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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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danach sehnen konnte. Für sie war es wichtig, dazuzugehören. Sie wollte von der einzigen Gruppe akzeptiert werden, deren Billigung man nicht mit Geld kaufen konnte.
    Die Männer, die das Land regierten, die den Kurs der Welt veränderten, machten mit Frank Geschäfte, dinierten mit ihm, luden aber Annie nicht ein. Männer, die Verträge mit ihm schlossen und ihm vertrauten, würden ihn nie mit seiner Frau zu sich nach Hause einladen, weil sie dort nichts zu bestimmen hatten. Die Frauen, die das Sagen hatten, ließen kaum eine Frau aus einer anderen Schicht in ihre Kreise hinein, auch nicht, wenn ihre Söhne sie geheiratet hatten. Manchmal blieben diese jungen Frauen für immer am Rand der Gesellschaft. Sophie jedoch hoffte, die Barrieren überwinden zu können.
    Annie bezeichnete diese Leute als langweilig. Sie verstanden es nicht, sich anzuziehen, sie wussten nicht, wie man Spaß hatte oder lachte. Aber Annie war auch nicht als kleines Mädchen mit ihnen zur Schule gegangen, sie hatte nie den Schmerz verspürt, abgelehnt, ignoriert und ausgelacht zu werden. Annie hatte in ihrem ganzen Leben keine unangenehme Minute erlebt, es sei denn, man bezeichnete die Zeit, in der sie für die Bergarbeiter gekocht hatte, als unangenehme Erfahrung. Und sie hatte immer ihren Spaß gehabt. Sie kannte Dutzende von jungen Männern, die ihr gefallen würden, wenn sie jung wäre. Die Söhne von Politikern, von Männern, die wie Frank mit Minen reich geworden waren, deren Erfindungen die Welt veränderten, oder Männer, die einfach nur charmant und unterhaltsam waren.
    Aber Sophie verzog keine Miene, wenn sie mit ihnen tanzte. Sie ignorierte ihre Einladungen, las stattdessen lieber französische Romane, ritt aus oder spielte mit ihrem Bruder Mensch-ärgere-dich-nicht, wenn er aus der Schule nach Hause kam. Ab und zu ging sie mit Annie ins Theater oder mit ihrem Vater in die Oper. Insgeheim machten sich Frank und Annie Sorgen um ihre Tochter.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, sie ist auf irgendetwas wütend«, sagte Annie. »Ich habe aber keine Ahnung, warum.«
    Frank kannte den Grund, wusste jedoch nicht, was er tun sollte.
    Sophie war beharrlich, hübsch und ehrgeizig, und wenn sie wollte, entwickelte sie denselben Charme wie ihr Vater. Von ihrer Mutter hatte sie den Sinn für Dramatik geerbt, wenn auch vielleicht nicht so ausgeprägt wie bei Annie. Sie war intelligent und manchmal sogar witzig, ihr fehlte jedoch die Fähigkeit, über sich selbst oder über Dinge zu lachen, die ihr wichtig waren.
    »Warum bist du so früh aufgestanden?«, fragte Frank.
    »Die Sonne. Es ist ein wunderschöner Tag, nicht wahr? Ich wollte gerne reiten gehen.«
    Sie wirkte so glücklich, dass Frank sich unwillkürlich fragte, was heute früh vorgefallen war. In diesem Moment tauchte der Trainer von Franks Rennpferden auf der Schwelle des Speisesaals auf und ließ Frank über den Kellner ausrichten, er möchte bitte zu den Ställen kommen. Kurz nachdem Frank weg war, schlenderte Colin von Rhysdale in den Speisesaal und trat an Sophies Tisch. Er blieb stehen, und sie blickte ihn an.
    »Sie sind Sophie Curran«, sagte er.
    »Und Sie sind?«
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Ihre Mutter würde Ihr Verhalten sicher nicht billigen. Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden.«
    »Hätte Ihre Mutter denn nichts dagegen?«
    Sophie lächelte ihn an. »Nein, meine Mutter nicht.«
    »Dann wissen Sie also, wer ich bin? Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Er ließ sich einfach auf Franks Stuhl nieder, und ein Kellner schenkte ihm Kaffee ein.
    »Ich weiß, dass Sie Mr. von Rhysdale sind, aber nicht, welcher.«
    »Colin«, erwiderte er und trank einen Schluck Kaffee. Der Kellner brachte die Eier, die Frank bestellt hatte, und blickte verwirrt auf den neuen Gast. Colin machte eine Handbewegung. »Ich nehme sie.«
    Sophie lächelte in sich hinein.
    »Warum habe ich Sie noch nie gesehen?«, fragte Colin.
    Sophie zuckte anmutig mit den Schultern und sagte: »Wir bewegen uns in unterschiedlichen Kreisen, Mr. von Rhysdale.«
    Natürlich hatte er schon von Frank Curran gehört, dem Mann, der mehr Silber besaß als sonst jemand in Nordamerika. Sein Vater, der Curran kannte, hatte ihn als »Mann mit scharfem Verstand« bezeichnet.
    Aber niemand hatte ihm etwas von Sophie Curran erzählt, von diesen Haaren, die ihr lockig über die Schultern fielen.
    »Leben Sie in der Stadt?«, fragte er. Es gab nur eine Stadt.
    Sie nickte. »Ja, auf der Fifth Avenue.«
    »O ja,

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