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Wer morgens lacht

Wer morgens lacht

Titel: Wer morgens lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Pressler
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hatte.
    Später, wenn ich dann im Bett lag, kam Marie zu mir, und ich erzählte ihr, was wir tagsüber gemacht hatten, auch wenn es nicht viel zu erzählen gab, genau genommen ging es nur um Marco.
    Manchmal, wenn er sich unbeobachtet glaubt, wird sein Gesicht ernst und nachdenklich, sagte ich, dann sieht er so aus, dass es einem ans Herz greift, doch wenn ihn dann einer anspricht, bekommt er sofort wieder dieses hochmütige Gesicht.
    Ja, er kann sich gut verstellen, sagte Marie, du solltest dich vor ihm in Acht nehmen.
    Ich wurde wütend, widersprach, er wehrt sich gegen die Welt, behauptete ich, in ihm steckt etwas, ein verborgener Schatz, den er nicht zeigen will. Marie, hast du gesehen, was in ihm steckt?
    Ein andermal sagte ich, er ist schön, hat er dich auch an Onkel Hans erinnert? Nein? Vielleicht hast du recht, er ist jünger und sieht auch viel besser aus, abgesehen davon hat er keine blauen Augen und zurückgeblieben ist er auch nicht, ich glaube sogar, er ist sehr klug, ich verstehe nicht, warum er nur so rumhängt, warum er nichts aus seinem Leben macht, vielleicht braucht er ja Hilfe. Hast du ihm nicht helfen können?
    Wie hätte ich ihm helfen können, sagte Marie, ich konnte mir ja selbst nicht helfen, aber das sagte sie natürlich nicht, und als ich morgens aufwachte, dachte ich, was war das bloß für ein seltsamer Traum.
    Es passierte wirklich sehr wenig in jenen Tagen, in diesen ersten Wochen der Sommerferien, kaum etwas, was sich zu erzählen lohnen würde, das Wetter war wunderbar, jeden Tag schien die Sonne von einem blauen Himmel, und die Bauern fingen schon an zu jammern, es sei höchste Zeit, dass diese Hitzeperiode zu Ende gehe, sonst müsse man mit Ernteeinbußen rechnen.
    Wir genossen unsere Tage auf eine seltsam träge Art, eigentlich hätten wir uns langweilen müssen, weil so wenig geschah, aber wir taten es nicht, wir hockten oder lagen in der Sonne, und wenn es uns zu heiß wurde, gingen wir in den Schatten, wir tranken Cola und Bier, an das ich mich inzwischen gewöhnt hatte, auch wenn es mir nicht wirklich schmeckte, wir rauchten, das heißt, die anderen rauchten, wir hörten Musik, und manchmal machte jemand eine mehr oder weniger witzige Bemerkung, um uns zum Lachen zu bringen, aber meist war es nur Django, der lachte. Ich hatte mich mit Rambo angefreundet, dem kleinen, nicht mehr ganz jungen Hund, und er dankte mir meine Zuneigung, indem er immer begeistert an mir hochsprang, wenn ich kam, und mir lange und hingebungsvoll die Hände leckte, und wenn er eine Möglichkeit dazu sah, auch das Gesicht.
    Es geschah wirklich kaum etwas, bis auf das eine, was meinem Ausflug in diese andere, seltsam faszinierende Welt ein gewaltsames Ende setzte. Übrigens habe ich seither auch kein Bier mehr angerührt und meistens lasse ich auch die Finger von Wein.
    Es fing damit an, dass wir eines Nachmittags nichts mehr zu trinken hatten. Ich sagte, schauen wir doch mal, was wir zusammenkriegen, und fischte drei Eurostücke aus meiner Hosentasche.
    Lass nur, sagte Pete, griff nach Peggys Umhängetasche und lief den Weg hinauf, und wir schauten ihm träge hinterher, bis er um die Biegung verschwunden war. Als er zurückkam, packte er grinsend mehrere Bierdosen und eine Flasche Wodka aus, verteilte die Bierdosen und hielt Marco den Wodka hin, hier, sagte er, mit einem schönen Gruß von Herrn und Frau Tengelmann, du sollst es dir schmecken lassen und auf ihr Wohl trinken.
    Django lachte und Marco stieß einen anerkennenden Pfiff aus, nicht schlecht, Herr Specht, sagte er, schraubte den Verschluss ab, nahm einen Schluck und ließ die Flasche herumgehen. Nein, sagte ich, als Pete sie mir hinhielt. Ich war mir nicht sicher, ob ich das, was passiert war, richtig verstanden hatte, vermutlich wollte ich es nicht verstehen, aber man sah mir wohl an, dass mir die Situation, gelinde gesagt, unbehaglich war, denn plötzlich stand Marco vor mir, legte die Arme um mich und zog mich an sich, zum ersten Mal, und ich war so überrascht, dass ich mich nicht wehren konnte. Ich hätte es auch nicht getan, selbst wenn ich es gekonnt hätte, ich wurde innerlich ganz weich bei seiner Umarmung. Sein Körper war hart und fest, und er roch nach Sonne und ein bisschen nach Schweiß und Zigarettenrauch.
    Da ist doch nichts dabei, sagte er leise neben meinem Ohr, ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals und roch den Wodkageruch aus seinem Mund. Da ist doch nichts dabei, sagte er noch einmal eindringlich und lockend, die

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