Wer morgens lacht
haben genug Geld, mehr, als sie brauchen, sie sind die Ausbeuter und wir die Opfer, wir sorgen nur für ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit.
Ich antwortete nicht, aber nicht deshalb, weil ich nichts zu sagen gehabt hätte, ich war überwältigt von einem neuen Gefühl, für das ich keine Worte fand, auch wenn ich, zumindest theoretisch, ahnte, was es war, schließlich hatte ich genug Liebesgeschichten gelesen, aber so hatte ich es mir nicht vorgestellt, woher hätte ich es auch wissen sollen, ich war fünfzehn und vollkommen unerfahren, die zwei, drei Jungen aus der Schule, die mal versucht hatten, sich an mich ranzumachen, hatten mich einfach nicht interessiert. Ich wurde von diesen neuen Gefühlen mitgerissen, ich fragte mich auch nicht, ob das, was ich empfand, Liebe war, es war mir egal, ich wollte nur, dass es nie aufhörte.
An diesem Abend fuhr ich nicht nach Hause, als es dunkel wurde, ich konnte mich nicht von ihnen trennen, ich konnte mich nicht von ihm trennen, meine Empfindungen waren zu heftig, sie ließen sich nicht zur Seite drängen und auf morgen verschieben. Wir saßen nebeneinander auf einer Lichtung, zusammen mit Pete, Django und Peggy, aber ich hörte und sah nichts außer Marco, ich spürte nur ihn, der meine Hand hielt und ab und zu mit dem Finger über meinen Puls strich, da, wo die Haut besonders dünn und empfindlich ist, und dann war es jedes Mal, als würde tief in mir etwas explodieren und jeden Nerv und jeden Muskel vibrieren lassen.
Inzwischen hatte sich die Nacht über den Stadtpark gesenkt, eine dunkle, mondlose Nacht, es war noch immer angenehm warm, eine jener lauen Sommernächte, die zu schade sind, um sie zu verschlafen, zumindest denkt man das, wenn man fünfzehn ist und so naiv, dass man sich für stark und unverletzlich hält. Wir hatten uns ausgestreckt und schauten hinauf in den Himmel, zwischen den Baumwipfeln blitzten Sterne, die gegen die Dunkelheit nicht viel ausrichteten. Peggy hatte die Musik leiser gestellt, die Verkehrsgeräusche der fernen Straßen mischten sich mit dem Rauschen der Bäume über uns, und einmal heulte weit weg eine Polizeisirene, sonst war kaum etwas zu hören, der Stadtpark schien, abgesehen von uns, menschenleer zu sein.
Irgendwann standen Pete, Django und Peggy auf, sie nahmen ihre Jacken und verschwanden hinter den Büschen, Rambo leckte noch kurz über meine Hand, dann lief er seinem Herrchen hinterher. Ich wollte ebenfalls aufstehen, um ihnen zu folgen, aber Marco hielt mich zurück. Und dann ging alles sehr schnell.
Man kann nicht sagen, dass er mich vergewaltigt hätte, ich habe mich später genau informiert, ich habe es nicht gewollt, zumindest nicht so, das stimmt und das muss er gemerkt haben, doch ich habe mich nicht gewehrt, ich habe nicht gegen ihn gekämpft, was ich hätte tun müssen, aber nicht tun konnte, ich war wie gelähmt vor Schreck und Entsetzen, und laut um Hilfe geschrien habe ich auch nicht, dafür war meine Scham zu groß. Es war schlimm genug, dass mir das passierte, es durfte niemand mitbekommen, auf keinen Fall, dann wäre ich vor Scham und Schande gestorben. Niemand sollte je erfahren, was mir angetan wurde, deshalb ließ ich alles mit geschlossenen Augen über mich ergehen, die Schmerzen, die Gewalt, so war ich nun mal, kämpfen war nicht meine Stärke, ich wollte nur, dass es so schnell wie möglich vorbei war, ich wollte sein Keuchen nicht mehr hören, seinen Atem nicht mehr riechen, seinen Körper nicht mehr spüren, weder in mir noch auf mir. Erst als er endlich schwer atmend von mir rollte, machte ich die Augen auf.
Und da sah ich sie stehen, alle drei, kaum einen Meter von mir entfernt standen sie da und schauten feixend auf mich herab, ihre Gesichter waren helle Flecken gegen die Schatten zwischen den Bäumen, und was ich in ihnen sah, war eine Mischung aus Schadenfreude und Gier, kein Mitleid, kein Erbarmen. Sie standen da und starrten mich an. Ich starb nicht, zumindest nach außen starb ich nicht, aber innerlich fühlte ich mich leer und tot. Ich weinte auch nicht, diesen Gefallen tat ich ihnen nicht. Ich hatte keine Ahnung, wie lange sie schon da gestanden hatten und warum, war das alles vielleicht nur geschehen, um mich zu beschämen, um meine Schande sichtbar zu machen?
Rambo kam schwanzwedelnd auf mich zu und leckte mir das Gesicht, die anderen rührten sich nicht, auch der Mann neben mir rührte sich nicht. Ich schob Rambo von mir, zog meine Unterhose und die Jeans an und stand auf, und es
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