfzehn Minuten nach Mitternacht erreichten wir das Krankenhaus von São José. Ronald wurde von den Krankenschwestern mitgenommen. Kurze Zeit später teilte ein Arzt uns mit, daß Ronald ins Koma gefallen war.
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An: Wilmer Von: José Guber
Der degenerierte Epileptiker, von Keith Findley
(Wilmer, die Figur ist von dem Verbrecher Lombroso inspiriert. Die Geschichte sollte des Ambientes wegen im 19. Jahrhundert spielen, denn die Thematik ist mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen dieser Zeit verknüpft.)
Diogo, von Beruf Maschinist, ist der geborene gescheiterte Verbrecher, weil er niemals jemanden umgebracht hat, außer einer Katze, die er totgetreten hat. Er besitzt einen lombrosianischen Schädel und leidet unter verhaltenspathologischer Epilepsie. Sein Problem: sein erblich bedingter Frauenhaß, ein Haß, der aus dem fortlaufenden Verrat herrührt, dem die Männer seit der Zeit der Höhlenmenschen zum Opfer gefallen sind, seit nämlich die prähistorischen Frauen in Zeiten, wenn die Männer zur Hirschjagd oder in den Krieg zogen, diese dazu nutzten, sie zu betrügen. (Wilmer, mir ist gerade ein anderer Titel eingefallen: Das verhängnisvolle Erbe.)
Eva, eine frisch verheiratete, junge, hübsche und
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