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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Fiona den Nacho, genauer DEN Nacho, hier im Trubachtal aß.
    Sie nahm die Tüte, angelte den Nacho raus und steckte ihn in den Mund. In dem Moment schoss ein Radfahrer aus einem Feldweg kommend auf die Straße. Ich stieg in die Eisen. Die Reifen blockierten. Der Kerl machte einen Schlenker.
    Â»Idiot!«, brüllte ich und schüttelte die Faust. Der Schweiß rann mir in die Augen. Es war nichts passiert. Gar nichts. Wir standen. Hatten eine schicke Bremsspur hingelegt. Alles war okay.
    Dachte ich.
    Bis ich die erstickten Geräusche neben mir hörte.
    Fiona lief blau an. Es ging ganz schnell. Ich sprang aus dem Wagen und versuchte, sie vom Beifahrersitz zu zerren. Griff unter ihre Arme. Sie gab keinen Laut mehr von sich. Der Nacho steckte in ihrem Hals fest. Erst bekam ich den Gurt nicht auf, dann – endlich! – hielt ich sie im Arm, sie war leicht wie ein Frosch, ich presste meine Hände auf ihren Magen und drückte zu, rhythmisch, immer wieder, aber da kam nichts raus aus ihrer Kehle.
    Ich legte sie ins Gras. Rannte an die Straße. Hielt einen Wagen an.
    Â»Haben Sie ein Handy? Ich brauche eine Ambulanz! Schnell!«
    Hätte ich mein Handy nicht längst abgemeldet, vielleicht wäre der Notarzt noch rechtzeitig gekommen. Dann hätte ich nicht erst einen anderen Handybesitzer, der eigentlich keine Lust auf eine Unterbrechung hatte, überzeugen müssen, mir zu helfen.
    Als der Krankenwagen kam, war Fiona tot.
    Ich erklärte alles hundertmal. Absolut alles. Von meiner Abschiedstour. Wie ich Fiona auf dem Walberla aufgelesen hatte. Dass ich weiter nach Obertrubach wollte, um über Gräfenberg zurückzufahren, wo Fiona unbedingt in der Klosterbrauerei Weißenohe   23   ein ordentliches Altfränkisches Klosterbier hätte trinken sollen. Wenn ich die Augen schloss, sah ich die Schwalben flattern. Alle Jahre wieder bauen sie ihre Nester in dem Torbogen, der in den Klosterhof führte. Der Polizist, der meine Aussage aufnahm, verhielt sich freundlich und verständnisvoll. Er saß mit mir im Gras. Um uns schwirrten Bienen. Er machte sich Notizen. Die Seiten seines Schreibblocks waren vom Schweiß gewellt. Ich sagte ihm wirklich alles. Nur von dem Motorradfahrer sagte ich nichts.
    Als der Leichenwagen weg war, die Polizei auch und die letzten Schaulustigen ebenfalls, ging ich zu meinem Wagen zurück.
    Fionas Rucksack war weg.
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass die Polizei ihn mitgenommen hatte. Wahrscheinlich hatte ich es aber nur nicht gemerkt.
    Ich stieg ein und ließ den Motor an. Ein Motorrad überholte mich in vollem Speed. Geritten von einem Typen in weißer Ledermontur. Mit Fionas Rucksack auf dem Rücken. Er trug den Helm unter dem Arm. Feuerrotes Haar flatterte im Wind.
    Ich fuhr nach Forchheim, ließ das Auto stehen und ging in den Kellerwald hinauf. Ließ mich einfach von den Zehntausenden mittragen, die das Annafest  24 im kühlen Schatten von Buchen und Eichen genießen wollten. Ich musste was essen. Was trinken.
    Fiona war an einem Nacho erstickt. So was konnte es nicht geben. Das passierte allenfalls alle zehn Jahre, und dann immer auf einem anderen Kontinent. Ich beschloss, im Internet zu recherchieren, ob es Berichte über Todesfälle durch Nacho­genuss gab. Sie musste das Dreieck einfach so verschluckt haben. Unzerkaut. Weil ich gebremst hatte. Und dann war sie daran erstickt. Die Banalität des dummen Zufalls.
    Ich hockte mich auf die nächstbeste Bierbank. Blieb sitzen, bis die Dunkelheit herabfiel und Tausende von bunten Lämpchen den Kellerwald in ein kitschig-romantisches Tivoli verwandelten. Ich trank ein Bier nach dem anderen und verbrüderte mich mit zahllosen Fremden. Vielleicht auch mit einem Mann in weißer Lederkluft. Ich kann mich nicht erinnern.

    *

    Ich würde das Rätsel um Fionas Rucksack nie lösen. Was so Geheimnisvolles dringewesen war, dass der Typ uns verfolgt hatte. Wahrscheinlich ging es nicht mal um Fiona, sondern um den Rucksack.
    Mag sein, dass er versucht hatte, uns den Rucksack irgendwie abzujagen. So hatte er ihn dann unvermutet bekommen, unter den Augen der Polizei, ohne allzu viel eigenen Einsatz. Wahrscheinlich hatte er sich einfach unter die Gaffer gemischt und auf einen geeigneten Moment gewartet. Fiona war gestorben. Wäre der Kerl in der weißen Lederkluft auch vor einem Mord nicht zurückgeschreckt? Wer konnte das wissen.
    Als ich drei Tage

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