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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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eingeladen, zu Bällen, die erst um halb elf oder elf Uhr abends begannen und bis zum Morgengrauen dauerten. Edward, der Luxus liebende Sohn Victorias, liebte Amerikaner, und da er jetzt König war, gehörten sie zu seiner bevorzugten Gesellschaft. So lernten die Currans den König von England kennen und pflegten einen freundschaftlichen Umgang mit ihm. Vor allem Sophie hatte es ihm angetan, und sie freute sich sehr, als in der
New York Times
eine Fotografie von ihr und dem König auf einem Ball abgebildet wurde. Sie wurde als Mrs. Colin von Rhysdale, Tochter des Silberkönigs Frank Curran, erwähnt, und darunter stand: »Amerikas Adel tanzt mit Englands Adel.«
    Diana von Rhysdale dachte, dass es vielleicht an der Zeit sei, die Currans auf ihre Dinner-Partys einzuladen.
    Colin von Rhysdale machte Karriere in der Familienbank, reiste mehrere Male im Monat nach Philadelphia und Boston, fuhr ab und zu mit dem Zug nach Cleveland und Chicago, und schließlich machte er auch eine Geschäftsreise nach San Francisco und Denver, wo Annie und Frank ihn erwarteten, ihm die majestätischen Rocky Mountains zeigten und ihn ihren zahlreichen Verwandten aus Colorado vorstellten. Frank nahm ihn sogar mit in die Mine, und Colin genoss jede Minute seines Aufenthaltes dort.
    Colin war ein großartiger Vater, kam täglich um fünf Uhr nach Hause, damit er noch mit seinen Kindern zusammen sein konnte. Sophie war selten da, weil sie meistens noch Besuche machte (nur mittwochs blieb sie zu Hause, da dies ihr Empfangstag war). Beinahe jeden Abend dinierten sie auswärts oder hatten Gäste zum Abendessen bei sich zu Hause. Einmal in der Woche aßen sie mit seinen Eltern zu Abend, und Sonntagmittag aßen sie mit Frank und Annie. Alex und Tristan stellten endlos Fragen, und Colin versuchte, sie zu beantworten, und wenn er die Antwort nicht wusste, erfand er Geschichten. Alex glaubte ihm kein Wort, aber sie liebte seine Geschichten und genoss es, dass ihr Vater sich so viel mit ihnen beschäftigte. Wenn er zu Hause war, gab er ihnen immer einen Gutenachtkuss, ob sie nun Gäste hatten oder nicht.
    Samstags ging er mit ihnen im Park reiten und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Er besuchte mit ihnen das Museum, das Marionettentheater, und er redete mit ihnen, als seien sie erwachsen. Er nahm sie aber auch in den Arm und spielte mit ihnen, als ob er selbst noch ein Kind sei. Seine Kinder machten ihm große Freude, und dafür war er Sophie dankbar.
    Ansonsten hatten seine Frau und er sich wenig zu sagen. Ihre Gespräche gingen kaum über die Kinder oder über gesellschaftliche Termine hinaus, und Colin war es leid geworden, mit einer Frau zu schlafen, die stocksteif unter ihm lag. Er wusste, dass sie nur darauf wartete, dass er endlich fertig war, und deshalb kam er immer seltener zu ihr.
    Dafür wandte er sich immer häufiger anderen Frauen zu. Vor allem einer anderen Frau, der Witwe eines seiner Freunde, der an Typhus gestorben war. Sie lebte allein mit ihrem Sohn, der zehn Jahre älter war als Alex.
    Marguerite Manson war weder schön noch hatte sie Ausstrahlung. Früher hätte man sie sicher als graue Maus bezeichnet. Aber sie hatte ein liebes Wesen, eine Entschlossenheit, sich vom Leben nicht unterkriegen zu lassen, und ein Herz voller Liebe. Wahrscheinlich hätte sie ohne Liebe nicht weiterleben können, und sie fand sie unerwartet im Central Park, wo sie eines kalten Februartages Colin begegnete, der seinen Kindern beim Schlittschuhlaufen zuschaute. Ihr Sohn war auf einer Privatschule, er wollte Pianist werden. Er hatte seit seinem sechsten Lebensjahr Klavierstunden bekommen und immer fleißig geübt. Und so war ihr Haus von Musik erfüllt, und Marguerite ließ sich von den Klängen trösten. Sie fand Zufriedenheit in der Leidenschaft ihres Sohnes, mehr konnte sie vom Leben nicht mehr erwarten. Sie war siebenunddreißig Jahre alt und besaß genug Geld, um den Rest ihres Lebens komfortabel zu verbringen. Sie hatte zahlreiche Freunde, die sie ihre Einsamkeit nicht so sehr spüren ließen, aber Liebe konnte sie nicht mehr erwarten, da sie seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr ausging.
    Die kleine Hütte am See, in der Sophie und Frederic einst heißen Apfelsaft getrunken hatten, gab es nicht mehr. Sie war durch ein erstklassiges Restaurant ersetzt worden, in das die Leute mittags wie abends strömten. Und so geschah es eines Samstags, als Alex und Tristan gerade ihre Schlittschuhe anschnallten, dass Colin Marguerite auf einer Bank am See sitzen

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