Wer Mit Schuld Beladen Ist
Eingeborenen, die sehr … langsam … und … deutlich … mit ihm sprachen, damit er sie verstand.
»Moment noch«, sagte er. »Ist Lyle schon da?«
»Ja.«
»Würden Sie ihn bitten, zu mir zu kommen?«
»Aber klar.«
Die Tür öffnete sich bereits nach wenigen Sekunden, was Russ zu der Annahme bewog, dass Lyle sich nicht nur im Gebäude befunden, sondern direkt neben Harlene gestanden und sie nach den morgendlichen Ereignissen gefragt hatte.
Der Deputy Chief schlenderte herein und setzte sich auf einen der Stühle, nachdem er einige Aktenordner auf dem Boden plaziert hatte. Er kippte den Stuhl zurück und balancierte sich mit den Stiefelspitzen aus.
»Hast du die Ermittlerin vom BCI schon kennengelernt?«
Falls Russ’ schroffer Ton Lyle überraschte, ließ er es sich nicht anmerken. »Ja. Mark hat uns vorgestellt. Im Moment ist sie in der Einsatzzentrale und liest die Akten und den Obduktionsbericht.«
»Hast du das BCI gerufen?«
»Was?« Lyle beugte sich vor, und der Stuhl krachte auf alle vier Beine. »Teufel, nein! Ich versuche, die Sache unter Verschluss zu halten, seit es passiert ist. Warum, zum Teufel, sollte ich die Staties einladen?«
Russ rieb sich die Nasenwurzel. »Du hast mir zugeredet, zu Hause zu bleiben und mich aus der Untersuchung herauszuhalten. Ich dachte, vielleicht …«
»Dann hast du falsch gedacht, wie man so schön sagt.«
»Entschuldige.« Russ seufzte. »Aber nach allem, was ich weiß, muss es einer von uns gewesen sein. Ich meine, ich bin doch nicht unvernünftig, oder? Ich sollte jeden und alles, was uns dabei hilft, den Kerl zu kriegen, mit offenen Armen empfangen, das weiß ich, aber, Himmel, der Gedanke, dass einer meiner eigenen Männer die Staties alarmiert hat …«
Das Telefon klingelte. Russ nahm ab. »Van Alstyne«, meldete er sich, während er Lyle bedeutete, sich wieder hinzusetzen.
»Hey, Chief, hier ist noch mal Nathan Bougeron.«
»Das ging ja fix. Was haben Sie für mich?«
»Es ging so schnell, weil Ihr Mädchen sich rasch einen Namen gemacht hat. Sie heißt Emiley, übrigens Emiley-mit-extra- e. «
»Extra e? «
»Ich glaube, es steht für energiegeladen. Sie ist seit zehn Jahren im Dienst, beim BCI seit sechs. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, sagt, sie könnte zum Chefermittler befördert werden, wenn sie die Stelle wollte.«
»Chefermittler? Nach sechs Jahren? Unglaublich. Warum sollte sie das nicht wollen?«
Auf der anderen Seite des Schreibtischs hob Lyle seine buschigen grauen Augenbrauen.
»Mein Informant meint, sie würde mit der Politik liebäugeln. Sie hat einen Abschluss in Psychologie und strebt ein juristisches Diplom an. Es geht das Gerücht, dass sie in das Büro einer Staatsanwaltschaft unten im Staat wechseln will, sobald sie fertig ist.«
»Aha. Na ja, sie wäre nicht die Erste, die die Staatsanwaltschaft als Sprungbrett benutzt. Bedeutet das, ich kann damit rechnen, dass sie ihre Nase pausenlos in juristische Bücher stecken wird?«
»Nein, eher nicht. Laut meinem Mann ist sie außerordentlich zäh. Äußerst zielstrebig. Jetzt kommt die absolute Krönung: Sie war ein paar Jahre bei der Abteilung Gewaltverbrechen, dann bei der Mordkommission, doch letztes Jahr wurde sie versetzt – mein Informant weiß es nicht genau, aber er glaubt, auf eigenen Wunsch –, und zwar in die Interne.«
»In die was?«
»Oh, Entschuldigung, das ist unser Spitzname dafür. In die Ermittlungsabteilung für interne Dienstaufsicht. Das sind die Jungs, die mit der Staatsanwaltschaft und den Anklägern der einzelnen Countys zusammenarbeiten, um korrupte Cops in den Revieren zu überführen, die über keine eigene Dienstaufsicht verfügen.« Oder in denen die Dienstaufsicht ebenfalls korrupt war.
»Okay«, sagte er. »Stimmt. Die Bezeichnung kannte ich nicht.«
Die Interne. Jesus auf dem Fahrrad. Was hatte der Bürgermeister gesagt? Sie und Ihre Abteilung brauchen Unterstützung. Klar.
»Jetzt frage ich mich aber doch, was bei Ihnen da oben los ist. Ich kann nicht glauben, dass einer Ihrer Officer korrupt ist.«
Russ räusperte sich. »Sie unterstützt uns bei einem Mordfall.«
»Wirklich? Hm, dann hat mein Mann vielleicht was durcheinandergebracht.«
Nein. Hat er nicht.
»Danke für Ihre Hilfe, Nathan. Ich weiß das zu schätzen.«
»Jederzeit, Chief. Sagen Sie Bescheid, wenn ich noch etwas für Sie tun kann. Und grüßen Sie die Jungs.«
»Mach ich. Danke.« Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er: »Nathan lässt grüßen.«
»Der
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