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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zermürbt war, um klar denken zu können.
    Â»Czernowitz.« Es kam unvermittelt. Alle starrten Dante an.
    Â»Was, Wischnewski?«
    Â»Czernowitz. Gucken Sie mal raus auf das Stadttheater  102 .« Sein Finger tippte gegen die Scheibe, an der die Regentropfen herabrannen. »In der Ukraine steht eine identische Version des Fürther Stadttheaters. Wussten Sie das?«
    Â»Wischnewski«, begann Katinka. »Wir …«
    Â»Und Sie haben vorhin über die Schwarmintelligenz gelästert.«
    Katinka sprang auf. »Worauf wollen Sie raus?«
    Dante wandte sich um. Verblüfft sah er Katinka an. »Na, regen Sie sich doch nicht gleich auf. Was hat Kommissar Pröls gesagt? Gregor Jakobs ist was für ein Typ?«
    Â»Zwanghaft, verklemmt, superordentlich, isoliert, autistisch«, fasste Thomas mit eigenen Worten zusammen.
    Â»Er mag es nicht, ein Abklatsch von etwas zu sein«, sagte Dante. »Er ist jemand, der rein theoretisch originelle Lösungen bevorzugt. Doch er bringt selber keine zustande.«
    Selmas Feuerzeug klickte.
    Â»Also«, Dante betrachtete seine Hände, als habe jemand den Text für ihn auf seine Haut gepinselt, »wird er versuchen, das Problem auf seine Art zu lösen.«
    Thomas holte tief Luft, setzte an zu nörgeln, aber Katinka würgte ihn ab. »Moment, Thomas. Machen Sie weiter, Wischnewski!«
    Â»Er gerät in Sachen rein, kommt vom Regen in die Traufe.«
    Katinka nickte langsam. »Er klaut, weil sich die Gelegenheit bietet. Er türmt vor zwei Jungs im Stadtwald, die ihn gesehen haben. Er greift auf das Auto seiner Nachbarin zurück, weil die ihm gutgläubig den Wohnungsschlüssel überlässt. Er kidnappt Karina, weil sie ihn aufgespürt hat.«
    Â»Er plant also nicht!« Selma spie Rauch durch Mund und Nase aus. »Sondern er reagiert.«
    Â»Er hat ein Mädchen in seiner Gewalt. Er hat keine Zeit und keine Nerven, sich etwas Bombensicheres auszudenken.« Dante nickte eifrig.
    Â»Er muss das Auto loswerden!« Das kam von Thomas.
    Â»Und wo wird er das los?«
    Â»In einem Gewässer«, schlug Katinka vor. »Vielleicht im Seenland. Da hat er mehr als genug … aber nein. Das funktioniert nicht. Das Ufer ist zu flach.« Sie versank ins Grübeln.
    Dante packte Katinkas Handgelenk. »Er muss Auto und Mädchen mit einem Schlag loswerden!«
    Â»Wischnewski«, mahnte Katinka den Reporter halblaut. »Sehen Sie nicht, dass Selma am Ende ist?«
    Â»Im Rhein-Main-Donau-Kanal! Das bietet sich doch an! Er fährt an einen Kai und kippt die Karre in den Kanal!« Thomas war aufgesprungen.
    Â»Zu riskant. Zu dichter Schiffsverkehr!« Dante schüttelte den Kopf. »Nein, es muss eine todsichere Möglichkeit sein, ideale geografische Gegebenheiten, keine Beobachter.«
    Â»Der alte Kanal!« Selma drückte ihre Kippe aus. »Der Ludwig-Donau-Main-Kanal. Da fahren keine Schiffe mehr. Der Zugang ist relativ einfach, das Wasser vergrützt, baden will dort niemand …«
    Â»Tata!«, trompetete Dante. »Und wo? Die Wasserstraße ist 173 km lang.«
    Â»Wieso wissen Sie so was eigentlich immer auswendig?« Katinka warf sich ihren Rucksack über die Schulter. »Wo sollen wir ihn suchen?«
    Â»Schätze, irgendwo zwischen Nürnberg und Beilngries. Das können wir eingrenzen.« Dante rannte Katinka nach.

    *

    Gregor Jakobs hatte das Autoradio eingeschaltet. Er würde nicht mehr entkommen können. Sie würden noch ein paar Stunden brauchen, aber dann hätten sie ihn. Im Augenblick arbeitete das miese Wetter für ihn. Das verfluchte mitteleuropäische Sauwetter. Es regnete wie aus Kannen. Der Himmel war dunkelviolett, und er musste all seine Konzentration aufbringen, um den Fiat über das graue Asphaltband zu steuern, das vor seinen übermüdeten Augen zu verschwimmen schien. Mit den schweren Wolken, die sich auf die Straße herabsenkten, mit den pladdernden Regentropfen, die Blasen aufwarfen. Mit den gebeutelten Bäumen am Wegrand. Mit dem Weinen des Mädchens auf der Rückbank.
    Er hatte Durst.
    Er hatte alle Hoffnung verloren, die Dinge wieder in Ordnung bringen zu können.
    Am allermeisten aber bedauerte er, dass er die Enzyklopädie nicht würde kaufen können. Dass das Internet alles schluckte. Das Online-Wissen würde von sich selbst immer wieder neu aufgefressen werden, das Web würde altes Wissen immer

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