Wer nach den Sternen greift
sie nicht besser als eine Prostituierte war, schließlich war sie ihm ja sozusagen verkauft worden. Er war bezahlt worden, damit er sie zur Frau nahm. Was mochte das wohl für ein Gefühl sein? Er war für das Privileg, mit ihr zu schlafen, bezahlt worden. Privileg? Er schlief nur aus Pflichtgefühl mit ihr, weil sein Name weiterbestehen musste. Das würde er ihr das nächste Mal sagen, wenn sie ihn so von oben herab behandelte.
Ihr schmutziger Trick, Rebecca und ihren Mann zur Jagd einzuladen, würde nicht funktionieren. Sie würde schon sehen.
33
D u weißt gar nicht, wie hart alle in den letzten Monaten gearbeitet haben, um die Jagd vorzubereiten.«
Weihnachten würde dagegen fast verblassen. Alex hoffte jedenfalls, dass es ein ruhiges Fest werden würde, weil sie erschöpft war und sich nach Ruhe sehnte.
»Hast du dir Reitkleidung besorgt? Das, was du hier bei Ausritten trägst, ist unpassend für eine Jagd.«
»Ich werde nicht mitreiten.«
Ah, vermutlich dachte sie, sie könne sich nicht mit Rebecca messen, die eine hervorragende Reiterin war.
»Ach, und warum nicht?« Bis jetzt hatten sie noch nicht darüber gesprochen, dass die Palmertons eingeladen waren.
»Ich bin schwanger.« Er starrte sie an. Unmöglich.
»Von jener Nacht am Grosvenor Square.«
Das war vor zwei Monaten gewesen. Seitdem hatten sie nur noch über die Jagd geredet.
»Wann soll das Kind kommen?«
»Du kannst genauso gut rechnen wie ich. Neun Monate von jener Nacht an.« Alex fragte sich, ob Oliver in der letzten Zeit auch nur einmal nach seinem Sohn geschaut hatte. Er sah ihn nur, wenn er zufällig in ihr Zimmer trat und sie gerade mit Hugh spielte oder ihm vorlas.
»Er versteht doch gar nicht, was du ihm vorliest«, hatte Oliver einmal gesagt.
Sie hatte ihn ignoriert und weitergelesen. Oliver war stehen geblieben und hatte ihrer Stimme gelauscht, wobei in ihm eine leise Erinnerung aufstieg … Vor langer Zeit hatte er auf dem Schoß seiner Mutter gesessen, und sie hatte ihm auch vorgelesen. Dann hatte sie ihn auf den Scheitel geküsst. Seufzend schüttelte er den Kopf.
Alex hingegen wusste noch sehr gut, wie ihre Nanny ihr vorgelesen hatte. Sie war damals schon ein bisschen älter gewesen, nicht erst acht Monate, wie Hugh. Aber Sophie hatte ihr nie vorgelesen. Nur ihr Vater … Sie musste ihm dringend schreiben.
Sie wandte sich wieder zu ihrem Mann. »Meine Schwangerschaft wird mich jedoch diesen Winter nicht davon abhalten, an der Saison teilzunehmen. Ich werde am Grosvenor Square sein und hoffe, du nimmst alle Einladungen für uns beide an. Ich werde auch Gesellschaften geben.«
Er nickte.
»Mir liegt nichts daran, mit dir ins Theater zu gehen, aber ich erwarte von dir, dass du bei unseren Dinnerpartys anwesend bist. Außerdem werden wir Ende Februar einen Ball geben.« Bisher hatte sie ihm gegenüber nichts davon erwähnt. »Bis dahin wird man mir meine Schwangerschaft noch nicht ansehen. Und danach ziehe ich mich dann hierher zurück, bis das Kind geboren ist.«
Gut, dachte er. Seine Pflicht war getan. Ein weiterer Erbe. Das heißt, wenn das neue Baby wieder ein Sohn war. Er grinste. Nun, zumindest hatte ihm die Zeugung dieses Mal Vergnügen bereitet. »William«, sagte er, »ich möchte, dass das Kind William heißt.«
»Ach, hast du als Einziger über den Namen des Babys zu bestimmen?«
»Du weißt doch: Du suchst den Mädchennamen aus und ich den Namen für den Jungen.«
Als Alex nicht antwortete, fügte er hinzu: »Ich kann nur hoffen, dass du unseren Gästen gegenüber mehr Charme entwickelst.«
»Ach ja, wir sind ja noch nie als Paar zusammen in der Öffentlichkeit aufgetreten, nicht wahr? Nun, Oliver, die Jagdparty wird meine Einführung in die Gesellschaft sein. Ich erwarte von dir, dass du mich genauso gut behandelst wie Mrs. Palmerton.«
»Sie und ihr Ehemann fahren über die Feiertage nach St. Moritz.«
»Ach, das ist aber seltsam. Sie hat mir einen reizenden Brief geschrieben und zugesagt. Die Einladung zur Jagd am Boxing Day sei eine große Ehre für sie und ihren Gatten. Ich glaube, genauso hat sie es formuliert.«
Er hatte sich erst gestern von Rebecca verabschiedet. Sie hatte ihn lächelnd geküsst und gesagt: »Bis nächstes Jahr dann.« Sie hatte ihm absichtlich verschwiegen, dass sie zugesagt hatte. Verdammt, wie peinlich.
»Sie sind im Zimmer ganz hinten am Gang untergebracht. Wenn du auf Zehenspitzen zu ihr schleichst, musst du an allen anderen Zimmern vorbei. Aber das bietet sich
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