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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nicht eigentlich Trost spenden? Mir vom Himmel erzählen und so?«
    »Was stellst du dir unter dem Himmel vor?«
    »Ich glaube nicht daran.« Gott, er klang wie ein Fünfjähriger. Wie ein Fünfjähriger, der ein Schläfchen brauchte.
    »Dann denk nicht weiter darüber nach. Was geschieht, geschieht. Es ist das Einzige, was jeder von uns am Ende aus erster Hand erleben wird.«
    »Aber … ist das dann nicht eine riesige Verschwendung?«
    Sie bog zum Revier ab und holperte über die Schwelle im Bürgersteig auf den Parkplatz. Sie schob die Automatik auf Parken und drehte sich zu ihm um.
    »Nichts ist Verschwendung. Dafür musst du nicht an den Himmel glauben.« Wieder griff sie nach seiner Hand. »Alle guten Dinge, die Linda in ihrem Leben getan hat, die vielen Menschen, die sie berührte, ihre Arbeit, all dies lebt weiter. Ihr Leben war wertvoll, es hatte Gewicht und Bedeutung. Ihre Auswirkung auf die Welt um sie herum wirst du nie, niemals, wirklich ermessen können.«
    Er saß einen Moment reglos da. »Okay«, sagte er dann. »Okay. Daran kann ich glauben.«
    Sie lächelte ein wenig. »Humanist.« Sie lehnte sich zurück und entriegelte die Türen. »Ich nehme an, dass einer der Männer dich fahren wird, aber wenn du mich brauchst, ruf an.«
    Er nickte. Öffnete die Tür.
    »Russ?«
    »Ja?«
    »Ich bete für dich. Tag und Nacht.«
    Er nickte wieder. »Danke.« Er sah zu, wie sie zurücksetzte und sich dem dünnen Dienstagnachmittagsverkehr anschloss.
    Als er sich zum Eingang umdrehte, standen dort schon Lyle und Mark in Hemdsärmeln und warteten auf ihn. Er zog die Augenbrauen hoch. »Verdammt kalt, um ohne Mantel draußen rumzuhängen.«
    »Dann lass uns reingehen«, schnappte Lyle.
    Russ ließ die beiden durch die alte Bronzetür voran-und die Marmorstufen hinaufgehen. Vor Jahrzehnten, als die Mannschaft noch doppelt so groß gewesen war wie heute, hatte oben an der Treppe ein Sergeant seinen Tisch gehabt, und an den Wänden stand aufgereiht ein halbes Dutzend Stühle. Jetzt war es einfach eine leere Marmorfläche, die man auf dem Weg den Flur hinunter überqueren musste, unmöbliert bis auf zwei Fahnenstangen, eine für die Flagge der Vereinigten Staaten, die andere für die Flagge des Staates.
    Direkt vor der Fahne des Staates New York legte Lyle ihm die Hand auf die Brust und hielt ihn auf. Mark schlenderte noch ein Stück den Gang hinunter und blieb dann stehen, ganz offensichtlich, um aufzupassen, dass niemand sie überraschte.
    »Was soll das?« Selbst der vergleichsweise kühle Flur war warm genug, um Russ’ Brille beschlagen zu lassen. Er nahm sie ab. »Wollt ihr mir mein Lunchgeld abnehmen?«
    »Russ.« Lyle klang todernst. »Ich sage dir das jetzt nicht als dein Stellvertreter. Ich sage dir das als Freund. Du wirst jede Menge Ärger bekommen, wenn man dich dabei beobachtet, wie du mit Clare Fergusson in der Stadt herumfährst.«
    »Sie hat mich nach einem Kondolenzbesuch bei meiner Mutter mit zurück in die Stadt genommen. Um Himmels willen, was glaubst du denn, was da läuft? Meine Frau ist gerade erst gestorben!«
    Lyle tippte ihm auf die Brust. »Eben. Deine Frau ist gerade erst gestorben. Und die halbe Stadt hat Gerüchte über dich und Reverend Fergusson gehört.« Russ öffnete aufgebracht den Mund, doch Lyle ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich will gar nicht erst hören, wie unschuldig das alles ist! Wenn du schon keinen Selbsterhaltungstrieb hast, könntest du wenigstens an die Dame denken. Was sollen die Leute denken, die in ihre Kirche gehen, wenn sie sehen, dass du ihre Hand hältst und ihr Koseworte in die Ohren flüsterst, ehe Linda überhaupt unter der Erde ist.«
    Russ trat einen Schritt zurück und ballte unbewusst die Fäuste. »Dein verdammtes Glück, dass du in Uniform bist, MacAuley. Wenn wir jetzt dienstfrei hätten, würde ich dir in den Arsch treten.«
    »Und ich versuche deinen zu retten. Was, zum Teufel, hat so lange gedauert? Deine Mutter rief an. Ich habe dich schon vor einer halben Stunde hier erwartet.«
    Ein Anflug von schlechtem Gewissen durchdrang seine Wut. Seine Männer sollten sich nicht auf seine Mutter verlassen müssen, wenn sie wissen wollten, wo er steckte. »Ich bin direkt zur Schule gefahren.«
    »Allein?«
    Er schwieg.
    »Ach, verd…, jetzt sag bloß nicht, Reverend Fergusson hat dich begleitet.«
    »Ich habe die Beschreibung und das Kennzeichen eines Wagens, der am Sonntag in meiner Zufahrt gestanden hat. Er hat niemanden gesehen, aber der Junge, der sich

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