Wer nach den Sternen greift
um, die ihr Taschentuch in den Fingern zerknüllte. Dann setzte sie sich neben sie und ergriff ihre Hände.
»Männer sind anders als Frauen, meine Liebe. Männer haben Bedürfnisse, die wir Frauen nicht haben. Sie setzen andere Prioritäten. Wir sorgen uns um die Familie, und ihnen ist es wichtig, für uns zu sorgen. Aber Colin möchte eine Frau, für die er keine Verantwortung hat, mit der er nicht den Alltag teilt, nicht über die Kinder oder das Geschäft sprechen muss.«
»Colin spricht zu Hause nie über seine Arbeit.«
Diana nickte. »Mr. von Rhysdale hatte ebenfalls eine Geliebte, vielleicht sogar drei oder vier über die Jahre, und ich bin sicher, dass er ihr die Wohnung bezahlt, vielleicht sogar den Unterhalt für die Kinder, die möglicherweise von ihm sind, aber es stört mich nicht. Meine Eltern haben unsere Ehe arrangiert, und wir haben uns nie eingebildet, uns zu lieben. Also lasse ich ihn haben, was er will, und ich habe auch, was ich will. Aber bei dir ist es vielleicht etwas anderes, weil du Colin aus Liebe geheiratet hast.«
Als sie das sagte, wurde Sophie bewusst, dass sie Colin nie geliebt hatte, jedenfalls nicht so wie Frederic Hult.
»Deshalb fühlst du dich zurückgewiesen …«
Nein, zurückgewiesen gefühlt hatte sie sich von den Töchtern von Dianas Freundinnen, aber nicht von Colin, auch nicht, wenn er eine andere Frau hatte. Sie fürchtete jedoch die Scheidung und den Gedanken, dass die Gesellschaft, zu der sie jetzt gehörte, sie dann erneut ablehnen würde.
»Versuch einfach an das zu denken, was du sonst von dieser Ehe hast. Dein Haus, deine Kinder, diese wundervollen Schätze, mich – unsere Freundschaft bedeutet mir viel, Sophie. Colin will keine Scheidung. Das wäre undenkbar. Und wenn er das nächste Mal zu dir ins Bett kommt …«
»Er kommt seit Jahren schon nicht mehr zu mir ins Bett«, sprudelte Sophie hervor.
Diana zog die Augenbrauen hoch und schwieg einen Moment lang. »Das braucht dich überhaupt nicht zu beunruhigen, meine Liebe. Dein Leben geht so weiter wie bisher, und ich würde vorschlagen, du erwähnst ihm gegenüber nichts davon, es sei denn« – sie lächelte –, »du willst noch einen Diamanten.«
»Ich brauche nicht noch mehr Schmuck«, erwiderte Sophie.
»Dann behalt es für dich, und es bleibt unter uns …«
»Ich habe es aber von jemand anderem gehört. Die Leute reden.«
»Das tun sie vermutlich schon seit Jahren. Hast du denn nie die Geschichten von den anderen Ehemännern gehört?«
»Natürlich, aber das scheint mir so unwichtig.«
»Und so ist es hier auch. Es hat nichts mit dir zu tun, Sophie, nichts mit deinem Leben. Du fragst doch Colin schon seit Jahren nicht mehr, was er am Nachmittag oder am Abend tut, nicht wahr?«
Nein, dachte Sophie. Dann war er also abends nach dem Essen zu dieser Frau gegangen, und ihr hatte er erzählt, er ginge in seinen Club, um noch ein Glas zu trinken. Und plötzlich stellte sie fest, dass es ihr gleichgültig war, weil es sie von diesem Teil der ehelichen Verpflichtungen enthob. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr angerührt, und sie war äußerst erleichtert darüber. Die Monate, die sie in Europa oder in Newport verbrachte, waren für ihn wahrscheinlich die schönste Zeit.
Nun, sie hatte ihn nicht aus Liebe geheiratet. Vielleicht hatte er ja die Liebe gefunden, und das konnte ihr nur recht sein. Ihr wurde klar, dass auch ihre Pläne für Alex hervorragend in dieses Bild passten. Um einen englischen Aristokraten zu heiraten, brauchte Alex nicht verliebt zu sein. Colin hatte geglaubt, sie zu lieben, und es war wohl ein grausames Erwachen für ihn gewesen. Wenn man jedoch eine Ehe ohne diese Erwartung einging, konnte man auch nicht enttäuscht werden. Sie besaß seit langem alles, weswegen sie ihn geheiratet hatte: den Respekt seiner Mutter und ihrer Freundinnen und den Namen, der ihr so selbstverständlich zugeschrieben wurde wie ihrer Schwiegermutter.
Diana nahm Sophie in die Arme und sagte: »In guten wie in schlechten Tagen, meine Liebe, und die guten Tage sind seltener. Aber du brauchst nicht unglücklich zu sein, du hast so viel anderes.«
»Ja, in der Tat«, erwiderte Sophie. »Ich habe eigentlich alles, was ich will, einschließlich deiner Freundschaft.«
»Es ist mehr als Freundschaft, meine Liebe. Du hast meine Liebe.«
Dann habe ich also doch aus Liebe geheiratet, dachte Sophie und musste unwillkürlich lächeln. Sie erwiderte die Umarmung ihrer Schwiegermutter. Und als sie starb,
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