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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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er käme nach Kalifornien, wenn er das nächste Mal in den Staaten sei. Obwohl die junge Frau fast zwölf Jahre älter als Michael war, schrieben sie sich regelmäßig, und Michael ließ niemanden die Korrespondenz lesen. Alex mochte das Mädchen sehr und fragte sich manchmal, ob sie ahnte, dass Michael ihr Bruder war. In Frankreich war das wahrscheinlich nicht so skandalös wie in England.
    »Wenn meine Eltern erst einmal heil in Kalifornien angekommen sind, will ich Iris und ihren Mann auch überreden, dorthin zu fahren. Im Moment glaubt er noch, hier seinem Land besser dienen zu können. Aber das geht uns vermutlich allen so.«
    »Was ist mit dir?«
    Philippe blickte sie an. »Ich gehe in den Untergrund.«
    »Was bedeutet das denn?«
    »Es bedeutet, dass ich nicht weiß, wann ich dich wiedersehen werde.«
    Das hatte sie befürchtet.
    »Und wer wird dein Weingut leiten?«
    »Das ist unsere kleinste Sorge. Das kann Michelle von Kalifornien aus machen.«
    Eine Frau an der Spitze des berühmtesten Weingutes in Frankreich? Das ging Alex durch den Kopf, als sie zum Schloss zurückfuhr.
    Genau in diesem Moment lief in Deutschland, in Wilhelmshafen, ein U-Boot aus, das den Schiffsverkehr zwischen Europa und Amerika unterbrechen sollte. Es war zu spät, um bei der
Queen Mary
Schaden anzurichten, aber die nächsten beiden Schiffe, die von Southampton und Le Havre ausliefen, wurden von diesem U-Boot versenkt.
    Frank und Annie und die Renoirs waren die Letzten, die eine sichere Überfahrt hatten.

[home]
    Vierter Teil 1940 bis 1946
       

52
    I ch habe eigentlich nicht das Gefühl, so viel zu tun«, sagte Clarissa. Sie und Alex wickelten im Keller der Kirche Verbände auf, wie sie es jeden Donnerstagmorgen taten.
    Alex stimmte ihr zu. Sie lernten beide stricken, und Clarissa hatte schon einen Schal gestrickt, während Alex noch an einer Mütze arbeitete. Heute Morgen hatten die beiden jüngeren Hausmädchen gekündigt, weil sie in Munitionsfabriken oder in Männerberufen viel mehr Geld verdienen konnten. Zahlreiche junge Frauen arbeiteten mittlerweile in London als Taxifahrer.
    Hugh, der irgendwo hoch im Norden in Schottland zur Ausbildung war, schrieb regelmäßig.
    »Wenn ihr glaubt, der Winter in London sei düster und trostlos, dann wart ihr noch nie hier im Norden. Es ist deprimierend grau. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Menschen freiwillig hier oben leben.«
    Er hatte jedoch ein hübsches schottisches Mädchen kennengelernt, die mit ihrem Vater mit dem Fischerboot hinausfuhr, seit ihr Bruder in der Armee war. Ein schottisches Fischermädchen! »Genau das Richtige für eine zukünftige Herzogin, nicht wahr?« Clarissa lächelte.
    »Er ist doch erst achtzehn.«
    »Das perfekte Alter, um sich zu verlieben.«
    Alex dachte an ihre eigene Jugend zurück. Harry. Sie konnte sich nicht einmal mehr an seinen Nachnamen erinnern. Ob Hugh wohl mit der kleinen Schottin schlief?
    »Ich denke die ganze Zeit, dass wir eigentlich mehr tun sollten, aber ich weiß nicht, was.«
    »Ja, mir geht es genauso.« Clarissa wechselte das Thema. »Was würden die Leute wohl denken, wenn ich Ben heiratete?«
    »Spielt es eine Rolle, was die Leute denken? Hat er dich endlich gefragt?«
    »Nein, ich habe vor, ihn zu fragen. Eigentlich möchte ich ja auch nur wissen, was du davon hältst?«
    »Ich werde dich schrecklich vermissen, wenn du nicht mehr jeden Tag um mich bist.«
    »Ach, Unsinn. Ich will doch nicht weggehen. Glaubst du, ich ziehe in sein winziges Haus? Ich hatte gedacht, er möchte vielleicht zu mir ziehen. Schließlich isst er ja schon jeden Abend mit uns.«
    »Reicht es dir denn nicht, wenn alles beim Alten bleibt?«
    »Die Leute reden bestimmt schon.«
    Alex blickte ihre Schwiegermutter an. Ben schlich sich sicher heimlich im Morgengrauen aus dem Haus, und manchmal kam auch Clarissa erst weit nach Mitternacht nach Hause.
    »Ich finde es eine Schande, dass ihr in eurem Alter so heimlich durch die Gegend schleichen müsst. Aber heiraten würde ich wahrscheinlich nicht mehr.«
    »Wenn Oliver in dieser schrecklichen Maschine stirbt, würdest du nie wieder heiraten? Was ist denn mit Philippe?«
    Clarissa ließ zum ersten Mal durchblicken, dass sie Bescheid wusste.
    »Eines habe ich über Männer herausgefunden. Wenn ich sie liebe oder mit ihnen zusammenlebe, verliere ich mich. Ich bemühe mich so sehr, ihnen zu gefallen, dass ich nicht mehr an mich denke. Ich glaube, die Ehe wurde von Männern erfunden, damit jemand für sie sorgt

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