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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Abwägen. Wenn sie mich finden, dann werde ich nichts mehr erklären können. Das ist schade.

    *

    Auf dem Johannisfriedhof drängten sich die Sandsteingrabmäler dicht an dicht, schmale Gassen bildend, in denen Katinkas Füße im Schlamm versanken. Gummistiefel wären das Schuhwerk der Wahl gewesen.
    Der Regen rauschte vom Himmel. Die Bäume wollten ihr Laub abschütteln, und am Himmel schien das Grau erdrückend wie ein Zementgewölbe.
    Ein Mann kam um die Kapelle herum. Er trug einen durchweichten Trench und eine Baskenmütze. Katinka ging auf ihn zu.
    Â»Thorleif Schwerte?«
    Er zuckte zurück.
    Â»Ich bin Ihre Privatermittlerin.«
    Â»Wischnewski hat …«
    Â»Ich nehme an, Sie haben einen Mann erwartet. Das ist nicht ehrenrührig. Sollen wir uns hier unterhalten?«
    Â»In der ehrwürdigen Gesellschaft von Veit Stoß und Albrecht Dürer werden wir wenigstens nicht belauscht! Die Toten sind diskret.« Schwerte hielt das Gesicht gen Himmel. Die Regentropfen liefen ihm in Sturzbächen über die Haut.
    Â»Haben Sie Ihre Frau umgebracht?«
    Â»Nein!«
    Katinkas Blick schweifte über die Epitaphien. Die Grabmäler waren nummeriert. Einige zeigten sich schlicht, andere prunkvoll.
    Â»Ich habe gelesen, dass in Albrecht Dürers Grab noch mehr Menschen bestattet sind. Seine Frau Agnes, ein paar Patienten aus dem Heilig-Geist-Spital und einige andere«, sagte Schwerte. Sie gingen langsam an den Grabplatten entlang. »Hier ist es. Nr. 649.«
    Â»Wenn Sie es nicht waren: Wer hat Ihre Frau dann umgebracht?«
    Â»Das würde ich selbst gern wissen.« Er verzog das Gesicht.
    Â»Sind Sie traurig?«
    Â»Ich weiß nicht, was ich bin.«
    Â»Haben Sie Ihre Frau geliebt?«
    Â»Oh ja!«
    Â»Sie sind also zusammen nach Nürnberg gefahren?«
    Â»Um ein Bild anzuschauen. Ich schreibe über Kunst. Das ist mein Metier.«
    Â»Sie haben vor, über das Gemälde von Konrad Witz zu schreiben.«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich es jetzt noch kann.«
    Â»Sie haben wirklich keinen Verdacht, wer Ihre Frau getötet haben könnte?«
    Â»Ich habe keine Ahnung. Nicht die geringste. Sie schloss sich einer Besuchergruppe an. Es sollte eine Führung durch die Rechtsgeschichte der Stadt Nürnberg sein. Lochgefängnisse und was weiß ich. Der Abschluss war im Henkerhaus. Danach zerstreute sich die Gruppe. Meine Frau muss im Museum geblieben sein.«
    Tod im Henkerhaus, dachte Katinka. Es lebe die Ironie!
    Â»Haben Sie einen Verdacht?«
    Schwerte sah sich um. »Finden Sie Kaffke.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Kaffke. Wie Kafka, nur ein bisschen anders eben. Marius. Er kann vielleicht helfen.«
    Kurz legte er einen Finger an die Mütze, dann glitt er durch die Regenschnüre wie durch einen Perlenvorhang und verschwand hinter der Kapelle.
    Na warte, Wischnewski, dachte Katinka grimmig. Du und deine Aufträge. Ich gebe dir genau 24 Stunden.

    *

    Natürlich hat es zeit unserer Ehe immer Männer gegeben, die mir nachstellten. So auch jetzt noch, obwohl ich älter geworden bin und daher nicht mehr in das Beuteschema passe. Wobei es aber tatsächlich Männer gibt, die reifere Frauen mögen, und mit Mitte 30 ist eine Frau reif, danach beginnt der sehr ausgedehnte Herbst des Lebens.
    Ich sehe mein Spiegelbild und versuche mir vorzustellen, wie Kaffke es gesehen hat. Er hat mich nur ein paar Mal getroffen. Aber Thorleif wurde sofort eifersüchtig. Kaffke ist ein Spinner, ein Maler, der tausend Projekte gleichzeitig lostritt, der sich verbrennt und für seine Bilder quält. Aber er ist gut, er ist talentiert, er ist begnadet.
    Wenn ein solcher Mann ein Angebot macht, dann sagt eine Frau nicht Nein.

    *
    Kaum hatte Katinka den Friedhof verlassen, ließ der Regen nach. Sie eilte in die Innenstadt zurück, orientierte sich an den Türmen der St. Sebaldus-Kirche  85 . Irgendwo nicht weit weg mussten auch die Lochgefängnisse sein, von denen Schwerte gesprochen hatte. Nürnberg, so hatte Katinka irgendwann gelesen, bestand zunächst aus zwei Innenstädten, die durch die Pegnitz getrennt waren. Da es keine Brücken gab, waren die Bürger gezwungen, durch den Fluss zu waten. Erst mit dem Anwachsen der Bevölkerung waren die Sebalder Stadt und die Lorenzer Stadt zu einem Ganzen zusammengefasst und von einer Mauer eingefasst worden. In diesem kalten Mai wäre es auch bestimmt kein Spaß,

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