Wer Mit Schuld Beladen Ist
Telefonats.«
»Wir müssen die Verbindungsnachweise und die Kontoauszüge noch einmal überprüfen. Jetzt wissen wir ja, wonach wir suchen.«
»Demnach basiert Ihre Annahme einer Verbindung zwischen der Haustiersitterin und dem Opfer nur auf der Tatsache, dass Ihre Frau eine Katze besaß?«
»Quinn Tracey hat Keanes Honda eindeutig identifiziert!« Er hatte erwartet, dass sie ihn als Verdächtigen behandelte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sie glaubwürdige Beweise zur Seite schieben würde. Er holte tief Luft.
»Ein Minderjähriger, den Sie ohne Erlaubnis und auch nicht in Anwesenheit der Eltern vernommen haben.«
»Ich bin sicher, dass er noch mal aussagen wird. Ganz offiziell.«
»Sicher wird er das. Wenn Sie wollen, dass er es tut.«
Jetzt war er wirklich wütend. »Was, zum Teufel, unterstellen Sie da? Dass ich eine Art Kleinstadt-Machiavelli bin, der jeden, mit dem er in Kontakt kommt, nach seiner Pfeife tanzen lassen kann?«
»Ich unterstelle gar nichts. Ich sage geradeheraus, dass diese Ermittlung von Anfang an manipuliert worden ist. Ihre Leute haben die gottverdammte Küchentür stundenlang offen stehen lassen, wodurch die Temperatur fiel und der Todeszeitpunkt nicht mehr festzustellen ist. Trotz der Tatsache, dass Sie von Ihrer Frau getrennt lebten und kein Alibi für den Zeitraum vorweisen können, in dem sie vermutlich getötet wurde, haben Sie sich einer Vernehmung entzogen.«
»Ich habe nicht …«
»Sie haben die Ermittlungen in Richtung eines mysteriösen ›entlassenen Häftlings‹« – sie malte mit dem Finger Anführungszeichen in die Luft – »gelenkt, der Ihre Frau aus Rache ermordete. Als ich erschien und begann, Fragen zu stellen, sind Sie verschwunden. Und jetzt plötzlich tauchen Sie mit einer neuen Theorie auf, die sich auf ein bequemerweise abwesendes Pärchen von Betrügern stützt, in deren Unterwäscheschublade – Überraschung! – ein mit der Mordwaffe identisches Messer liegt.«
Er war fast sprachlos vor Wut. »Wollen Sie damit sagen, ich hätte Beweismaterial manipuliert? Behaupten Sie, ich wollte dem Kerl was anhängen?«
Sie blickte zu Mark. »Officer Durkee, waren Sie die ganze Zeit bei Chief Van Alstyne, als er sich oben befand?«
»Äh … fast.«
»Die ganze Zeit, Officer Durkee?«
Mark starrte niedergeschlagen zu Boden. »Nein, Ma’am.«
»Gibt es Zeugen für diesen angeblichen Angriff?«
Russ unterbrach sie. »Den können Sie nicht leugnen. Der Mistkerl hat Ethan Stoner gerammt, als er versuchte zu fliehen.«
Sie starrte ihn aus schmalen Augen an. »Meines Wissens ist der unbekannte Mann aus dem Haus geflüchtet, nachdem Sie ihn bedroht haben. Sie haben doch Ihre Dienstwaffe, oder?«
Er konnte nicht sprechen. Er zog den Parka zur Seite und zeigte sein Halfter.
»Officer Entwhistle, nehmen Sie die Waffe in Gewahrsam.«
»Was soll denn der Quatsch«, fluchte Lyle.
»Nein!« Mark mischte sich ein. »Der Chief hat es nicht getan. Er kann es nicht gewesen sein! Um Himmels willen, wir brauchten Ihre Hilfe, weil sich niemand mit dem Verdacht gegen Reverend Fergusson beschäftigen wollte. Nicht, weil jemand den Chief für verdächtig hielt.«
» Wir brauchten ihre Hilfe?« Lyle hakte die Daumen in seinen Gürtel. »Du warst derjenige, der uns die Staties beschert hat?«
Mark errötete. Russ sank das Herz. O nein. O Mist. Er hatte sich selbst fast davon überzeugt, dass es Lyle gewesen war, und nicht sein bester und klügster Mann. Nicht der, den er als seinen Schützling betrachtete.
»Chief …« Das nackte Flehen in Marks Gesicht war schmerzlich anzusehen. »Ich habe es nicht getan, weil ich dachte, Sie hätten was damit zu tun. Ich dachte nur … Reverend Fergusson hatte die Mittel und ein Motiv und kein Alibi, und Lyle weigerte sich, sie auch nur zu vernehmen … und ich dachte, vielleicht, wenn jemand Außenstehender mit an Bord kommt …«
Noble stand stocksteif mit starrem Blick da, ein Kind, das am Weihnachtsabend den finalen Ehekrach seiner Eltern miterlebt.
Lyle schüttelte nur den Kopf, sein Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck tiefen Abscheus. »Ich habe schon einige Rechtfertigungen dafür gehört, dass man andere hintergeht, aber der Junge schlägt alles um Längen.«
Diese Scheinheiligkeit war mehr, als Russ ertragen konnte. »Er mag mich an die Staties verpfiffen haben, Lyle, aber wenigstens hat er nicht mit meiner Frau gevögelt.«
Lyle wurde kreideweiß. Aus dem Augenwinkel sah Russ, dass Mark und Noble mit
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