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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der Anwalt, der Richter«, verbesserte Eva. Sie tippte in ihr Handy:
    Dirk schräg drauf, hat Angst vor Kontrollverlust durch Gesetzesbruch beim Wildcampen.
    Charly hatte sich tatsächlich erhofft, sie würden das Zelt irgendwo im Wald aufstellen. Ganz egal wo. Er wollte mal ohne Plan unterwegs sein. Einfach fahren und anhalten, wo es schön war. Das wollte Eva auch. Er merkte es ihr an.

    *

    Wild campen mochte verboten sein, aber das Fichtelgebirge ist eine weitläufige, unübersichtliche Landschaft, in der undurchdringlicher Wald, zerklüftete Berge und sprudelnde Flüsse bisweilen eine Ahnung davon vermitteln, wie das Leben in echter Wildnis aussehen könnte. Deswegen konnte man durchaus unentdeckt ein paar Tage irgendwo sein Zelt aufschlagen.
    Â»Wo haben sie denn gezeltet, Tine?«
    Â»Keine Ahnung. Eva schreibt nichts dazu. Vielleicht hatten sie auch keine Internetverbindung, wenn sie irgendwo mitten in der Pampa hockten. Am nächsten Morgen sind sie nach Hof weiter. Haben Fotos im Fernwehpark   28  geschossen.«
    Sie zeigte mir die Bilder. Mein Herz setzte für ein, zwei Schläge aus. Eva vor einem Wegweiser, von dem Schilder in alle Richtungen abgingen. Lachend deutete sie auf den Schriftzug ›Noch 11.670 Kilometer bis Buenos Aires‹. Charly hatte die Hand an ein gelbes Ortsschild mit dem kuriosen Namen ›Oberanschissing‹ gelegt. Kein Foto von Dirk.
    Dirk hatte sich immer schwergetan. Er konnte einfach nicht locker sein. Jux war nichts für ihn. Das fröhliche Geplänkel, das Charly gern ›gepflegten Flachsinn‹ nannte, ließ ihn kalt. Dirk hatte sehr strenge Eltern gehabt. Ich seufzte in mich hinein. Was für eine Verschwendung eines jungen Lebens. Schon von Beginn an. Hätten die Eltern gewusst, wie elend ihr Sohn zu Tode kommen würde – wären sie weniger dogmatisch mit ihm umgegangen? Sicher, dem Jungen hatte es materiell an nichts gefehlt. Doch von Lebensfreude oder Zärtlichkeit war in seiner Familie nie viel zu spüren gewesen. Ich erinnerte mich an seine Mutter, die mit einem harten Zug um den Mund keinen Elternsprechtag verpasste. Dazwischen schob sich das Bild von Dirks blutverschmiertem Haar.
    Â»Albern, oder?«, fragte Tine. »Posieren vor Ortsschildern.«
    Â»Ach, ich weiß nicht.« Weder Eva noch Charly konnten sich Auslandsreisen leisten. Vielleicht war das ihre Art, ihr Fernweh zu leben. Genau das wollte ja der Fernwehpark: die Besucher anregen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Deswegen standen dort schon an die 4000 Schilder, teilweise von Fans des Parks gesponsert. »Gibt es noch mehr Fotos?«
    Â»Vom Theresienstein  29 .«

    *

    Bereits am zweiten Tag ihrer Reise vermisste Charly eine Dusche. Er schwitzte so stark, dass er auch in den Teich im Park gesprungen wäre. Wenn der nicht so gestrotzt hätte vor Entengrütze. Dirk wollte unbedingt zum höchsten Punkt des Parks hinauf, also waren sie hochgekeucht, über die steilen Wege marschiert, dankbar für den Schatten, den die alten Bäume im Theresienstein warfen. Es war heiß wie in der Wüste Gobi. Charly konnte nur den Kopf schütteln: Ganz Franken lästerte über Hof. Angeblich handelte es sich um das bayerische Sibirien. Von wegen! Wobei, wenn er es recht bedachte, stimmte es doch: Sogar in Sibirien konnte es gemein heiß werden im Sommer.
    Dirk und Eva liefen die ganze Zeit nebeneinander. Als hätten sie von Natur aus denselben Rhythmus. Seltsam, noch vor wenigen Wochen, bei der Vorbereitung auf die Prüfungen, hatte Charly den Eindruck gehabt, er könnte bei Eva punkten. Wegen Mathe. Er hatte ihr ziemlich viel geholfen. Natürlich hatte er das nicht gemacht, um sich ihre Dankbarkeit zu sichern. Oder vielleicht sogar noch mehr als das. Aber dennoch …
    Eine düstere Wolke legte sich über Charlys Gemüt. Er hasste seinen Körpergeruch. Ob es nur an seinem Schweiß lag, dass Eva ihm gegenüber so zugeknöpft blieb? Bislang machte sie keine Anstalten, sich für einen von ihnen zu entscheiden. Für den verklemmten Dirk mit dem dicken Portemonnaie oder für ihn, den schwitzenden Charly.
    Â»Wie wäre es mit einer Nacht in der Jugendherberge?«, fragte Charly vorsichtig, als sie von ihrer Tour zum Eingang des Parks zurückgekehrt waren und vor dem prächtig verspielten Haus Theresienstein hoch über Hof saßen und ihr Bier tranken. Der Blick

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