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Wer Mit Schuld Beladen Ist

Wer Mit Schuld Beladen Ist

Titel: Wer Mit Schuld Beladen Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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hinunterstapfen, um sich anzukündigen, als Janet sagte: »Und das soll ich dir glauben? Als ich damals darüber nachgedacht habe, mich von Mike zu trennen, hast du dich vor lauter guten Ratschlägen fast überschlagen.«
    Russ hielt inne, einen bestrumpften Fuß in der Schwebe über der nächsten Stufe. Janet? Hätte beinah ihren Mann verlassen? Erzählte ihm eigentlich jemals irgendjemand irgendetwas?
    »Süße, du weißt, dass ich Mike wie meinen eigenen Sohn liebe. Jeder Rat, den ich dir gegeben habe, sollte euch beiden helfen. Bei Russ und Linda ist das anders. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich nie richtig warm mit ihr geworden bin.«
    Ach ehrlich, dachte Russ.
    »Wenn ich mir jetzt über seine Frau das Maul zerreiße, wer bringt das dann in Ordnung, falls sie wieder zusammenkommen?«
    »Glaubst du denn, dass sie wieder zusammenkommen?«
    »Am liebsten hätte ich …« Ihre Stimme verklang. Sogar mit dem letzten Treppenabsatz und dem Wohnzimmer zwischen ihnen konnte Russ den Seufzer seiner Mutter hören. »Von allen Menschen, die ich kenne, ist niemand Horton, dem Elefant, so ähnlich wie dein Bruder. Er meint, was er sagt, und er sagt, was er meint …«
    »Ein Elefant ist hundertprozentig treu«, vollendete Janet das Zitat.
    Großartig. Seine gesamte Persönlichkeit in der Zusammenfassung von Dr. Seuss.
    »Du glaubst also, es ist nur so eine Midlife-Crisis?« Janet klang erleichtert. »Na ja, er wäre nicht der Erste, der den Drang verspürt, bei einer wesentlich jüngeren Frau einzulochen, wenn die Glocke fünfzig schlägt.«
    Seine Hand umkrampfte das Geländer, bis seine Knöchel weiß hervortraten und sein Arm zu zittern begann.
    Zuzuhören, wie sein ganzer Schmerz, seine zähneknirschende Selbstdisziplin, all seine verwunderte Freude, als Midlife-Crisis abgetan wurden, das war mehr, als er momentan ertragen konnte. Er wusste, dass seine Schwester und Mutter ihn liebten, aber sie kannten ihn nicht. Niemand kannte ihn.
    Außer Clare. Die jetzt für ihn verloren war.
    Er trat laut auf und stapfte dann die restlichen Stufen hinunter. Das winzige Wohnzimmer seiner Mutter öffnete sich zu ihrem noch winzigeren Esszimmer, in dem die beiden Frauen saßen und einzelne bedruckte Seiten falteten.
    Margy Van Alstyne sah mit dem Gesichtsausdruck eines besorgten Eichhörnchens zu ihm auf: gut gepolsterte Wangen unter Sorgenfalten über einem kleinen dreieckigen Kinn. Das, zusammen mit ihrem kurzen, fässchenförmigen Körper, verlieh ihr ein irreführend harmloses Aussehen. »Hi, Schätzchen. Wir haben gerade über dich gesprochen. Hast du gut geschlafen?«
    Er räusperte sich. Er konnte zumindest versuchen, normal zu klingen, auch wenn er sich nicht so fühlte. »Ja, ich war sofort weg. Was macht ihr da eigentlich?« Er griff nach einem der Flugblätter. »Eine Antikriegsdemonstration? Oh, Mom, nicht schon wieder.« Zu den stolzesten Besitztümern seiner Mutter gehörte eine Titelseite des Time Magazine von 1970, die sie bei einer lautstarken Auseinandersetzung mit dem damaligen Gouverneur von New York während einer Friedensdemonstration zeigte.
    »Nur weil die Kriegsmaschinerie der Konzerne dich dieses Mal nicht in ihren Klauen hat, muss das noch lange nicht heißen, dass ich nicht gegen diese Blut-für-Öl-Idiotie anschreie.«
    Er funkelte seine Schwester an. »Steckst du auch mit drin?«
    Janet hatte, ebenso wie er, viel von den Zügen ihres Vaters geerbt. Sie beide waren hochgewachsen mit leuchtend blauen Augen. Bis vor einigen Jahren waren ihre Haare ebenfalls fast-aber-nicht-ganz braun gewesen, bis sie über Nacht wundersamerweise erblondete. Aus Angst vor ihrem vierzigsten Geburtstag, wie sie behauptete. Nun streckte sie unter dem Tisch ihre langen Beine aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Sieh mich nicht so an. Ich bin nur die Aushilfe.«
    »Du würdest ein anderes Lied singen, wenn du statt Töchtern Söhne hättest«, bemerkte ihre Mutter.
    »Ich habe alle Lieder, die ich singen wollte, schon als Kind gesungen«, antwortete Janet. »Ich helfe dir, deine Flugblätter zu falten, und ich bringe sie zur Post, und ich fahre dich sogar nach Albany, damit du vor dem Regierungsgebäude demonstrieren kannst. Aber bis jetzt habe ich noch nie erlebt, dass ein gewöhnlicher Mensch mit seinen Aktionen irgendwelchen Einfluss auf welche Machthaber auch immer hat.«
    »Und das soll erklären, warum du deine arme Mutter mit deiner Weigerung zu wählen wahnsinnig machst?«
    Okay. Zumindest sprachen sie jetzt

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