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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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er immer beängstigend gut gewesen. Oder sie hatte in seiner Gegenwart stets zu viel erkennen lassen.
    »Jesus, doch nicht so.« Er klang angeekelt. Von sich selbst? Von ihr? »Wie kannst du glauben …«
    »Nein«, begann sie, doch er schnitt ihr das Wort ab.
    »Ich meine, ich habe sie umgebracht, als ich ihr von uns erzählt habe. Als ich mir dich nicht aus dem Kopf schlagen und mich nicht auf meine Ehe konzentrieren konnte. Ich habe sie umgebracht, als sie mir sagte, wir müssten uns trennen, und ich nicht mit allen Mitteln darum gekämpft habe, dass wir zusammenblieben. Es war meine Aufgabe, für sie zu sorgen. Es war meine Aufgabe, für sie da zu sein. Und ich war es nicht.«
    »Du darfst dir nicht die Schuld geben.« Die Bemerkung war dumm, und sie wusste es.
    Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Ihre Beziehung – wie immer sie sein oder gewesen sein mochte – gestattete keinen tröstlichen Unsinn.
    »Also gut«, sagte sie, »rede dir ruhig ein, du wärst vierundzwanzig Stunden am Tag zu Hause gewesen. Dass du in jedem Fall bei ihr geblieben wärst. Dass ihr nie etwas Schlimmes zugestoßen wäre, weil du, Russ Van Alstyne, die Macht besitzt, alles Böse abzuwehren.« Sie trat einen halben Schritt auf ihn zu. »Klingt das wie das Leben, das Linda führen wollte? Nach allem, was du mir von ihr erzählt hast, war sie eine Frau, die das Reisen und ihr Geschäft liebte und die gern Spaß hatte. Du hättest sie nicht in einen Käfig sperren können, selbst wenn du das gewollt hättest.«
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Du verstehst mich nicht. Ich habe ihr ein Versprechen gegeben und es gebrochen. In den letzten acht Wochen war sie zornig und unglücklich und verwirrt, und jetzt stellt sich heraus, dass das alles war, was ihr noch an Zeit vergönnt war.« Seine Stimme brach. Er drehte den Kopf weg.
    Sie zuckte zusammen. Das war zu dicht an ihren eigenen nagenden Schuldgefühlen. Doch es ging nicht um sie. Es ging um ihn. »Erinnerst du dich noch, was du zu mir gesagt hast? In der Nacht, in der du beschlossen hast, ihr alles zu erzählen … von uns? Du hast gesagt, ihr beide hättet euch so weit voneinander entfernt, dass ihr euch nicht einmal mehr mit einer Karte finden könntet. Und dass reinen Tisch zu machen ein Anfang wäre. Zur Abwechslung aufeinander zuzugehen.«
    »Und war das nicht ein Haufen hochgestochener Mist? Ja, klar, ich wollte reinen Tisch machen. Aber weißt du auch, um wen es dabei ging? Um mich. Damit ich nicht länger mit den Schuldgefühlen leben musste.« Er trat auf sie zu. »Sicher, ich wollte meine Ehe retten. Aber weißt du, im Hintergrund lauerte die winzig kleine Vorstellung, sie könnte vielleicht ihre Zustimmung geben. Sagen: ›Okay, Schatz, was immer dich glücklich macht.‹ Dass ich irgendwie euch beide haben könnte.«
    Sie erbleichte.
    »Tja, so formuliert klingt es nicht besonders nett, nicht wahr?« Er drängte noch näher, trieb sie gegen den Tisch, lauerte über ihr, wollte, dass sie sich in der Falle, bedroht fühlte. »Ich wollte euch beide, wollte meine zufriedene Frau und mein trautes Heim behalten, und ich wollte dich, und zwar nicht nur, um dich zum Essen in diesem verdammten Diner zu treffen. Ich wollte dich, Clare, in meinem Bett, unter mir. Ich wollte alles.« Seine Stimme verklang zu einem heiseren Flüstern. »Und jetzt habe ich nichts.«
    Er verströmte Zorn, Schmerz, Selbstekel. Sie wusste, dass er versuchte, sie zu strafen und dazu zu bringen, ihn so zu hassen, wie er selbst sich in diesem Augenblick hasste.
    »Nein«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Nein?«, wiederholte er. »Nein?« Er schlug sich gegen die Stirn. »Natürlich, jetzt ist ja alles anders, nicht wahr? Wo war ich nur mit meinen Gedanken? Jetzt kann ich dich ja haben, oder? Jetzt ist keine unbequeme Ehe mehr im Weg.« Seine Hand umklammerte ihr Gelenk mit brutal hartem Griff. »Komm schon, zum Schlafzimmer geht’s da lang.« Er riss an ihrem Arm, zerrte sie zum Durchgang. Sie stolperte.
    »Hör auf!«, kreischte sie. Sie befreite sich aus seinem Griff. »Was willst du von mir?« Sie hieb ihm, so fest sie konnte, gegen die Brust. »Was willst du von mir?« Sie schlug ihn wieder und wieder, bis er ihre Fäuste abfing, die Arme um sie schlang und sie fest an sich zog.
    »Gott verdamme dich«, fluchte sie und brach in Tränen aus.
    »Oh, Clare«, murmelte er fast unhörbar an ihrem Ohr. »Clare, nicht. Jesus, es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    Sie zitterte, und er zitterte, und über

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