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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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tauchte sie in die Tinte. »Schließlich sind sie doch tonangebend im Land, was gute Manieren angeht, oder?«
    Frank lachte. »Wenn das so ist, dann folgt aber der größte Teil des Landes nicht ihrem guten Beispiel.«
    »Nun, ich habe gehört, dass alle nachmachen, was die Vanderbilts und von Rhysdales tun.«
    »Alle?«, neckte Frank sie.
    »Na ja, wir gehören ja nicht in ihren Kreis. Wir zählen nicht.«
    »Und, mein Schatz«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Nase, »wenn wir nicht zählen, dann haben sie ihre Augen nicht weit genug aufgemacht.«
    »Ich weiß nicht. Meinst du, wir sollten den Sullivans absagen? Niemand aus dieser Gesellschaft hat uns jemals zuvor eingeladen.«
    »Ich würde sagen, es zeugt von gutem Benehmen, wenn wir unsere Verpflichtungen erfüllen. Schreib ihr einfach, dass wir die Sullivans unmöglich enttäuschen können. Sie muss doch verstehen, dass frühere Absprachen Vorrang haben.«
    Manchmal konnte Annie nur noch den Kopf darüber schütteln, wie Frank in der letzten Zeit redete. Frühere Absprachen, also wirklich. Nun, sie würde genau diese Worte benutzen und Mrs. von Rhysdale schreiben, wie leid es ihnen täte, dass sie ihre Einladung nicht annehmen könnten, aber sie hätten eine frühere Absprache. Sollte sie noch hinzufügen, sie hofften, ein andermal eingeladen zu werden? Ja, das würde sie schreiben.
    Als Sophie hörte, dass die von Rhysdales ihnen eine Einladung geschickt hatten, Annie und Frank aber bereits eine frühere Absprache getroffen hatten, war sie überhaupt nicht böse. Lächelnd ging sie hinunter und wettete auf das Pferd ihres Vaters.
    Als Colin von Rhysdale erfuhr, dass die Currans die Einladung seiner Mutter ausgeschlagen hatten, lächelte auch er, allerdings nicht in Gegenwart seiner Mutter. »Dann versuch es mit morgen Abend, Mutter«, schlug er vor.
    »Ich lade sie doch nicht noch einmal ein, wenn sie abgelehnt haben.«
    »Du legst doch so viel Wert auf gute Manieren, meine Liebe«, sagte er. »Sie benehmen sich einfach nur korrekt und sagen nicht einen Termin ab, weil sie etwas Besseres geboten bekommen.«
    Er fragte sich, ob Sophie wohl dachte, dass die Einladung seiner Mutter besser sei. Von den Currans war dies jedenfalls der reinste Geniestreich. Eine Einladung seiner Mutter abzulehnen war die sicherste Methode, um ihr Interesse zu wecken. Er kannte sie nur zu gut. Sie hatte sich bereits vorgenommen, Sophie oder ihre Eltern nicht zu mögen, und würde die Absage als persönliche Beleidigung auffassen, aber sie würde auch wissen wollen, wer es war, der die Kühnheit besaß, ihr die Stirn zu bieten. Sie würde sie erneut einladen, weil er sie darum gebeten hatte, und sie würde nett zu ihnen sein, weil sie wusste, es bedeutete ihm etwas, aber sie würde sich auf keinen Fall bei ihnen einschmeicheln.
    Nun, wenn Sophie mit der Missbilligung seiner Mutter zurechtkam, war sie das richtige Mädchen für ihn, ganz gleich, wie ihre Eltern waren. Er war gespannt darauf, wie stark sie war, denn er kannte sie ja kaum. Schließlich hatte er sich noch nicht einmal eine Stunde mit ihr unterhalten.
    Als er sie am Nachmittag sah, stand sie am Zaun an der Rennbahn und winkte aufgeregt, als sein Pferd das Rennen lief, wenn auch nicht ganz so aufgeregt wie ihre Mutter, als das Pferd der Currans im Rennen war. Colin lächelte unwillkürlich, als er Mrs. Curran entdeckte. Mit ihren siebenunddreißig Jahren war sie immer noch eine schöne Frau. Sie trug ein himmelblaues Kleid, wesentlich modischer als die Kleider seiner Mutter, und einen breitkrempigen Hut mit einer Feder. Ihr Kleid war tiefer ausgeschnitten, als es sich für das Nachmittagskleid einer anständigen Frau gehörte, und durch sein Fernglas konnte er sehen, dass an ihren Ohrläppchen hellblaue Ohrringe baumelten. Als das Pferd der Currans als Erstes durchs Ziel ging, schrie sie laut und schwenkte die Arme. Seine Mutter beugte sich vor und tätschelte ihm die Hand, als sein Pferd verlor.
    Als er sich schließlich suchend nach Sophie umschaute, konnte er sie nirgendwo finden. Am Abend jedoch saß sie mit ihren Eltern im Restaurant an einem Tisch für zwölf Personen. Links von ihr war ein junger Mann, den Colin nicht kannte, und rechts von ihr saß George Burnham, mit dem Colin in Exeter gewesen war. George war aus Philadelphia, deshalb spielte es keine Rolle, dass sein Vater sein Vermögen mit einer der einflussreichsten Zeitungen im Land gemacht hatte.
    Von weitem beobachtete er, wie Sophie zuerst mit dem

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