Wer Mit Schuld Beladen Ist
Entwhistle, der den Streifenwagen lenkte, fuhr vorbei, damit sich das Zivilfahrzeug und der Lieferwagen ans Ende der Einfahrt quetschen konnten. Noble stellte seinen Wagen an der anderen Straßenseite ab und ließ die Beleuchtung als Warnsignal brennen.
Emiley Jensen und Lyle MacAuley entstiegen dem Zivilfahrzeug. Es war unmöglich, festzustellen, wer von beiden unglücklicher wirkte. Die Ermittlerin hatte die Zähne zusammengebissen, als hätte sie etwas Ekliges im Mund und müsste es gut durchkauen. Das Kinn des Deputy Chief war vorgestreckt und verkrampft, als steckte ihm ein so dicker Brocken im Hals, dass er die Zähne zusammenbeißen musste, um ihn nicht auszuspucken.
Der Chief verschwand durch die Haustür. Mark verrückte den Stuhl, um mit dem nächsten Computer in der Reihe weiterzumachen. Er hörte den Chief über den Verandaboden humpeln, das Quietschen der Angeln, als er die Tür öffnete.
»Chief Van Alstyne!« Investigator Jensens Stimme schnitt durch Glas und Wände wie ein Lötkolben durch Butter. »Sie sind verhaftet! Officer Entwhistle, legen Sie ihm Handschellen an!«
28
R uss ignorierte die Frau, die über den Weg auf ihn zukam. Stattdessen konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf den Techniker der State Police, der die Ausrüstung aus dem Heck des Lieferwagens lud. »Hey! Sergeant Morin! Haben Sie einen Internetanschluss da drin?«
»Sicher«, brüllte Morin zurück. »Ich kann nur nicht garantieren, dass wir hier in der Mitte von Nirgendwo eine Verbindung kriegen.«
»Haben Sie mich gehört?«, herrschte Jensen ihn an. »Ich verhafte Sie wegen Mordverdacht.«
Russ sah sie flüchtig an. »Lassen Sie mal die Kirche im Dorf, Jensen. In der kurzen Zeit hat Ryswick Ihnen nie im Leben einen Haftbefehl unterschrieben.« Er wandte sich erneut an Morin. »Sie müssen sofort Fingerabdrücke für mich durchlaufen lassen. Der Typ, der mit meinem Auto abgehauen ist, hat sich gerade in den Hauptverdächtigen unseres Mordfalls verwandelt.« Er konnte »unser Mordfall« sagen. Das schuf eine willkommene Distanz zwischen seinem Verstand und seinem Herzen.
»Sie sind der Hauptverdächtige im Mordfall Linda Van Alstyne«, protestierte Jensen. Sie polterte durch die Verandatür, gefolgt von Lyle, der eine buschige Augenbraue hochzog und den Kopf fragend zur Seite neigte. Was ist hier los?
Russ wandte den Blick ab. »Kommen Sie mit ins Wohnzimmer«, forderte er Jensen auf. »Ich zeige Ihnen, was Mark und ich herausgefunden haben.«
»Widerstand gegen die Verhaftung«, konstatierte Jensen.
»Ich widersetze mich der Verhaftung nicht.« Er trat aus dem Weg, damit Noble, der das andere Ende von Sergeant Morins Kiste voller Wunder trug, rückwärts durch die Tür gehen konnte. »Sowie Noble hier mit seinen Handschellen zu mir kommt, werde ich mich voller Anmut ergeben.«
Noble warf ihm einen sorgenvollen Blick zu.
»Sie wollen Fingerabdrücke?«, erkundigte sich Morin. »Der beste Ort ist normalerweise das Bad.«
»Oben.« Russ erwischte Morin am Parkaärmel, ehe der Techniker wenden konnte. »Im zweiten Schlafzimmer hinten steht auf der anderen Seite des Betts eine Kommode. In der untersten Schublade liegen zwei Automatikwaffen und ein KA-BAR.«
Wenn sie ihm auch vorher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatten, jetzt taten sie es. »Erlauben Sie, dass ich Sie auf den neuesten Stand bringe«, sagte er zu den Versammelten, während Morin die Stufen hochpolterte. Er fasste zusammen, was Quinn Tracey über den Wagen gesagt und wie Lyle das Kennzeichen für ihn überprüft hatte. Jensen musterte ihn verärgert, unterbrach jedoch nicht, als Russ schilderte, was er mittlerweile als Ablauf des Verbrechens betrachtete; sein Eindringen, gefolgt von dem Angriff und dem Autodiebstahl. Er gab die Informationen weiter, die er von den McAlisters erhalten hatte, und berichtete, wie er die Waffen entdeckt hatte. Zu dem Zeitpunkt, zu dem Sergeant Morin die Treppen hinunterstapfte und mit den Fingerabdrücken in seinem Lieferwagen verschwand, erläuterte Mark seine Theorie über Identitätsdiebstahl. Dann setzten er und Russ die Stücke zusammen, die möglicherweise zum Mord an Linda Van Alstyne geführt hatten.
Noble wirkte beeindruckt. Lyle, der verräterische Mistkerl, nickte.
»Ihre Frau hat niemandem erzählt, dass sie vorhatte zu verreisen?«, fragte Jensen.
»Nein, aber das …«
»Haben Sie irgendeinen Beweis dafür, dass sie diese Keane engagiert hat? Einen Scheck vielleicht oder die Aufzeichnung eines
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